stens nicht so heftig und bösartig, daß sie sich unter dem Vieh so schnell verbreiten.
Wird aber das Vieh, besonders aber das oft verkältete oder erhitzte Zugvieh, von allzu schwerer Arbeit, bey einem wenigen, unreinen und unkräf- tigen Futter, und Mangel einer reinen und zu rech- ter Zeit erforderlichen Tränke, matt oder läßig, so wird es zugleich in sich selbst unreiner, oder doch deshalb leichter angesteckt, und davon merklich hin- fällig. Hunger und Kälte bey übermäßiger Arbeit, legen unter den ausgemergelten unreinen Vieh oft den Grund zu starken Niederlagen ganzer Heer- den. Diese offenbare Wahrheiten zu verdrängen, müssen alle Einwendungen, Strenge und Mis- brauch des Ansehens völlig vergebens und unkräf- tig seyn.
Woher entstehet unter andern in gewissen Ge- genden die häßliche und so bösartig werdende Räude der Pferde und des Rindviehes, ohne daß sie ge- wisse Jahre und Witterungsarten schlechterdings unvermeidlich machen sollte. Das letztere, nehm- lich das Rindvieh, wird beynahe davon 6 bis 7 Monate, meistens aber ganz kahl, und ohne Haare gefunden, und kann seine schöne Decke, die es im März wieder bekommt, nur höchstens bis zum No- vember behalten. Was sind das vor Anzeigen; dieser Zufall bleibet solchen Gegenden fast einhei- misch, aber gewiß nicht aus natürlichen Fehlern derselben, oder nur höchst selten, sondern wegen
der
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ſtens nicht ſo heftig und boͤsartig, daß ſie ſich unter dem Vieh ſo ſchnell verbreiten.
Wird aber das Vieh, beſonders aber das oft verkaͤltete oder erhitzte Zugvieh, von allzu ſchwerer Arbeit, bey einem wenigen, unreinen und unkraͤf- tigen Futter, und Mangel einer reinen und zu rech- ter Zeit erforderlichen Traͤnke, matt oder laͤßig, ſo wird es zugleich in ſich ſelbſt unreiner, oder doch deshalb leichter angeſteckt, und davon merklich hin- faͤllig. Hunger und Kaͤlte bey uͤbermaͤßiger Arbeit, legen unter den ausgemergelten unreinen Vieh oft den Grund zu ſtarken Niederlagen ganzer Heer- den. Dieſe offenbare Wahrheiten zu verdraͤngen, muͤſſen alle Einwendungen, Strenge und Mis- brauch des Anſehens voͤllig vergebens und unkraͤf- tig ſeyn.
Woher entſtehet unter andern in gewiſſen Ge- genden die haͤßliche und ſo boͤsartig werdende Raͤude der Pferde und des Rindviehes, ohne daß ſie ge- wiſſe Jahre und Witterungsarten ſchlechterdings unvermeidlich machen ſollte. Das letztere, nehm- lich das Rindvieh, wird beynahe davon 6 bis 7 Monate, meiſtens aber ganz kahl, und ohne Haare gefunden, und kann ſeine ſchoͤne Decke, die es im Maͤrz wieder bekommt, nur hoͤchſtens bis zum No- vember behalten. Was ſind das vor Anzeigen; dieſer Zufall bleibet ſolchen Gegenden faſt einhei- miſch, aber gewiß nicht aus natuͤrlichen Fehlern derſelben, oder nur hoͤchſt ſelten, ſondern wegen
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ſtens nicht ſo heftig und boͤsartig, daß ſie ſich unter
dem Vieh ſo ſchnell verbreiten.
Wird aber das Vieh, beſonders aber das oft
verkaͤltete oder erhitzte Zugvieh, von allzu ſchwerer
Arbeit, bey einem wenigen, unreinen und unkraͤf-
tigen Futter, und Mangel einer reinen und zu rech-
ter Zeit erforderlichen Traͤnke, matt oder laͤßig, ſo
wird es zugleich in ſich ſelbſt unreiner, oder doch
deshalb leichter angeſteckt, und davon merklich hin-
faͤllig. Hunger und Kaͤlte bey uͤbermaͤßiger Arbeit,
legen unter den ausgemergelten unreinen Vieh oft
den Grund zu ſtarken Niederlagen ganzer Heer-
den. Dieſe offenbare Wahrheiten zu verdraͤngen,
muͤſſen alle Einwendungen, Strenge und Mis-
brauch des Anſehens voͤllig vergebens und unkraͤf-
tig ſeyn.
Woher entſtehet unter andern in gewiſſen Ge-
genden die haͤßliche und ſo boͤsartig werdende Raͤude
der Pferde und des Rindviehes, ohne daß ſie ge-
wiſſe Jahre und Witterungsarten ſchlechterdings
unvermeidlich machen ſollte. Das letztere, nehm-
lich das Rindvieh, wird beynahe davon 6 bis 7
Monate, meiſtens aber ganz kahl, und ohne Haare
gefunden, und kann ſeine ſchoͤne Decke, die es im
Maͤrz wieder bekommt, nur hoͤchſtens bis zum No-
vember behalten. Was ſind das vor Anzeigen;
dieſer Zufall bleibet ſolchen Gegenden faſt einhei-
miſch, aber gewiß nicht aus natuͤrlichen Fehlern
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/245>, abgerufen am 17.02.2025.
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