Nachlassung der Dienste, und prompter Befolgung aller heilsamen Vorschriften von keinen Nutzen seyn kann.
Die bey dem Uebel höchst nöthige Absonde- rung der Gesunden von den Kranken, und von die- sen der Wiedergenesenden, macht viele Weitläuftig- keit, so wie die Jahreszeit und Witterung; auch nicht selten ein heimlicher Widerwille gegen alle dem Landmanne ungewohnt vorkommende Anstalten, nebst andern Punkten zusammengenommen, erschwe- ren den guten Fortgang der Curen ungemein.
Diejenige Art von Räude unter Pferden und dem übrigen Zugvieh, welche ihren Ursprung bey einer übertriebenen Arbeit, unter abwechselnder Erhitzung und starken Verkältung, einem Mangel an Futter und Tränke zu verdanken hat, und statt dessen von einer schlechten und unreinen Futterung, nebst einer sparsamen ganz unreinen Tränke zu entstehen pfleget, wird insgemein die Hungerraude genennet. Diese theilet man ferner in die gemeine, einfache oder gelindere und trockne Zitter- und Flechten- Räude, weil sie ohne Vereiterung ist, und in die flüßige mit Vereiterung. Beyderley haben ihre Grade der Heftigkeit. Wenn sie aber im höchsten Grad bösartig und ansteckend gefunden wird, viele große Laschen oder Grindschellen durch Zerstörung der Haut, ohne eine wahre Vereiterung zeiget, son- dern an deren statt eine sehr stinkende weit und tief um oder unter sich fressende gelbgrüne Feuchtigkeit
oder
Nachlaſſung der Dienſte, und prompter Befolgung aller heilſamen Vorſchriften von keinen Nutzen ſeyn kann.
Die bey dem Uebel hoͤchſt noͤthige Abſonde- rung der Geſunden von den Kranken, und von die- ſen der Wiedergeneſenden, macht viele Weitlaͤuftig- keit, ſo wie die Jahreszeit und Witterung; auch nicht ſelten ein heimlicher Widerwille gegen alle dem Landmanne ungewohnt vorkommende Anſtalten, nebſt andern Punkten zuſammengenommen, erſchwe- ren den guten Fortgang der Curen ungemein.
Diejenige Art von Raͤude unter Pferden und dem uͤbrigen Zugvieh, welche ihren Urſprung bey einer uͤbertriebenen Arbeit, unter abwechſelnder Erhitzung und ſtarken Verkaͤltung, einem Mangel an Futter und Traͤnke zu verdanken hat, und ſtatt deſſen von einer ſchlechten und unreinen Futterung, nebſt einer ſparſamen ganz unreinen Traͤnke zu entſtehen pfleget, wird insgemein die Hungerraude genennet. Dieſe theilet man ferner in die gemeine, einfache oder gelindere und trockne Zitter- und Flechten- Raͤude, weil ſie ohne Vereiterung iſt, und in die fluͤßige mit Vereiterung. Beyderley haben ihre Grade der Heftigkeit. Wenn ſie aber im hoͤchſten Grad boͤsartig und anſteckend gefunden wird, viele große Laſchen oder Grindſchellen durch Zerſtoͤrung der Haut, ohne eine wahre Vereiterung zeiget, ſon- dern an deren ſtatt eine ſehr ſtinkende weit und tief um oder unter ſich freſſende gelbgruͤne Feuchtigkeit
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Nachlaſſung der Dienſte, und prompter Befolgung<lb/>
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Nachlaſſung der Dienſte, und prompter Befolgung
aller heilſamen Vorſchriften von keinen Nutzen ſeyn
kann.
Die bey dem Uebel hoͤchſt noͤthige Abſonde-
rung der Geſunden von den Kranken, und von die-
ſen der Wiedergeneſenden, macht viele Weitlaͤuftig-
keit, ſo wie die Jahreszeit und Witterung; auch
nicht ſelten ein heimlicher Widerwille gegen alle dem
Landmanne ungewohnt vorkommende Anſtalten,
nebſt andern Punkten zuſammengenommen, erſchwe-
ren den guten Fortgang der Curen ungemein.
Diejenige Art von Raͤude unter Pferden und
dem uͤbrigen Zugvieh, welche ihren Urſprung bey
einer uͤbertriebenen Arbeit, unter abwechſelnder
Erhitzung und ſtarken Verkaͤltung, einem Mangel an
Futter und Traͤnke zu verdanken hat, und ſtatt deſſen
von einer ſchlechten und unreinen Futterung, nebſt
einer ſparſamen ganz unreinen Traͤnke zu entſtehen
pfleget, wird insgemein die Hungerraude genennet.
Dieſe theilet man ferner in die gemeine, einfache
oder gelindere und trockne Zitter- und Flechten-
Raͤude, weil ſie ohne Vereiterung iſt, und in die
fluͤßige mit Vereiterung. Beyderley haben ihre
Grade der Heftigkeit. Wenn ſie aber im hoͤchſten
Grad boͤsartig und anſteckend gefunden wird, viele
große Laſchen oder Grindſchellen durch Zerſtoͤrung
der Haut, ohne eine wahre Vereiterung zeiget, ſon-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/251>, abgerufen am 24.07.2024.
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