Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.Es hat mich unterdessen eben wegen Erman- Ich muß bekennen, daß mir solche Varietä- bey
Es hat mich unterdeſſen eben wegen Erman- Ich muß bekennen, daß mir ſolche Varietaͤ- bey
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0027" n="15"/> <p>Es hat mich unterdeſſen eben wegen Erman-<lb/> gelung einer ſolchen groͤßern Art des Blumenſtau-<lb/> bes ſowohl die Cultur der Pflanzen, als meine Auf-<lb/> merkſamkeit bey dem jaͤhrlichen Einſammlen derſel-<lb/> ben auf die Gedanken gebracht: ob man nicht etwa<lb/> durch Kunſt gewiſſe Arten von Pflanzen dahin brin-<lb/> gen koͤnnte, daß ſie groͤßere Blumen truͤgen, und<lb/> in dieſen groͤßere <hi rendition="#aq">antheras</hi> und <hi rendition="#aq">piſtilla</hi> bekaͤmen?<lb/> Unter denen Gartenpflanzen finden ſich ſchon ver-<lb/> ſchiedene, welche von Natur nicht allein große<lb/> Blumen bringen, ſondern auch in ſolche Abaͤnde-<lb/> rungen (<hi rendition="#aq">varietates</hi>) ausarten, welche noch weit<lb/> mehr vergroͤßerte Blumen haben; dergleichen fin-<lb/> den ſich unter denen Tulipanen, Lilien, Kayſerkro-<lb/> nen, Kuͤrbiſſen, Glocken, Malven und andern,<lb/> welche aus den Saamen beſonders erzogen werden;<lb/> auch ſogar, unter denen Fruchttragenden Baͤumen,<lb/> beſonders dem Steinobſte. Bey etlichen faͤllt dieſe<lb/> Vergroͤßerung auf die ganze Blume uͤberhaupt, bey<lb/> andern auf die Blumenblaͤtter oder auch dem Kelch,<lb/> manchmahl alleine auf die <hi rendition="#aq">antheras</hi> und den Blu-<lb/> menſtaub, oder nur auf das <hi rendition="#aq">piſtillum</hi> insbeſondere,<lb/> ohne, daß man dabey Mißgewaͤchſe wahrnehmen<lb/> koͤnnte.</p><lb/> <p>Ich muß bekennen, daß mir ſolche Varietaͤ-<lb/> ten von vergroͤßerten Blumen bey mikroſkopiſchen<lb/> Verſuchen die beſten Dienſte geleiſtet haben, beſon-<lb/> ders deswegen, weil ich bey ihnen das <hi rendition="#aq">Ova-<lb/> rium</hi> nicht allein viel beſſer beobachten koͤnnen, als<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0027]
Es hat mich unterdeſſen eben wegen Erman-
gelung einer ſolchen groͤßern Art des Blumenſtau-
bes ſowohl die Cultur der Pflanzen, als meine Auf-
merkſamkeit bey dem jaͤhrlichen Einſammlen derſel-
ben auf die Gedanken gebracht: ob man nicht etwa
durch Kunſt gewiſſe Arten von Pflanzen dahin brin-
gen koͤnnte, daß ſie groͤßere Blumen truͤgen, und
in dieſen groͤßere antheras und piſtilla bekaͤmen?
Unter denen Gartenpflanzen finden ſich ſchon ver-
ſchiedene, welche von Natur nicht allein große
Blumen bringen, ſondern auch in ſolche Abaͤnde-
rungen (varietates) ausarten, welche noch weit
mehr vergroͤßerte Blumen haben; dergleichen fin-
den ſich unter denen Tulipanen, Lilien, Kayſerkro-
nen, Kuͤrbiſſen, Glocken, Malven und andern,
welche aus den Saamen beſonders erzogen werden;
auch ſogar, unter denen Fruchttragenden Baͤumen,
beſonders dem Steinobſte. Bey etlichen faͤllt dieſe
Vergroͤßerung auf die ganze Blume uͤberhaupt, bey
andern auf die Blumenblaͤtter oder auch dem Kelch,
manchmahl alleine auf die antheras und den Blu-
menſtaub, oder nur auf das piſtillum insbeſondere,
ohne, daß man dabey Mißgewaͤchſe wahrnehmen
koͤnnte.
Ich muß bekennen, daß mir ſolche Varietaͤ-
ten von vergroͤßerten Blumen bey mikroſkopiſchen
Verſuchen die beſten Dienſte geleiſtet haben, beſon-
ders deswegen, weil ich bey ihnen das Ova-
rium nicht allein viel beſſer beobachten koͤnnen, als
bey
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