einen ganz freyen, oder aber sehr verdeckten Stand haben, eben so ist es mit den tiefen Thälern, den Abgründen und Morästen, im Gegentheil be- schaffen, auch mit den Ebenen, die sich zwischen solchen Gebirgen, auch ganz unten an dem Fuße derselben, besonders an der Nord- oder Westseite befinden, in denen die Moose nicht allein fast alles überzogen und ausgefüllet haben, sondern auch viele von denjenigen Moosarten, und fast die mei- sten gefunden werden, die sich sonst auf ihren höch- sten Gipfeln erhalten. Tiefe Klippen, gespaltene, abgerissene, heruntergestürzte Felsen und deren Trüm- mer, und schattige mit Holz und Strauch bewach- sene Oerter, die am Eingange der Gebirge noch mit Quellen und Sümpfen versehen sind, haben hier- bey noch ein vieles voraus. Auch die mit Weiß- tannen, Fichten und Kiefern wohl bestandenen Forstreviere, die sich von den Vorgebirgen in die weitläuftige Ebenen ziehen, in wirkliche Landforste verändern, und zum Theil sehr sandig, grusig, tro- cken und unfruchtbar sind, werden theils mit ver- schiedenen langen, weichen, kriechenden Moosarten, theils mit kurzen, rauhen, struppigten Moosen sehr dichte und hoch überzogen.
Diese Umstände hören nirgend gänzlich auf, sondern vermehren sich, oder sie werden vermindert, nach Verschiedenheit und der Lage des fetten, derben oder leichten, magern Grundes, solange ihr Wachs- thum nicht auf solchen Grundstücken beständig un-
terbro-
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einen ganz freyen, oder aber ſehr verdeckten Stand haben, eben ſo iſt es mit den tiefen Thaͤlern, den Abgruͤnden und Moraͤſten, im Gegentheil be- ſchaffen, auch mit den Ebenen, die ſich zwiſchen ſolchen Gebirgen, auch ganz unten an dem Fuße derſelben, beſonders an der Nord- oder Weſtſeite befinden, in denen die Mooſe nicht allein faſt alles uͤberzogen und ausgefuͤllet haben, ſondern auch viele von denjenigen Moosarten, und faſt die mei- ſten gefunden werden, die ſich ſonſt auf ihren hoͤch- ſten Gipfeln erhalten. Tiefe Klippen, geſpaltene, abgeriſſene, heruntergeſtuͤrzte Felſen und deren Truͤm- mer, und ſchattige mit Holz und Strauch bewach- ſene Oerter, die am Eingange der Gebirge noch mit Quellen und Suͤmpfen verſehen ſind, haben hier- bey noch ein vieles voraus. Auch die mit Weiß- tannen, Fichten und Kiefern wohl beſtandenen Forſtreviere, die ſich von den Vorgebirgen in die weitlaͤuftige Ebenen ziehen, in wirkliche Landforſte veraͤndern, und zum Theil ſehr ſandig, gruſig, tro- cken und unfruchtbar ſind, werden theils mit ver- ſchiedenen langen, weichen, kriechenden Moosarten, theils mit kurzen, rauhen, ſtruppigten Mooſen ſehr dichte und hoch uͤberzogen.
Dieſe Umſtaͤnde hoͤren nirgend gaͤnzlich auf, ſondern vermehren ſich, oder ſie werden vermindert, nach Verſchiedenheit und der Lage des fetten, derben oder leichten, magern Grundes, ſolange ihr Wachs- thum nicht auf ſolchen Grundſtuͤcken beſtaͤndig un-
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einen ganz freyen, oder aber ſehr verdeckten
Stand haben, eben ſo iſt es mit den tiefen Thaͤlern,
den Abgruͤnden und Moraͤſten, im Gegentheil be-
ſchaffen, auch mit den Ebenen, die ſich zwiſchen
ſolchen Gebirgen, auch ganz unten an dem Fuße
derſelben, beſonders an der Nord- oder Weſtſeite
befinden, in denen die Mooſe nicht allein faſt alles
uͤberzogen und ausgefuͤllet haben, ſondern auch
viele von denjenigen Moosarten, und faſt die mei-
ſten gefunden werden, die ſich ſonſt auf ihren hoͤch-
ſten Gipfeln erhalten. Tiefe Klippen, geſpaltene,
abgeriſſene, heruntergeſtuͤrzte Felſen und deren Truͤm-
mer, und ſchattige mit Holz und Strauch bewach-
ſene Oerter, die am Eingange der Gebirge noch mit
Quellen und Suͤmpfen verſehen ſind, haben hier-
bey noch ein vieles voraus. Auch die mit Weiß-
tannen, Fichten und Kiefern wohl beſtandenen
Forſtreviere, die ſich von den Vorgebirgen in die
weitlaͤuftige Ebenen ziehen, in wirkliche Landforſte
veraͤndern, und zum Theil ſehr ſandig, gruſig, tro-
cken und unfruchtbar ſind, werden theils mit ver-
ſchiedenen langen, weichen, kriechenden Moosarten,
theils mit kurzen, rauhen, ſtruppigten Mooſen ſehr
dichte und hoch uͤberzogen.
Dieſe Umſtaͤnde hoͤren nirgend gaͤnzlich auf,
ſondern vermehren ſich, oder ſie werden vermindert,
nach Verſchiedenheit und der Lage des fetten, derben
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/85>, abgerufen am 23.07.2024.
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