denn die übrigen Moose stärker wachsen, und bis gegen Ausgang des folgenden Aprils nacheinander blühen. Es kann die Veränderung ihres natürli- chen Standes, und dessen Verschiedenheit, auch eine beständige naßkalte oder warme Witterung bey diesen Zeitpunkten manche Ausnahme machen, so wie denn die Lage, hohe Felsen, tiefe hangende Klippen, schattige Thäler mit Quellen und Morästen, oder auch frey und hoch gelegene Berge vieles be- stimmen.
In den wärmern Jahreszeiten, bey großer Dürre, und überhaupt wenn die Sonne sich ihrem höchsten Stande nähert, oder sich davon noch nicht weit genug entfernt hat, trift man sie in keinem son- derlichen Wachsthume. Sie scheinen zu dieser Zeit fast in ihrem Wachsthume am unmerklichsten zu werden, und beynahe bey ihren mehresten Arten still zu stehen, und etliche sind in der That auf einen sehr großen Grad zusammengezogen, welk und tro- cken, daß man sie dem äußerlichen Ansehen nach gar vor dürre und abgestorben halten sollte, da sie doch innerlich noch wirklich ein schwaches Leben ha- ben; nur, daß sie in ihrem Wachsthume merklich einhalten. Die nachfolgende kühlere Jahreszeit und gemäßigte Feuchte belebet sie von neuen, daß sie sich wieder ausdehnen, ihr natürliches Ansehen wieder annehmen, von neuen wachsen, und blühen, zum Zeichen, daß sie sich bey vorgedachten Verände-
rungen
denn die uͤbrigen Mooſe ſtaͤrker wachſen, und bis gegen Ausgang des folgenden Aprils nacheinander bluͤhen. Es kann die Veraͤnderung ihres natuͤrli- chen Standes, und deſſen Verſchiedenheit, auch eine beſtaͤndige naßkalte oder warme Witterung bey dieſen Zeitpunkten manche Ausnahme machen, ſo wie denn die Lage, hohe Felſen, tiefe hangende Klippen, ſchattige Thaͤler mit Quellen und Moraͤſten, oder auch frey und hoch gelegene Berge vieles be- ſtimmen.
In den waͤrmern Jahreszeiten, bey großer Duͤrre, und uͤberhaupt wenn die Sonne ſich ihrem hoͤchſten Stande naͤhert, oder ſich davon noch nicht weit genug entfernt hat, trift man ſie in keinem ſon- derlichen Wachsthume. Sie ſcheinen zu dieſer Zeit faſt in ihrem Wachsthume am unmerklichſten zu werden, und beynahe bey ihren mehreſten Arten ſtill zu ſtehen, und etliche ſind in der That auf einen ſehr großen Grad zuſammengezogen, welk und tro- cken, daß man ſie dem aͤußerlichen Anſehen nach gar vor duͤrre und abgeſtorben halten ſollte, da ſie doch innerlich noch wirklich ein ſchwaches Leben ha- ben; nur, daß ſie in ihrem Wachsthume merklich einhalten. Die nachfolgende kuͤhlere Jahreszeit und gemaͤßigte Feuchte belebet ſie von neuen, daß ſie ſich wieder ausdehnen, ihr natuͤrliches Anſehen wieder annehmen, von neuen wachſen, und bluͤhen, zum Zeichen, daß ſie ſich bey vorgedachten Veraͤnde-
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[64/0076]
denn die uͤbrigen Mooſe ſtaͤrker wachſen, und bis
gegen Ausgang des folgenden Aprils nacheinander
bluͤhen. Es kann die Veraͤnderung ihres natuͤrli-
chen Standes, und deſſen Verſchiedenheit, auch
eine beſtaͤndige naßkalte oder warme Witterung bey
dieſen Zeitpunkten manche Ausnahme machen, ſo wie
denn die Lage, hohe Felſen, tiefe hangende Klippen,
ſchattige Thaͤler mit Quellen und Moraͤſten, oder
auch frey und hoch gelegene Berge vieles be-
ſtimmen.
In den waͤrmern Jahreszeiten, bey großer
Duͤrre, und uͤberhaupt wenn die Sonne ſich ihrem
hoͤchſten Stande naͤhert, oder ſich davon noch nicht
weit genug entfernt hat, trift man ſie in keinem ſon-
derlichen Wachsthume. Sie ſcheinen zu dieſer
Zeit faſt in ihrem Wachsthume am unmerklichſten
zu werden, und beynahe bey ihren mehreſten Arten
ſtill zu ſtehen, und etliche ſind in der That auf einen
ſehr großen Grad zuſammengezogen, welk und tro-
cken, daß man ſie dem aͤußerlichen Anſehen nach
gar vor duͤrre und abgeſtorben halten ſollte, da ſie
doch innerlich noch wirklich ein ſchwaches Leben ha-
ben; nur, daß ſie in ihrem Wachsthume merklich
einhalten. Die nachfolgende kuͤhlere Jahreszeit
und gemaͤßigte Feuchte belebet ſie von neuen, daß
ſie ſich wieder ausdehnen, ihr natuͤrliches Anſehen
wieder annehmen, von neuen wachſen, und bluͤhen,
zum Zeichen, daß ſie ſich bey vorgedachten Veraͤnde-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/76>, abgerufen am 23.07.2024.
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