mahl bey der Befruchtung der Thiere offenbar wor- den oder jemahls werden können, oder aber, denen es, die Wahrheit zu sagen, an Gedult und Auf- merksamkeit gefehlt hat. Denn dieser Blumen- staub, der den Namen des befruchtenden mit allem Rechte erhalten, findet sich wie die Erfahrung zei- get, in natürlichen Umständen, bey welchen er zu gesetzter Zeit allemahl da seyn kann und muß, bey allen und jeden blühenden Pflanzen in besonders für ihm bestimmten und gebauten Gefäßen; in die- sen wird er sorgfältig gebildet, verwahret, zu seiner Vollkommenheit gebracht, und so lange aufbehal- ten, bis er im Stande ist, durch seine gewöhnliche erstaunende Vivacität die Befruchtung des Ovarii zu bewirken. Alte und neuere Erfahrungen setzen das, was ich hier sage, außer Zweifel, und bekräf- tigen auf hunderterley Weise, so viel, daß er nie- mahls fehle, gefehlet habe, und fehlen könne, wenn fruchtbare Saamen zugegen sind; im Gegentheil aber, wo er fehle oder unwirksam sey, oder durch einen Umstand von Seiten des Pistilli an seiner Wirkung verhindert werde, daß entweder lauter unfruchtbare Saamen erfolgen, oder aber, wie es bey verschiedenen Pflanzenarten öfters geschiehet, nicht einmahl Früchte, als welches zweyerley ist.
Daß sich indessen verschiedene von den neu angehenden Naturforschern einbilden, das Gegen- theil von dem, was hier gesaget worden ist, durch Gegenerfahrungen darzuthun, geschiehet aus sol-
chen
mahl bey der Befruchtung der Thiere offenbar wor- den oder jemahls werden koͤnnen, oder aber, denen es, die Wahrheit zu ſagen, an Gedult und Auf- merkſamkeit gefehlt hat. Denn dieſer Blumen- ſtaub, der den Namen des befruchtenden mit allem Rechte erhalten, findet ſich wie die Erfahrung zei- get, in natuͤrlichen Umſtaͤnden, bey welchen er zu geſetzter Zeit allemahl da ſeyn kann und muß, bey allen und jeden bluͤhenden Pflanzen in beſonders fuͤr ihm beſtimmten und gebauten Gefaͤßen; in die- ſen wird er ſorgfaͤltig gebildet, verwahret, zu ſeiner Vollkommenheit gebracht, und ſo lange aufbehal- ten, bis er im Stande iſt, durch ſeine gewoͤhnliche erſtaunende Vivacitaͤt die Befruchtung des Ovarii zu bewirken. Alte und neuere Erfahrungen ſetzen das, was ich hier ſage, außer Zweifel, und bekraͤf- tigen auf hunderterley Weiſe, ſo viel, daß er nie- mahls fehle, gefehlet habe, und fehlen koͤnne, wenn fruchtbare Saamen zugegen ſind; im Gegentheil aber, wo er fehle oder unwirkſam ſey, oder durch einen Umſtand von Seiten des Piſtilli an ſeiner Wirkung verhindert werde, daß entweder lauter unfruchtbare Saamen erfolgen, oder aber, wie es bey verſchiedenen Pflanzenarten oͤfters geſchiehet, nicht einmahl Fruͤchte, als welches zweyerley iſt.
Daß ſich indeſſen verſchiedene von den neu angehenden Naturforſchern einbilden, das Gegen- theil von dem, was hier geſaget worden iſt, durch Gegenerfahrungen darzuthun, geſchiehet aus ſol-
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mahl bey der Befruchtung der Thiere offenbar wor-
den oder jemahls werden koͤnnen, oder aber, denen
es, die Wahrheit zu ſagen, an Gedult und Auf-
merkſamkeit gefehlt hat. Denn dieſer Blumen-
ſtaub, der den Namen des befruchtenden mit allem
Rechte erhalten, findet ſich wie die Erfahrung zei-
get, in natuͤrlichen Umſtaͤnden, bey welchen er zu
geſetzter Zeit allemahl da ſeyn kann und muß, bey
allen und jeden bluͤhenden Pflanzen in beſonders
fuͤr ihm beſtimmten und gebauten Gefaͤßen; in die-
ſen wird er ſorgfaͤltig gebildet, verwahret, zu ſeiner
Vollkommenheit gebracht, und ſo lange aufbehal-
ten, bis er im Stande iſt, durch ſeine gewoͤhnliche
erſtaunende Vivacitaͤt die Befruchtung des Ovarii
zu bewirken. Alte und neuere Erfahrungen ſetzen
das, was ich hier ſage, außer Zweifel, und bekraͤf-
tigen auf hunderterley Weiſe, ſo viel, daß er nie-
mahls fehle, gefehlet habe, und fehlen koͤnne, wenn
fruchtbare Saamen zugegen ſind; im Gegentheil
aber, wo er fehle oder unwirkſam ſey, oder durch
einen Umſtand von Seiten des Piſtilli an ſeiner
Wirkung verhindert werde, daß entweder lauter
unfruchtbare Saamen erfolgen, oder aber, wie es
bey verſchiedenen Pflanzenarten oͤfters geſchiehet,
nicht einmahl Fruͤchte, als welches zweyerley iſt.
Daß ſich indeſſen verſchiedene von den neu
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/38>, abgerufen am 17.02.2025.
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