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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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ihre Schuld, durch Zufälle, oder eine von uns
selbst zu besondern Absichten gemachte Anwendung,
erst dazu werden. Auch dieses werden einige aus
der natürlichen Geschichte der Moose, leicht zu zie-
hende besondere Vorfälle hinreichend erläutern.

Die Moose, als Beyspiele der allerdauerhaf-
testen Gewächse, haben zwar sehr verschiedene
Standörter; doch ist ihnen die Feuchte vor andern
besonders zuträglich; ob sie schon auch, bey andern
Gelegenheiten, in derselben und durch dieselbe zer-
störet und vererdet werden. Demnach finden sich
die Moose auf den höchsten Gebirgen, die fast be-
ständig unter den Wolken liegen, deren kahle Gipfel
sie ganz und zuweilen auf 1 bis 2 Fuß hoch überzie-
hen, und daselbst die häufigen luftigen Gewässer,
der daran sich scheidenden schweren Wolken beständig
in sich nehmen, durch ihr gefilztes Gewebe gleich-
sam filtriren und in die unten liegenden Vertiefun-
gen Gruben und Spalten sammlen lassen, die sie
zuweilen ganz ausfüllen. Hier ist, der Erfahrung
zufolge, nicht selten der erste Anfang der allerklein-
sten, auch in gewissen Himmelsgegenden vielleicht,
der meisten Bäche, dergleichen gar viele auf den
Gebirgen, ohne besondere Quelle zu haben, entste-
hen, und weil sie aus dem nassen Moose einen be-
ständigen Zufluß haben, zu fließen selten auf-
hören.

So beträchtlich die Höhe solcher Gebirge auch
immer seyn mag, auf welchen die Moose entweder

einen

ihre Schuld, durch Zufaͤlle, oder eine von uns
ſelbſt zu beſondern Abſichten gemachte Anwendung,
erſt dazu werden. Auch dieſes werden einige aus
der natuͤrlichen Geſchichte der Mooſe, leicht zu zie-
hende beſondere Vorfaͤlle hinreichend erlaͤutern.

Die Mooſe, als Beyſpiele der allerdauerhaf-
teſten Gewaͤchſe, haben zwar ſehr verſchiedene
Standoͤrter; doch iſt ihnen die Feuchte vor andern
beſonders zutraͤglich; ob ſie ſchon auch, bey andern
Gelegenheiten, in derſelben und durch dieſelbe zer-
ſtoͤret und vererdet werden. Demnach finden ſich
die Mooſe auf den hoͤchſten Gebirgen, die faſt be-
ſtaͤndig unter den Wolken liegen, deren kahle Gipfel
ſie ganz und zuweilen auf 1 bis 2 Fuß hoch uͤberzie-
hen, und daſelbſt die haͤufigen luftigen Gewaͤſſer,
der daran ſich ſcheidenden ſchweren Wolken beſtaͤndig
in ſich nehmen, durch ihr gefilztes Gewebe gleich-
ſam filtriren und in die unten liegenden Vertiefun-
gen Gruben und Spalten ſammlen laſſen, die ſie
zuweilen ganz ausfuͤllen. Hier iſt, der Erfahrung
zufolge, nicht ſelten der erſte Anfang der allerklein-
ſten, auch in gewiſſen Himmelsgegenden vielleicht,
der meiſten Baͤche, dergleichen gar viele auf den
Gebirgen, ohne beſondere Quelle zu haben, entſte-
hen, und weil ſie aus dem naſſen Mooſe einen be-
ſtaͤndigen Zufluß haben, zu fließen ſelten auf-
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So betraͤchtlich die Hoͤhe ſolcher Gebirge auch
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[72/0084] ihre Schuld, durch Zufaͤlle, oder eine von uns ſelbſt zu beſondern Abſichten gemachte Anwendung, erſt dazu werden. Auch dieſes werden einige aus der natuͤrlichen Geſchichte der Mooſe, leicht zu zie- hende beſondere Vorfaͤlle hinreichend erlaͤutern. Die Mooſe, als Beyſpiele der allerdauerhaf- teſten Gewaͤchſe, haben zwar ſehr verſchiedene Standoͤrter; doch iſt ihnen die Feuchte vor andern beſonders zutraͤglich; ob ſie ſchon auch, bey andern Gelegenheiten, in derſelben und durch dieſelbe zer- ſtoͤret und vererdet werden. Demnach finden ſich die Mooſe auf den hoͤchſten Gebirgen, die faſt be- ſtaͤndig unter den Wolken liegen, deren kahle Gipfel ſie ganz und zuweilen auf 1 bis 2 Fuß hoch uͤberzie- hen, und daſelbſt die haͤufigen luftigen Gewaͤſſer, der daran ſich ſcheidenden ſchweren Wolken beſtaͤndig in ſich nehmen, durch ihr gefilztes Gewebe gleich- ſam filtriren und in die unten liegenden Vertiefun- gen Gruben und Spalten ſammlen laſſen, die ſie zuweilen ganz ausfuͤllen. Hier iſt, der Erfahrung zufolge, nicht ſelten der erſte Anfang der allerklein- ſten, auch in gewiſſen Himmelsgegenden vielleicht, der meiſten Baͤche, dergleichen gar viele auf den Gebirgen, ohne beſondere Quelle zu haben, entſte- hen, und weil ſie aus dem naſſen Mooſe einen be- ſtaͤndigen Zufluß haben, zu fließen ſelten auf- hoͤren. So betraͤchtlich die Hoͤhe ſolcher Gebirge auch immer ſeyn mag, auf welchen die Mooſe entweder einen

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/84>, abgerufen am 23.11.2024.