Hülfe zu statten zu kommen sucht. Auch der bloße Verzug und das unnöthige Disputiren über aller- hand kleine Gerechtsame, Schuldigkeiten, Dienst- arten, Kosten und Vorschuß, eine unzeitige Stren- ge mit verkehrten oder unvollkommenen Anstalten, lassen dem schleichenden Gifte der bösartigen Vieh- seuchen viel zu viel Zeit, als daß er sich nicht unbe- merkt verbreiten könnte, bis endlich der heftige Ausbruch unsere groben Fehler durch den empfind- lichsten Verlust auf einmahl klar macht, daß auch die Wirkung der besten Rettungsmittel schlechter- dings vergebens seyn muß.
Es ist aber die höchste Zeit, um durch mehr ernsthafte thätliche Anstalten beyzuspringen, meh- rere Kenntnisse davon zu nehmen, und zu sagen, daß der in vielen Gegenden in dem gar zu sehr ent- kräfteten Landviehe verborgene Gift heraus ge- bracht, und die Landwirthschaft dadurch vor das künftige sicher gestellt werde, ohne den letzten und recht empfindlichsten Stoß, womit unser Ackerbau allerdings bedrohet wird, sorglos abzuwarten. Un- ser alter dauerhafter Schlag von Landvieh hat sich zum Theil schon verlohren, er ist ausgeartet und ge- schwächt, er muß völlig zu Ende gehen, und aller Wechsel der Menge des beständig fremd eingebrach- ten Viehes hilft zu nichts, so lange den vielen Män- geln nicht auf eine recht solide Art vorher abgehol- fen wird, die die innländische Viehzucht dadurch be- ständig vereiteln, daß sie zu keinem recht reinen Vieh-
stande
Huͤlfe zu ſtatten zu kommen ſucht. Auch der bloße Verzug und das unnoͤthige Diſputiren uͤber aller- hand kleine Gerechtſame, Schuldigkeiten, Dienſt- arten, Koſten und Vorſchuß, eine unzeitige Stren- ge mit verkehrten oder unvollkommenen Anſtalten, laſſen dem ſchleichenden Gifte der boͤsartigen Vieh- ſeuchen viel zu viel Zeit, als daß er ſich nicht unbe- merkt verbreiten koͤnnte, bis endlich der heftige Ausbruch unſere groben Fehler durch den empfind- lichſten Verluſt auf einmahl klar macht, daß auch die Wirkung der beſten Rettungsmittel ſchlechter- dings vergebens ſeyn muß.
Es iſt aber die hoͤchſte Zeit, um durch mehr ernſthafte thaͤtliche Anſtalten beyzuſpringen, meh- rere Kenntniſſe davon zu nehmen, und zu ſagen, daß der in vielen Gegenden in dem gar zu ſehr ent- kraͤfteten Landviehe verborgene Gift heraus ge- bracht, und die Landwirthſchaft dadurch vor das kuͤnftige ſicher geſtellt werde, ohne den letzten und recht empfindlichſten Stoß, womit unſer Ackerbau allerdings bedrohet wird, ſorglos abzuwarten. Un- ſer alter dauerhafter Schlag von Landvieh hat ſich zum Theil ſchon verlohren, er iſt ausgeartet und ge- ſchwaͤcht, er muß voͤllig zu Ende gehen, und aller Wechſel der Menge des beſtaͤndig fremd eingebrach- ten Viehes hilft zu nichts, ſo lange den vielen Maͤn- geln nicht auf eine recht ſolide Art vorher abgehol- fen wird, die die innlaͤndiſche Viehzucht dadurch be- ſtaͤndig vereiteln, daß ſie zu keinem recht reinen Vieh-
ſtande
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Huͤlfe zu ſtatten zu kommen ſucht. Auch der bloße
Verzug und das unnoͤthige Diſputiren uͤber aller-
hand kleine Gerechtſame, Schuldigkeiten, Dienſt-
arten, Koſten und Vorſchuß, eine unzeitige Stren-
ge mit verkehrten oder unvollkommenen Anſtalten,
laſſen dem ſchleichenden Gifte der boͤsartigen Vieh-
ſeuchen viel zu viel Zeit, als daß er ſich nicht unbe-
merkt verbreiten koͤnnte, bis endlich der heftige
Ausbruch unſere groben Fehler durch den empfind-
lichſten Verluſt auf einmahl klar macht, daß auch
die Wirkung der beſten Rettungsmittel ſchlechter-
dings vergebens ſeyn muß.
Es iſt aber die hoͤchſte Zeit, um durch mehr
ernſthafte thaͤtliche Anſtalten beyzuſpringen, meh-
rere Kenntniſſe davon zu nehmen, und zu ſagen,
daß der in vielen Gegenden in dem gar zu ſehr ent-
kraͤfteten Landviehe verborgene Gift heraus ge-
bracht, und die Landwirthſchaft dadurch vor das
kuͤnftige ſicher geſtellt werde, ohne den letzten und
recht empfindlichſten Stoß, womit unſer Ackerbau
allerdings bedrohet wird, ſorglos abzuwarten. Un-
ſer alter dauerhafter Schlag von Landvieh hat ſich
zum Theil ſchon verlohren, er iſt ausgeartet und ge-
ſchwaͤcht, er muß voͤllig zu Ende gehen, und aller
Wechſel der Menge des beſtaͤndig fremd eingebrach-
ten Viehes hilft zu nichts, ſo lange den vielen Maͤn-
geln nicht auf eine recht ſolide Art vorher abgehol-
fen wird, die die innlaͤndiſche Viehzucht dadurch be-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/242>, abgerufen am 23.07.2024.
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