schaft unterscheidet die Moose von vielen andern be- kannten Gewächsen.
Man kann zwar einige Pflanzen, mit Beybe- haltung ihres lebhaften Ansehens, Glanzes und der Farbe, zuweilen so behutsam trocknen, wenn es zumahl geschwinde genug geschiehet, und sie bey ei- ner guten trocknen Witterung abgebrochen oder ein- sammlet worden sind; allein sie sind nicht im Stande, sich nach einer gewissen Zeit, abwechselnd wieder zusammen zu ziehen und wieder auseinander zu dehnen, wie die Moose, und die Rose von Jericho. Alles, was man an solchen bemerket, ist in der ersten Zeit, daß sie in der Luft runzlich werden, wenn sie nicht trocken genug worden sind. Das lauwarme Wasser thut dazu, besonders auch an den feinen trock- nen Pflanzen, eine besondere Wirkung, die es dermaßen erweicht, so daß sie sich bald ausdehnen, und lebhafter werden, daß sie sich mit großerer Deutlichkeit darstellen, als vorher. Dieses Mittel würde noch brauchbarer seyn, wenn das warme Wasser nicht vornehmlich ihre zartesten salzigschlei- migen Antheile auszöge, und davon gefärbt würde. Den Botanisten ist indessen dieser Umstand immer sehr beträchtlich, wenn sie ihn bey Untersuchung der Blumen anwenden, wie Hr. Linnäus, Schreber und Solander gethan.
Es ist ferner eben so gewiß, daß sich verschie- dene Saamen außer der Erde, 3, 5, 8 bis 12 Jahre lebhaft und fruchtbar erhalten lassen, und
nach
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ſchaft unterſcheidet die Mooſe von vielen andern be- kannten Gewaͤchſen.
Man kann zwar einige Pflanzen, mit Beybe- haltung ihres lebhaften Anſehens, Glanzes und der Farbe, zuweilen ſo behutſam trocknen, wenn es zumahl geſchwinde genug geſchiehet, und ſie bey ei- ner guten trocknen Witterung abgebrochen oder ein- ſammlet worden ſind; allein ſie ſind nicht im Stande, ſich nach einer gewiſſen Zeit, abwechſelnd wieder zuſammen zu ziehen und wieder auseinander zu dehnen, wie die Mooſe, und die Roſe von Jericho. Alles, was man an ſolchen bemerket, iſt in der erſten Zeit, daß ſie in der Luft runzlich werden, wenn ſie nicht trocken genug worden ſind. Das lauwarme Waſſer thut dazu, beſonders auch an den feinen trock- nen Pflanzen, eine beſondere Wirkung, die es dermaßen erweicht, ſo daß ſie ſich bald ausdehnen, und lebhafter werden, daß ſie ſich mit großerer Deutlichkeit darſtellen, als vorher. Dieſes Mittel wuͤrde noch brauchbarer ſeyn, wenn das warme Waſſer nicht vornehmlich ihre zarteſten ſalzigſchlei- migen Antheile auszoͤge, und davon gefaͤrbt wuͤrde. Den Botaniſten iſt indeſſen dieſer Umſtand immer ſehr betraͤchtlich, wenn ſie ihn bey Unterſuchung der Blumen anwenden, wie Hr. Linnaͤus, Schreber und Solander gethan.
Es iſt ferner eben ſo gewiß, daß ſich verſchie- dene Saamen außer der Erde, 3, 5, 8 bis 12 Jahre lebhaft und fruchtbar erhalten laſſen, und
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[69/0081]
ſchaft unterſcheidet die Mooſe von vielen andern be-
kannten Gewaͤchſen.
Man kann zwar einige Pflanzen, mit Beybe-
haltung ihres lebhaften Anſehens, Glanzes und der
Farbe, zuweilen ſo behutſam trocknen, wenn es
zumahl geſchwinde genug geſchiehet, und ſie bey ei-
ner guten trocknen Witterung abgebrochen oder ein-
ſammlet worden ſind; allein ſie ſind nicht im
Stande, ſich nach einer gewiſſen Zeit, abwechſelnd
wieder zuſammen zu ziehen und wieder auseinander
zu dehnen, wie die Mooſe, und die Roſe von Jericho.
Alles, was man an ſolchen bemerket, iſt in der erſten
Zeit, daß ſie in der Luft runzlich werden, wenn ſie
nicht trocken genug worden ſind. Das lauwarme
Waſſer thut dazu, beſonders auch an den feinen trock-
nen Pflanzen, eine beſondere Wirkung, die es
dermaßen erweicht, ſo daß ſie ſich bald ausdehnen,
und lebhafter werden, daß ſie ſich mit großerer
Deutlichkeit darſtellen, als vorher. Dieſes Mittel
wuͤrde noch brauchbarer ſeyn, wenn das warme
Waſſer nicht vornehmlich ihre zarteſten ſalzigſchlei-
migen Antheile auszoͤge, und davon gefaͤrbt wuͤrde.
Den Botaniſten iſt indeſſen dieſer Umſtand immer
ſehr betraͤchtlich, wenn ſie ihn bey Unterſuchung der
Blumen anwenden, wie Hr. Linnaͤus, Schreber
und Solander gethan.
Es iſt ferner eben ſo gewiß, daß ſich verſchie-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/81>, abgerufen am 23.07.2024.
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