Ein vorzüglicher Wiesenwachs, macht einen guten Heuschlag, und wird, bey der Güte des Grun- des, von der schicklichen Lage und den gedeihlichen Witterungsumständen, bey dem Uebergang der einen Jahreszeit in die andere, abwechselnd bestim- met, so daß er sich bald gut, bald schlecht, bald mit- telmäßig zeiget, mit Vorbehaltung derjenigen beson- dern Eigenschaften, die ein jeder Grund der Grä- serey selbst demohngeachtet noch besonders giebt. Das Gras muß sowohl fein und dichte stehen, und so hohe Halme und Stengel treiben, daß es die Sense fassen kann; es müssen auch die dazwischen befindlichen Kräuter so beschaffen seyn, daß sie auf der Schwade mit der Harke wohl gewendet werden können, ohne die Blätter zu verlieren, oder sich beym Sammeln zu verstreuen. Andere Grasfle- cken, die sich dadurch von den Wiesen unterschei- den, theils, daß sie zur grünen Fütterung und nicht auf Heu genutzt werden können, theils wegen des kür- zern und dünnern Grases darauf nicht genutzt wer- den, lassen zwar den Hau der Sense zu, aber wer- den doch mehr durch die Sichel abgeschnitten, we- nigstens das erste- oder zweytemahl. Manche Wie- sen können, da sie späte oder Herbstwiesen sind, nur einmahl mit der Sense ordentlich behauen werden, das zweytemahl werden sie zur Viehweide wegen des Grases angewendet, wie die Triften und Anger, welche weder der Sense noch der Sichel unterwor- fen seyn können.
Alle
Botan. Abhdl.IIB. K
Ein vorzuͤglicher Wieſenwachs, macht einen guten Heuſchlag, und wird, bey der Guͤte des Grun- des, von der ſchicklichen Lage und den gedeihlichen Witterungsumſtaͤnden, bey dem Uebergang der einen Jahreszeit in die andere, abwechſelnd beſtim- met, ſo daß er ſich bald gut, bald ſchlecht, bald mit- telmaͤßig zeiget, mit Vorbehaltung derjenigen beſon- dern Eigenſchaften, die ein jeder Grund der Graͤ- ſerey ſelbſt demohngeachtet noch beſonders giebt. Das Gras muß ſowohl fein und dichte ſtehen, und ſo hohe Halme und Stengel treiben, daß es die Senſe faſſen kann; es muͤſſen auch die dazwiſchen befindlichen Kraͤuter ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie auf der Schwade mit der Harke wohl gewendet werden koͤnnen, ohne die Blaͤtter zu verlieren, oder ſich beym Sammeln zu verſtreuen. Andere Grasfle- cken, die ſich dadurch von den Wieſen unterſchei- den, theils, daß ſie zur gruͤnen Fuͤtterung und nicht auf Heu genutzt werden koͤnnen, theils wegen des kuͤr- zern und duͤnnern Graſes darauf nicht genutzt wer- den, laſſen zwar den Hau der Senſe zu, aber wer- den doch mehr durch die Sichel abgeſchnitten, we- nigſtens das erſte- oder zweytemahl. Manche Wie- ſen koͤnnen, da ſie ſpaͤte oder Herbſtwieſen ſind, nur einmahl mit der Senſe ordentlich behauen werden, das zweytemahl werden ſie zur Viehweide wegen des Graſes angewendet, wie die Triften und Anger, welche weder der Senſe noch der Sichel unterwor- fen ſeyn koͤnnen.
