und Ungeziefer schon zum voraus vereitelt wird, daß die Eichen alsdenn in eben dem Jahre, desto stär- kere, größere, mehrere und vollkommnere Sommer- und andere Triebe machen, und folglich zur künftigen Ersetzung des Abganges an Eicheln, sich vorbereiten, indem sie im künftigen Jahre am Holze desto mehr zu- nehmen, so bilden sie eine unglaubliche Menge von Au- gen oder Knospen mehr aus, als sonst. Diese würden ihnen, der Zahl nach hervorzubringen, nicht möglich seyn, wenn sie im gleichen Verhältnisse ihrer Blüthe eine so große Menge von vollkommenen nnd un- reifen Früchten in den vorherigen Jahren beständig getragen hätten.
Denn so viele Millionen von Eicheln der al- lerfruchtbarste Eichenwald in einem Jahre im Frühlinge nur immer ansetzen, und bey guter Witte- rung in einem gewissen verhältnißmäßigen Antheile zur Vollkommenheit bringen kann, eben so viele An- theile seines belebenden Markes verlieret er allezeit nothwendig, sowohl im Frühlinge und Sommer, als im Herbste dabey, daß er aus dem Grunde von zu übermäßiger Fruchtbarkeit auf einige Zeit an Kräf- ten gewissermaßen erschöpft werden kann. Denn wo Mark ist da ist Leben und Wachsthum, wo das Mark fehlerhaft ist, sind schmachtende Pflanzen, die nur wenigen Zufällen widerstehen können, und zuletzt vor der Zeit der völligen Ausbildung meistens vergehen; wo aber das, bey allen erst auszubildenden Pflan- zen und Pflanzentheilen, anfangs in ihren Mittel-
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und Ungeziefer ſchon zum voraus vereitelt wird, daß die Eichen alsdenn in eben dem Jahre, deſto ſtaͤr- kere, groͤßere, mehrere und vollkommnere Sommer- und andere Triebe machen, und folglich zur kuͤnftigen Erſetzung des Abganges an Eicheln, ſich vorbereiten, indem ſie im kuͤnftigen Jahre am Holze deſto mehr zu- nehmen, ſo bilden ſie eine unglaubliche Menge von Au- gen oder Knospen mehr aus, als ſonſt. Dieſe wuͤrden ihnen, der Zahl nach hervorzubringen, nicht moͤglich ſeyn, wenn ſie im gleichen Verhaͤltniſſe ihrer Bluͤthe eine ſo große Menge von vollkommenen nnd un- reifen Fruͤchten in den vorherigen Jahren beſtaͤndig getragen haͤtten.
Denn ſo viele Millionen von Eicheln der al- lerfruchtbarſte Eichenwald in einem Jahre im Fruͤhlinge nur immer anſetzen, und bey guter Witte- rung in einem gewiſſen verhaͤltnißmaͤßigen Antheile zur Vollkommenheit bringen kann, eben ſo viele An- theile ſeines belebenden Markes verlieret er allezeit nothwendig, ſowohl im Fruͤhlinge und Sommer, als im Herbſte dabey, daß er aus dem Grunde von zu uͤbermaͤßiger Fruchtbarkeit auf einige Zeit an Kraͤf- ten gewiſſermaßen erſchoͤpft werden kann. Denn wo Mark iſt da iſt Leben und Wachsthum, wo das Mark fehlerhaft iſt, ſind ſchmachtende Pflanzen, die nur wenigen Zufaͤllen widerſtehen koͤnnen, und zuletzt vor der Zeit der voͤlligen Ausbildung meiſtens vergehen; wo aber das, bey allen erſt auszubildenden Pflan- zen und Pflanzentheilen, anfangs in ihren Mittel-
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und Ungeziefer ſchon zum voraus vereitelt wird, daß
die Eichen alsdenn in eben dem Jahre, deſto ſtaͤr-
kere, groͤßere, mehrere und vollkommnere Sommer-
und andere Triebe machen, und folglich zur kuͤnftigen
Erſetzung des Abganges an Eicheln, ſich vorbereiten,
indem ſie im kuͤnftigen Jahre am Holze deſto mehr zu-
nehmen, ſo bilden ſie eine unglaubliche Menge von Au-
gen oder Knospen mehr aus, als ſonſt. Dieſe wuͤrden
ihnen, der Zahl nach hervorzubringen, nicht moͤglich
ſeyn, wenn ſie im gleichen Verhaͤltniſſe ihrer Bluͤthe
eine ſo große Menge von vollkommenen nnd un-
reifen Fruͤchten in den vorherigen Jahren beſtaͤndig
getragen haͤtten.
Denn ſo viele Millionen von Eicheln der al-
lerfruchtbarſte Eichenwald in einem Jahre im
Fruͤhlinge nur immer anſetzen, und bey guter Witte-
rung in einem gewiſſen verhaͤltnißmaͤßigen Antheile
zur Vollkommenheit bringen kann, eben ſo viele An-
theile ſeines belebenden Markes verlieret er allezeit
nothwendig, ſowohl im Fruͤhlinge und Sommer, als
im Herbſte dabey, daß er aus dem Grunde von zu
uͤbermaͤßiger Fruchtbarkeit auf einige Zeit an Kraͤf-
ten gewiſſermaßen erſchoͤpft werden kann. Denn wo
Mark iſt da iſt Leben und Wachsthum, wo das Mark
fehlerhaft iſt, ſind ſchmachtende Pflanzen, die nur
wenigen Zufaͤllen widerſtehen koͤnnen, und zuletzt vor
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wo aber das, bey allen erſt auszubildenden Pflan-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/269>, abgerufen am 16.07.2024.
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