mahl, wenn das junge Holz aus den Stöcken aus- schlägt, und die alten Stämme faulen. Wenn man auf diese Zeichen nicht Achtung giebt, und ein Holz überstehen läst, so nimmt das alte Holz ab, wird dürre und faul, indessen daß der junge Fasel, be- sonders im Laubholz, zwar wächst, aber dann beym Fällen des alten Holzes verderbt wird. Die Jah- reszeit, das Holz zu fällen, ist von Martini bis im Merz, wenn der Saft bestanden ist; es ist den Wurm weniger unterworfen, und giebt im Brennen besser aus. Eichen und Rothtannen kann man im Früh- ling fällen, weil die Rinde davon geschälet wird, aber den Sommer über nicht auf den Boden liegen laßen, sondern mit etwas unterlegen. Man soll nicht fällen, wenn es hart gefroren ist, wegen den jungen Aufwachs: wenn dergleichen vorhanden, so schadet es ihm mehr, wenn er in der Kälte beschä- diget wird, als wenn er im Saft wäre. Wo man beym Fällen eines Waldes zugleich ausstockt, ist es ebenfalls gut, wenn solches im Herbst geschiehet, weil sodann der umgeworfene Boden sich dem Win- ter über bauet. Es kömmt auch viel darauf an, von welcher Seite ein Wald angegriffen werde, so wohl der Winde halber, als auch, damit die Sonne nicht zu stark auf den abgeholzten Platz scheine, und der junge Fasel verdorre. Man muß soviel möglich sehen, daß der Wald an der Morgenseite angegriffen werde, denn so besäet ihn der Abendwind von selbst, indem er den Saamen aus dem noch ste-
hen-
mahl, wenn das junge Holz aus den Stoͤcken aus- ſchlaͤgt, und die alten Staͤmme faulen. Wenn man auf dieſe Zeichen nicht Achtung giebt, und ein Holz uͤberſtehen laͤſt, ſo nimmt das alte Holz ab, wird duͤrre und faul, indeſſen daß der junge Faſel, be- ſonders im Laubholz, zwar waͤchſt, aber dann beym Faͤllen des alten Holzes verderbt wird. Die Jah- reszeit, das Holz zu faͤllen, iſt von Martini bis im Merz, wenn der Saft beſtanden iſt; es iſt den Wurm weniger unterworfen, und giebt im Brennen beſſer aus. Eichen und Rothtannen kann man im Fruͤh- ling faͤllen, weil die Rinde davon geſchaͤlet wird, aber den Sommer uͤber nicht auf den Boden liegen laßen, ſondern mit etwas unterlegen. Man ſoll nicht faͤllen, wenn es hart gefroren iſt, wegen den jungen Aufwachs: wenn dergleichen vorhanden, ſo ſchadet es ihm mehr, wenn er in der Kaͤlte beſchaͤ- diget wird, als wenn er im Saft waͤre. Wo man beym Faͤllen eines Waldes zugleich ausſtockt, iſt es ebenfalls gut, wenn ſolches im Herbſt geſchiehet, weil ſodann der umgeworfene Boden ſich dem Win- ter uͤber bauet. Es koͤmmt auch viel darauf an, von welcher Seite ein Wald angegriffen werde, ſo wohl der Winde halber, als auch, damit die Sonne nicht zu ſtark auf den abgeholzten Platz ſcheine, und der junge Faſel verdorre. Man muß ſoviel moͤglich ſehen, daß der Wald an der Morgenſeite angegriffen werde, denn ſo beſaͤet ihn der Abendwind von ſelbſt, indem er den Saamen aus dem noch ſte-
hen-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0118"n="108"/>
mahl, wenn das junge Holz aus den Stoͤcken aus-<lb/>ſchlaͤgt, und die alten Staͤmme faulen. Wenn man<lb/>
auf dieſe Zeichen nicht Achtung giebt, und ein Holz<lb/>
