so hinreichend zu nähren, und bis zu ihrer vollkom- menen Entwickelung zu erhalten, als ob sie in einer fruchtbaren Erde erwachsen wären. Andern Ge- wächsen hingegen giebt ein gemäßigt feuchter und mehr oder weniger derber filziger Moos nur ihre erste zarte Nahrung, nebst dem Schutze und Aufenthalte, auf eine sehr ähnliche Art, wie es sonst ein sehr lockerer nahrhafter Boden auch zu thun vermag, so lange bis sie ihre mehr erstreckte Pfahl- und Hauptwurzeln, durch den feinen Filz des Mooses, in die unterliegenden ebenfals sehr feine Mooserden verlängern, und von da tiefer schlagen, und bis sie endlich in den wilden Grund selbst eindringen; wie es alles von den Auskeimen des Saamens an, bey großen Arten, in einer Zeit von 5 bis 6 Monat geschiehet. Der Moos dienet ihren Wurzeln zu einer sehr sichern Decke gegen allerhand Witterung, sie hält den Grund, in wel- chen sie sich verbreiten, mäßig feuchte, und giebt ihnen die nahrhaften Feuchtigkeiten nach und nach, die durch diesen Moos langsam filtrirt werden.
Diese Umstände sind gewiß allgemein, und sehr beträchtlich; eine Erfahrung von vielen, seit etliche 30 Jahren glücklich darinnen gemachten, sehr einfachen Versuchen bestätiget sie völlig: derglei- chen in folgenden zur Erläuterung weiter angeführet zu werden verdienen. Da wir aber hier sowohl mit denen mit dem Erdmoose überzogenen Holzbo- den, als auch andern damit bedeckten Gebirgen,
Klip-
ſo hinreichend zu naͤhren, und bis zu ihrer vollkom- menen Entwickelung zu erhalten, als ob ſie in einer fruchtbaren Erde erwachſen waͤren. Andern Ge- waͤchſen hingegen giebt ein gemaͤßigt feuchter und mehr oder weniger derber filziger Moos nur ihre erſte zarte Nahrung, nebſt dem Schutze und Aufenthalte, auf eine ſehr aͤhnliche Art, wie es ſonſt ein ſehr lockerer nahrhafter Boden auch zu thun vermag, ſo lange bis ſie ihre mehr erſtreckte Pfahl- und Hauptwurzeln, durch den feinen Filz des Mooſes, in die unterliegenden ebenfals ſehr feine Mooserden verlaͤngern, und von da tiefer ſchlagen, und bis ſie endlich in den wilden Grund ſelbſt eindringen; wie es alles von den Auskeimen des Saamens an, bey großen Arten, in einer Zeit von 5 bis 6 Monat geſchiehet. Der Moos dienet ihren Wurzeln zu einer ſehr ſichern Decke gegen allerhand Witterung, ſie haͤlt den Grund, in wel- chen ſie ſich verbreiten, maͤßig feuchte, und giebt ihnen die nahrhaften Feuchtigkeiten nach und nach, die durch dieſen Moos langſam filtrirt werden.
Dieſe Umſtaͤnde ſind gewiß allgemein, und ſehr betraͤchtlich; eine Erfahrung von vielen, ſeit etliche 30 Jahren gluͤcklich darinnen gemachten, ſehr einfachen Verſuchen beſtaͤtiget ſie voͤllig: derglei- chen in folgenden zur Erlaͤuterung weiter angefuͤhret zu werden verdienen. Da wir aber hier ſowohl mit denen mit dem Erdmooſe uͤberzogenen Holzbo- den, als auch andern damit bedeckten Gebirgen,
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[84/0096]
ſo hinreichend zu naͤhren, und bis zu ihrer vollkom-
menen Entwickelung zu erhalten, als ob ſie in einer
fruchtbaren Erde erwachſen waͤren. Andern Ge-
waͤchſen hingegen giebt ein gemaͤßigt feuchter
und mehr oder weniger derber filziger Moos nur
ihre erſte zarte Nahrung, nebſt dem Schutze und
Aufenthalte, auf eine ſehr aͤhnliche Art, wie es
ſonſt ein ſehr lockerer nahrhafter Boden auch zu
thun vermag, ſo lange bis ſie ihre mehr erſtreckte
Pfahl- und Hauptwurzeln, durch den feinen Filz
des Mooſes, in die unterliegenden ebenfals ſehr
feine Mooserden verlaͤngern, und von da tiefer
ſchlagen, und bis ſie endlich in den wilden Grund
ſelbſt eindringen; wie es alles von den Auskeimen
des Saamens an, bey großen Arten, in einer Zeit
von 5 bis 6 Monat geſchiehet. Der Moos dienet
ihren Wurzeln zu einer ſehr ſichern Decke gegen
allerhand Witterung, ſie haͤlt den Grund, in wel-
chen ſie ſich verbreiten, maͤßig feuchte, und giebt ihnen
die nahrhaften Feuchtigkeiten nach und nach, die
durch dieſen Moos langſam filtrirt werden.
Dieſe Umſtaͤnde ſind gewiß allgemein, und
ſehr betraͤchtlich; eine Erfahrung von vielen, ſeit
etliche 30 Jahren gluͤcklich darinnen gemachten, ſehr
einfachen Verſuchen beſtaͤtiget ſie voͤllig: derglei-
chen in folgenden zur Erlaͤuterung weiter angefuͤhret
zu werden verdienen. Da wir aber hier ſowohl
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den, als auch andern damit bedeckten Gebirgen,
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/96>, abgerufen am 23.07.2024.
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