seyn, wenn sie sich entsinnen, unter andern gehöret zu haben, daß vor ihrer Zeit diese oder jene weit- läuftige Oerter, die man als Erdfälle und große Untiefen gekannt, in welchen ehedem manches Stück Vieh ersoffen sey, und auf denen man mit Kähnen gefahren, nach und nach aber mit Moos, Schilf und Riedgras bewachsen gewesen, und end- lich durch den Schlamm dermaßen ausgefüllet wor- den, daß man sie trocknen, zu Weiden und Wie- sen, und endlich gar zu tragbaren Ackerlande ma- chen können.
Nun kommen noch manche und ganz andere Umstände hinzu, die, außer den nur erwähnten, den allgemeinen Nutzen der Moosdecke betreffen, sie mag in den tiefen feuchten Orten und Morästen, oder auf freyen und erhabenen Bergen, Felsen, und trocknen und schattigen Planen gefunden werden, nur daß die dabey obwaltenden Ausnahmen und Einschränkungen jederzeit in Betrachtung gezogen werden müssen; wie man denn dabey voraussetzet, es habe der Moos seit vielen Jahren durch die Luft, die Tagewasser und mancherley Witterungszufälle, allerhand Erd- oder Wasserschlamm, Staub, und in solchen, grobe und feine salzigbrennbare und nahrhafte Substanzen erhalten, die sich auch darin- nen ohne Aufhören noch immer anhäufen.
Hierdurch befindet sich ein solcher Moos in dem Stande, gewisse Pflanzenarten, die ihm der Zufall im Saamen oder Wurzeln zubringet, eben
so
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ſeyn, wenn ſie ſich entſinnen, unter andern gehoͤret zu haben, daß vor ihrer Zeit dieſe oder jene weit- laͤuftige Oerter, die man als Erdfaͤlle und große Untiefen gekannt, in welchen ehedem manches Stuͤck Vieh erſoffen ſey, und auf denen man mit Kaͤhnen gefahren, nach und nach aber mit Moos, Schilf und Riedgras bewachſen geweſen, und end- lich durch den Schlamm dermaßen ausgefuͤllet wor- den, daß man ſie trocknen, zu Weiden und Wie- ſen, und endlich gar zu tragbaren Ackerlande ma- chen koͤnnen.
Nun kommen noch manche und ganz andere Umſtaͤnde hinzu, die, außer den nur erwaͤhnten, den allgemeinen Nutzen der Moosdecke betreffen, ſie mag in den tiefen feuchten Orten und Moraͤſten, oder auf freyen und erhabenen Bergen, Felſen, und trocknen und ſchattigen Planen gefunden werden, nur daß die dabey obwaltenden Ausnahmen und Einſchraͤnkungen jederzeit in Betrachtung gezogen werden muͤſſen; wie man denn dabey vorausſetzet, es habe der Moos ſeit vielen Jahren durch die Luft, die Tagewaſſer und mancherley Witterungszufaͤlle, allerhand Erd- oder Waſſerſchlamm, Staub, und in ſolchen, grobe und feine ſalzigbrennbare und nahrhafte Subſtanzen erhalten, die ſich auch darin- nen ohne Aufhoͤren noch immer anhaͤufen.
Hierdurch befindet ſich ein ſolcher Moos in dem Stande, gewiſſe Pflanzenarten, die ihm der Zufall im Saamen oder Wurzeln zubringet, eben
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ſeyn, wenn ſie ſich entſinnen, unter andern gehoͤret
zu haben, daß vor ihrer Zeit dieſe oder jene weit-
laͤuftige Oerter, die man als Erdfaͤlle und große
Untiefen gekannt, in welchen ehedem manches
Stuͤck Vieh erſoffen ſey, und auf denen man mit
Kaͤhnen gefahren, nach und nach aber mit Moos,
Schilf und Riedgras bewachſen geweſen, und end-
lich durch den Schlamm dermaßen ausgefuͤllet wor-
den, daß man ſie trocknen, zu Weiden und Wie-
ſen, und endlich gar zu tragbaren Ackerlande ma-
chen koͤnnen.
Nun kommen noch manche und ganz andere
Umſtaͤnde hinzu, die, außer den nur erwaͤhnten, den
allgemeinen Nutzen der Moosdecke betreffen, ſie
mag in den tiefen feuchten Orten und Moraͤſten,
oder auf freyen und erhabenen Bergen, Felſen, und
trocknen und ſchattigen Planen gefunden werden,
nur daß die dabey obwaltenden Ausnahmen und
Einſchraͤnkungen jederzeit in Betrachtung gezogen
werden muͤſſen; wie man denn dabey vorausſetzet,
es habe der Moos ſeit vielen Jahren durch die Luft,
die Tagewaſſer und mancherley Witterungszufaͤlle,
allerhand Erd- oder Waſſerſchlamm, Staub, und
in ſolchen, grobe und feine ſalzigbrennbare und
nahrhafte Subſtanzen erhalten, die ſich auch darin-
nen ohne Aufhoͤren noch immer anhaͤufen.
Hierdurch befindet ſich ein ſolcher Moos in
dem Stande, gewiſſe Pflanzenarten, die ihm der
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/95>, abgerufen am 23.07.2024.
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