bey andern, sondern auch, weil es mir verschiedene- mahle geglückt, den Eingang in das Ovarium und selbst die unten im Stylo zunächst am Ovario im Eindringen begriffene befruchtende Saamensubstanz aus den Staubkügelchen genauer zu betrachten. Diese letztere Observation verdienet ihrer Wichtig- keit halber bey vielerley Blumenarten mit Vorsicht sehr oft wiederholet zu werden; denn, wenn sie von andern geschickten Männern verificirt werden sollte, so hätte man dadurch in der That in einer sehr wichtigen Sache einen großen Schritt gethan!
Unter den wilden Pflanzen finden sich öfters auch besondere Abänderungen, welche geringe, nie- drige Stauden, kleine magere Stiele und Blätter, aber dabey 3 bis 4mahl so große Blumen als bey ihren natürlichen Gattungen gewöhnlich sind, her- vorbringen; dergleichen finden sich insbesondere un- ter denen Gewächsen, welche in Gebirgen und zwar in einer Gegend mehr, als in der andern, leben. Selbst die Betrachtung über unsere Getreidearten bestärken mich in meinen Gedanken, die ich von der durch die Kunst zu bewirkenden Blumenvergrösse- rung gehabt hatte, da sich durch die Cultur ihre Büschel, Aehren, Blumen und Saamen vergrös- sern, welche bey verabsäumter Cultur wieder ge- ringer und kleiner werden, daß daher die Fa- bel entstanden ist, der Weitzen und Rocken verändre sich in Trespe.
Da
bey andern, ſondern auch, weil es mir verſchiedene- mahle gegluͤckt, den Eingang in das Ovarium und ſelbſt die unten im Stylo zunaͤchſt am Ovario im Eindringen begriffene befruchtende Saamenſubſtanz aus den Staubkuͤgelchen genauer zu betrachten. Dieſe letztere Obſervation verdienet ihrer Wichtig- keit halber bey vielerley Blumenarten mit Vorſicht ſehr oft wiederholet zu werden; denn, wenn ſie von andern geſchickten Maͤnnern verificirt werden ſollte, ſo haͤtte man dadurch in der That in einer ſehr wichtigen Sache einen großen Schritt gethan!
Unter den wilden Pflanzen finden ſich oͤfters auch beſondere Abaͤnderungen, welche geringe, nie- drige Stauden, kleine magere Stiele und Blaͤtter, aber dabey 3 bis 4mahl ſo große Blumen als bey ihren natuͤrlichen Gattungen gewoͤhnlich ſind, her- vorbringen; dergleichen finden ſich insbeſondere un- ter denen Gewaͤchſen, welche in Gebirgen und zwar in einer Gegend mehr, als in der andern, leben. Selbſt die Betrachtung uͤber unſere Getreidearten beſtaͤrken mich in meinen Gedanken, die ich von der durch die Kunſt zu bewirkenden Blumenvergroͤſſe- rung gehabt hatte, da ſich durch die Cultur ihre Buͤſchel, Aehren, Blumen und Saamen vergroͤſ- ſern, welche bey verabſaͤumter Cultur wieder ge- ringer und kleiner werden, daß daher die Fa- bel entſtanden iſt, der Weitzen und Rocken veraͤndre ſich in Treſpe.
Da
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[16/0028]
bey andern, ſondern auch, weil es mir verſchiedene-
mahle gegluͤckt, den Eingang in das Ovarium und
ſelbſt die unten im Stylo zunaͤchſt am Ovario im
Eindringen begriffene befruchtende Saamenſubſtanz
aus den Staubkuͤgelchen genauer zu betrachten.
Dieſe letztere Obſervation verdienet ihrer Wichtig-
keit halber bey vielerley Blumenarten mit Vorſicht
ſehr oft wiederholet zu werden; denn, wenn ſie
von andern geſchickten Maͤnnern verificirt werden
ſollte, ſo haͤtte man dadurch in der That in einer
ſehr wichtigen Sache einen großen Schritt gethan!
Unter den wilden Pflanzen finden ſich oͤfters
auch beſondere Abaͤnderungen, welche geringe, nie-
drige Stauden, kleine magere Stiele und Blaͤtter,
aber dabey 3 bis 4mahl ſo große Blumen als bey
ihren natuͤrlichen Gattungen gewoͤhnlich ſind, her-
vorbringen; dergleichen finden ſich insbeſondere un-
ter denen Gewaͤchſen, welche in Gebirgen und zwar
in einer Gegend mehr, als in der andern, leben.
Selbſt die Betrachtung uͤber unſere Getreidearten
beſtaͤrken mich in meinen Gedanken, die ich von der
durch die Kunſt zu bewirkenden Blumenvergroͤſſe-
rung gehabt hatte, da ſich durch die Cultur ihre
Buͤſchel, Aehren, Blumen und Saamen vergroͤſ-
ſern, welche bey verabſaͤumter Cultur wieder ge-
ringer und kleiner werden, daß daher die Fa-
bel entſtanden iſt, der Weitzen und Rocken veraͤndre
ſich in Treſpe.
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/28>, abgerufen am 16.07.2024.
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