ten organischen Theilchen des innerhalb dem Eyerstock liegenden Saamenstoffes einzudringen, diese in ihren allerzartesten Zustande, bey und wäh- rend ihrer fernern Bildung, auf das allerfeinste zu nähren, und dann so lange fortzufahren, bis sich dergleichen Theilchen in eine größere Fläche ausbrei- ten, dichter werden, und aus andern Gefäßen grö- bere Säfte anzunehmen im Stande sind. Hierin- nen setze ich nach meinen Begriffen das Wahre und Wesentliche der Befruchtung des Saamens und der Erzeugung der Pflanzen, so lange, bis ich mit Gewißheit eines andern überführt seyn werde. Wer weiß, wie es eigentlich bey denen Thieren damit zu- gehet, von deren Erzeugung ich mit dem Herrn v. Reaumür und andern festiglich glaube, daß das- jenige, was man sich von ihnen in diesem Punkte am allergewissesten zu wissen schmeichelt, noch lange vor so ausgemacht und unwidersprechlich nicht gehalten werden könne, als man davon insge- mein denket.
11. Was nun den Blumengriffel weiter be- trift, so ist dieser seit einiger Zeit weit aufmerksa- mer betrachtet worden, als vor diesen. Hierzu hat nicht etwa blos dessen besondere Gestalt und La- ge bey denen Blumenliebhabern Gelegenheit gege- ben, sondern vornehmlich dessen unterster Theil, welchen die gelehrten Naturforscher schon vor unse- rer Zeit für den Vterus und dessen innere Abthei- lungen für das Ovarium der Blumen erkannt hat-
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ten organiſchen Theilchen des innerhalb dem Eyerſtock liegenden Saamenſtoffes einzudringen, dieſe in ihren allerzarteſten Zuſtande, bey und waͤh- rend ihrer fernern Bildung, auf das allerfeinſte zu naͤhren, und dann ſo lange fortzufahren, bis ſich dergleichen Theilchen in eine groͤßere Flaͤche ausbrei- ten, dichter werden, und aus andern Gefaͤßen groͤ- bere Saͤfte anzunehmen im Stande ſind. Hierin- nen ſetze ich nach meinen Begriffen das Wahre und Weſentliche der Befruchtung des Saamens und der Erzeugung der Pflanzen, ſo lange, bis ich mit Gewißheit eines andern uͤberfuͤhrt ſeyn werde. Wer weiß, wie es eigentlich bey denen Thieren damit zu- gehet, von deren Erzeugung ich mit dem Herrn v. Reaumuͤr und andern feſtiglich glaube, daß das- jenige, was man ſich von ihnen in dieſem Punkte am allergewiſſeſten zu wiſſen ſchmeichelt, noch lange vor ſo ausgemacht und unwiderſprechlich nicht gehalten werden koͤnne, als man davon insge- mein denket.
11. Was nun den Blumengriffel weiter be- trift, ſo iſt dieſer ſeit einiger Zeit weit aufmerkſa- mer betrachtet worden, als vor dieſen. Hierzu hat nicht etwa blos deſſen beſondere Geſtalt und La- ge bey denen Blumenliebhabern Gelegenheit gege- ben, ſondern vornehmlich deſſen unterſter Theil, welchen die gelehrten Naturforſcher ſchon vor unſe- rer Zeit fuͤr den Vterus und deſſen innere Abthei- lungen fuͤr das Ovarium der Blumen erkannt hat-
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[48/0060]
ten organiſchen Theilchen des innerhalb dem
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rend ihrer fernern Bildung, auf das allerfeinſte zu
naͤhren, und dann ſo lange fortzufahren, bis ſich
dergleichen Theilchen in eine groͤßere Flaͤche ausbrei-
ten, dichter werden, und aus andern Gefaͤßen groͤ-
bere Saͤfte anzunehmen im Stande ſind. Hierin-
nen ſetze ich nach meinen Begriffen das Wahre und
Weſentliche der Befruchtung des Saamens und
der Erzeugung der Pflanzen, ſo lange, bis ich mit
Gewißheit eines andern uͤberfuͤhrt ſeyn werde. Wer
weiß, wie es eigentlich bey denen Thieren damit zu-
gehet, von deren Erzeugung ich mit dem Herrn v.
Reaumuͤr und andern feſtiglich glaube, daß das-
jenige, was man ſich von ihnen in dieſem Punkte
am allergewiſſeſten zu wiſſen ſchmeichelt, noch
lange vor ſo ausgemacht und unwiderſprechlich
nicht gehalten werden koͤnne, als man davon insge-
mein denket.
11. Was nun den Blumengriffel weiter be-
trift, ſo iſt dieſer ſeit einiger Zeit weit aufmerkſa-
mer betrachtet worden, als vor dieſen. Hierzu
hat nicht etwa blos deſſen beſondere Geſtalt und La-
ge bey denen Blumenliebhabern Gelegenheit gege-
ben, ſondern vornehmlich deſſen unterſter Theil,
welchen die gelehrten Naturforſcher ſchon vor unſe-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/60>, abgerufen am 23.07.2024.
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