Alle
Botan. Abhdl.IIB. K
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0155"n="145"/><p>Ein vorzuͤglicher Wieſenwachs, macht einen<lb/>
guten Heuſchlag, und wird, bey der Guͤte des Grun-<lb/>
des, von der ſchicklichen Lage und den gedeihlichen<lb/>
Witterungsumſtaͤnden, bey dem Uebergang der<lb/>
einen Jahreszeit in die andere, abwechſelnd beſtim-<lb/>
met, ſo daß er ſich bald gut, bald ſchlecht, bald mit-<lb/>
telmaͤßig zeiget, mit Vorbehaltung derjenigen beſon-<lb/>
dern Eigenſchaften, die ein jeder Grund der Graͤ-<lb/>ſerey ſelbſt demohngeachtet noch beſonders giebt.<lb/>
Das Gras muß ſowohl fein und dichte ſtehen, und<lb/>ſo hohe Halme und Stengel treiben, daß es die<lb/>
Senſe faſſen kann; es muͤſſen auch die dazwiſchen<lb/>
befindlichen Kraͤuter ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie auf<lb/>
der Schwade mit der Harke wohl gewendet werden<lb/>
koͤnnen, ohne die Blaͤtter zu verlieren, oder ſich<lb/>
beym Sammeln zu verſtreuen. Andere Grasfle-<lb/>
cken, die ſich dadurch von den Wieſen unterſchei-<lb/>
den, theils, daß ſie zur gruͤnen Fuͤtterung und nicht<lb/>
auf Heu genutzt werden koͤnnen, theils wegen des kuͤr-<lb/>
zern und duͤnnern Graſes darauf nicht genutzt wer-<lb/>
den, laſſen zwar den Hau der Senſe zu, aber wer-<lb/>
den doch mehr durch die Sichel abgeſchnitten, we-<lb/>
nigſtens das erſte- oder zweytemahl. Manche Wie-<lb/>ſen koͤnnen, da ſie ſpaͤte oder Herbſtwieſen ſind, nur<lb/>
einmahl mit der Senſe ordentlich behauen werden,<lb/>
das zweytemahl werden ſie zur Viehweide wegen<lb/>
des Graſes angewendet, wie die Triften und Anger,<lb/>
welche weder der Senſe noch der Sichel unterwor-<lb/>
fen ſeyn koͤnnen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Botan. Abhdl.</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">II</hi></hi><hirendition="#fr">B.</hi> K</fw><fwplace="bottom"type="catch">Alle</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[145/0155]
Ein vorzuͤglicher Wieſenwachs, macht einen
guten Heuſchlag, und wird, bey der Guͤte des Grun-
des, von der ſchicklichen Lage und den gedeihlichen
Witterungsumſtaͤnden, bey dem Uebergang der
einen Jahreszeit in die andere, abwechſelnd beſtim-
met, ſo daß er ſich bald gut, bald ſchlecht, bald mit-
telmaͤßig zeiget, mit Vorbehaltung derjenigen beſon-
dern Eigenſchaften, die ein jeder Grund der Graͤ-
ſerey ſelbſt demohngeachtet noch beſonders giebt.
Das Gras muß ſowohl fein und dichte ſtehen, und
ſo hohe Halme und Stengel treiben, daß es die
Senſe faſſen kann; es muͤſſen auch die dazwiſchen
befindlichen Kraͤuter ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie auf
der Schwade mit der Harke wohl gewendet werden
koͤnnen, ohne die Blaͤtter zu verlieren, oder ſich
beym Sammeln zu verſtreuen. Andere Grasfle-
cken, die ſich dadurch von den Wieſen unterſchei-
den, theils, daß ſie zur gruͤnen Fuͤtterung und nicht
auf Heu genutzt werden koͤnnen, theils wegen des kuͤr-
zern und duͤnnern Graſes darauf nicht genutzt wer-
den, laſſen zwar den Hau der Senſe zu, aber wer-
den doch mehr durch die Sichel abgeſchnitten, we-
nigſtens das erſte- oder zweytemahl. Manche Wie-
ſen koͤnnen, da ſie ſpaͤte oder Herbſtwieſen ſind, nur
einmahl mit der Senſe ordentlich behauen werden,
das zweytemahl werden ſie zur Viehweide wegen
des Graſes angewendet, wie die Triften und Anger,
welche weder der Senſe noch der Sichel unterwor-
fen ſeyn koͤnnen.
Alle
Botan. Abhdl. II B. K
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/155>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.