uͤberſtehen laͤſt, ſo nimmt das alte Holz ab, wird<lb/>
duͤrre und faul, indeſſen daß der junge Faſel, be-<lb/>ſonders im Laubholz, zwar waͤchſt, aber dann beym<lb/>
Faͤllen des alten Holzes verderbt wird. Die Jah-<lb/>
reszeit, das Holz zu faͤllen, iſt von Martini bis im<lb/>
Merz, wenn der Saft beſtanden iſt; es iſt den Wurm<lb/>
weniger unterworfen, und giebt im Brennen beſſer<lb/>
aus. Eichen und Rothtannen kann man im Fruͤh-<lb/>
ling faͤllen, weil die Rinde davon geſchaͤlet wird,<lb/>
aber den Sommer uͤber nicht auf den Boden liegen<lb/>
laßen, ſondern mit etwas unterlegen. Man ſoll<lb/>
nicht faͤllen, wenn es hart gefroren iſt, wegen den<lb/>
jungen Aufwachs: wenn dergleichen vorhanden, ſo<lb/>ſchadet es ihm mehr, wenn er in der Kaͤlte beſchaͤ-<lb/>
diget wird, als wenn er im Saft waͤre. Wo man<lb/>
beym Faͤllen eines Waldes zugleich ausſtockt, iſt es<lb/>
ebenfalls gut, wenn ſolches im Herbſt geſchiehet,<lb/>
weil ſodann der umgeworfene Boden ſich dem Win-<lb/>
ter uͤber bauet. Es koͤmmt auch viel darauf an,<lb/>
von welcher Seite ein Wald angegriffen werde, ſo<lb/>
wohl der Winde halber, als auch, damit die Sonne<lb/>
nicht zu ſtark auf den abgeholzten Platz ſcheine,<lb/>
und der junge Faſel verdorre. Man muß ſoviel<lb/>
moͤglich ſehen, daß der Wald an der Morgenſeite<lb/>
angegriffen werde, denn ſo beſaͤet ihn der Abendwind<lb/>
von ſelbſt, indem er den Saamen aus dem noch ſte-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">hen-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[108/0118]
mahl, wenn das junge Holz aus den Stoͤcken aus-
ſchlaͤgt, und die alten Staͤmme faulen. Wenn man
auf dieſe Zeichen nicht Achtung giebt, und ein Holz
uͤberſtehen laͤſt, ſo nimmt das alte Holz ab, wird
duͤrre und faul, indeſſen daß der junge Faſel, be-
ſonders im Laubholz, zwar waͤchſt, aber dann beym
Faͤllen des alten Holzes verderbt wird. Die Jah-
reszeit, das Holz zu faͤllen, iſt von Martini bis im
Merz, wenn der Saft beſtanden iſt; es iſt den Wurm
weniger unterworfen, und giebt im Brennen beſſer
aus. Eichen und Rothtannen kann man im Fruͤh-
ling faͤllen, weil die Rinde davon geſchaͤlet wird,
aber den Sommer uͤber nicht auf den Boden liegen
laßen, ſondern mit etwas unterlegen. Man ſoll
nicht faͤllen, wenn es hart gefroren iſt, wegen den
jungen Aufwachs: wenn dergleichen vorhanden, ſo
ſchadet es ihm mehr, wenn er in der Kaͤlte beſchaͤ-
diget wird, als wenn er im Saft waͤre. Wo man
beym Faͤllen eines Waldes zugleich ausſtockt, iſt es
ebenfalls gut, wenn ſolches im Herbſt geſchiehet,
weil ſodann der umgeworfene Boden ſich dem Win-
ter uͤber bauet. Es koͤmmt auch viel darauf an,
von welcher Seite ein Wald angegriffen werde, ſo
wohl der Winde halber, als auch, damit die Sonne
nicht zu ſtark auf den abgeholzten Platz ſcheine,
und der junge Faſel verdorre. Man muß ſoviel
moͤglich ſehen, daß der Wald an der Morgenſeite
angegriffen werde, denn ſo beſaͤet ihn der Abendwind
von ſelbſt, indem er den Saamen aus dem noch ſte-
hen-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/118>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.