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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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In tiefen Spalten und Ritzen, zwischen den
den Felsen, in offenen Höhlen, und auf Kalkstein
wachsen die Moose sehr gerne, und an der Wetter-
seite überziehen sie alles, worauf sich ihre Fasern
nur so forthelfen können, und lassen oft Abdrücke
von ihrer Gestalt auf den Steinen zurück. In tie-
fen Höhlen, verschloßnen Röhren, Wasserleitun-
gen, und Bergwerken habe ich sie noch nie antref-
fen können, wo sich doch sonst noch verschiedene
Arten von Flechten *) und Schwämmen sehr gerne
vermehren: sollte es auch in einer beträchtlichen
Tiefe von 83, 100 bis 130 Lachter an dem Zim-
merwerke und Kunstgezeuge selbst seyn. In den
Bächen, wo eine feine aufgelößte Kalkerde ist, wer-
den sie, wie andere Körper, davon überzogen.

Die Moose werden zwar außer der Gewächs-
kunde, im gemeinen Leben, nach Verschiedenheit
der Oerter, in welchen sie ihren Stand haben, ins-
gemein in Berg- Stein- Erd- Baum- Holz- und
Wassermoose abgetheilet, welchen man fast mit glei-
chem Rechte eine Unterabtheilung in den Feld- Wie-
se- Wald- und Gartenmoosen zusetzen könnte.
Wenn man aber wahrnimmt, daß anfangs gleich
und noch wohl eine lange Zeit hernach, ganze Flä-
chen, stehende Wasser und Graben fast einzig und
allein, oder doch vornehmlich mit Moos überzogen

wer-
*) Algae.

In tiefen Spalten und Ritzen, zwiſchen den
den Felſen, in offenen Hoͤhlen, und auf Kalkſtein
wachſen die Mooſe ſehr gerne, und an der Wetter-
ſeite uͤberziehen ſie alles, worauf ſich ihre Faſern
nur ſo forthelfen koͤnnen, und laſſen oft Abdruͤcke
von ihrer Geſtalt auf den Steinen zuruͤck. In tie-
fen Hoͤhlen, verſchloßnen Roͤhren, Waſſerleitun-
gen, und Bergwerken habe ich ſie noch nie antref-
fen koͤnnen, wo ſich doch ſonſt noch verſchiedene
Arten von Flechten *) und Schwaͤmmen ſehr gerne
vermehren: ſollte es auch in einer betraͤchtlichen
Tiefe von 83, 100 bis 130 Lachter an dem Zim-
merwerke und Kunſtgezeuge ſelbſt ſeyn. In den
Baͤchen, wo eine feine aufgeloͤßte Kalkerde iſt, wer-
den ſie, wie andere Koͤrper, davon uͤberzogen.

Die Mooſe werden zwar außer der Gewaͤchs-
kunde, im gemeinen Leben, nach Verſchiedenheit
der Oerter, in welchen ſie ihren Stand haben, ins-
gemein in Berg- Stein- Erd- Baum- Holz- und
Waſſermooſe abgetheilet, welchen man faſt mit glei-
chem Rechte eine Unterabtheilung in den Feld- Wie-
ſe- Wald- und Gartenmooſen zuſetzen koͤnnte.
Wenn man aber wahrnimmt, daß anfangs gleich
und noch wohl eine lange Zeit hernach, ganze Flaͤ-
chen, ſtehende Waſſer und Graben faſt einzig und
allein, oder doch vornehmlich mit Moos uͤberzogen

wer-
*) Algae.
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[75/0087] In tiefen Spalten und Ritzen, zwiſchen den den Felſen, in offenen Hoͤhlen, und auf Kalkſtein wachſen die Mooſe ſehr gerne, und an der Wetter- ſeite uͤberziehen ſie alles, worauf ſich ihre Faſern nur ſo forthelfen koͤnnen, und laſſen oft Abdruͤcke von ihrer Geſtalt auf den Steinen zuruͤck. In tie- fen Hoͤhlen, verſchloßnen Roͤhren, Waſſerleitun- gen, und Bergwerken habe ich ſie noch nie antref- fen koͤnnen, wo ſich doch ſonſt noch verſchiedene Arten von Flechten *) und Schwaͤmmen ſehr gerne vermehren: ſollte es auch in einer betraͤchtlichen Tiefe von 83, 100 bis 130 Lachter an dem Zim- merwerke und Kunſtgezeuge ſelbſt ſeyn. In den Baͤchen, wo eine feine aufgeloͤßte Kalkerde iſt, wer- den ſie, wie andere Koͤrper, davon uͤberzogen. Die Mooſe werden zwar außer der Gewaͤchs- kunde, im gemeinen Leben, nach Verſchiedenheit der Oerter, in welchen ſie ihren Stand haben, ins- gemein in Berg- Stein- Erd- Baum- Holz- und Waſſermooſe abgetheilet, welchen man faſt mit glei- chem Rechte eine Unterabtheilung in den Feld- Wie- ſe- Wald- und Gartenmooſen zuſetzen koͤnnte. Wenn man aber wahrnimmt, daß anfangs gleich und noch wohl eine lange Zeit hernach, ganze Flaͤ- chen, ſtehende Waſſer und Graben faſt einzig und allein, oder doch vornehmlich mit Moos uͤberzogen wer- *) Algae.

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/87>, abgerufen am 23.11.2024.