Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

letztere seinen Anfang aus der Erde von der Wurzel
nimmt, und in Stamm, Stengel und Blättern
bestehet, ohne sich in die Blüthe und Frucht ent-
wickelt zu haben.

Sonst kann man die Pflanzenbenennung durch
den Namen herbae und plantae herbaceae vollkommen
vor einerley gelten lassen, wenn sie ein wahres und
natürliches Kraut
anzeigen soll, welches von den
Staudengewächse oder suffrutices der Alten gilt, wie
ihn der physikalische Unterschied sowohl davon,
als von andern kleinen und schwachen Sträuchen
oder Holzarten hinreichend unterscheidet, daß also
auch hier der Ausdruck, Opinio vulgi, alsdenn von
selbst wegfallen muß. Da indessen weder die bloße
Gestalt noch Größe, nebst der innerlichen oder äu-
ßerlichen Bauart, vielweniger aber eine schwam-
mige, weiche, harte, zähe Beschaffenheit des
Pflanzenkörpers, am allerwenigsten aber, wie
schon gesagt, Farbe, Geruch und Geschmack mit
andern veränderlichen Eigenschaften, denjenigen
Grund zusammen genommen, ausmachen, nach
welchen die 4 Hauptunterschiede der Pflanzenord-
nung festgesetzt werden; weil auch ferner in allen
Welttheilen und unter jedem Himmelsstriche insbe-
sondere, so weit nur Gewächse leben, wachsen und
fruchtbare Saamen tragen können, wahre, natür-
liche, verschiedene Kräuter,
wie auch natürliche
Staudengewächse, Sträuche
und Bäume gefun-
den werden, welche daselbst als natürliche Bewoh-

ner

letztere ſeinen Anfang aus der Erde von der Wurzel
nimmt, und in Stamm, Stengel und Blaͤttern
beſtehet, ohne ſich in die Bluͤthe und Frucht ent-
wickelt zu haben.

Sonſt kann man die Pflanzenbenennung durch
den Namen herbae und plantae herbaceae vollkommen
vor einerley gelten laſſen, wenn ſie ein wahres und
natuͤrliches Kraut
anzeigen ſoll, welches von den
Staudengewaͤchſe oder ſuffrutices der Alten gilt, wie
ihn der phyſikaliſche Unterſchied ſowohl davon,
als von andern kleinen und ſchwachen Straͤuchen
oder Holzarten hinreichend unterſcheidet, daß alſo
auch hier der Ausdruck, Opinio vulgi, alsdenn von
ſelbſt wegfallen muß. Da indeſſen weder die bloße
Geſtalt noch Groͤße, nebſt der innerlichen oder aͤu-
ßerlichen Bauart, vielweniger aber eine ſchwam-
mige, weiche, harte, zaͤhe Beſchaffenheit des
Pflanzenkoͤrpers, am allerwenigſten aber, wie
ſchon geſagt, Farbe, Geruch und Geſchmack mit
andern veraͤnderlichen Eigenſchaften, denjenigen
Grund zuſammen genommen, ausmachen, nach
welchen die 4 Hauptunterſchiede der Pflanzenord-
nung feſtgeſetzt werden; weil auch ferner in allen
Welttheilen und unter jedem Himmelsſtriche insbe-
ſondere, ſo weit nur Gewaͤchſe leben, wachſen und
fruchtbare Saamen tragen koͤnnen, wahre, natuͤr-
liche, verſchiedene Kraͤuter,
wie auch natuͤrliche
Staudengewaͤchſe, Straͤuche
und Baͤume gefun-
den werden, welche daſelbſt als natuͤrliche Bewoh-

ner
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0224" n="212"/>
letztere &#x017F;einen Anfang aus der Erde von der <hi rendition="#fr">Wurzel</hi><lb/>
nimmt, und in <hi rendition="#fr">Stamm, Stengel</hi> und <hi rendition="#fr">Bla&#x0364;ttern</hi><lb/>
be&#x017F;tehet, <hi rendition="#fr">ohne &#x017F;ich in die Blu&#x0364;the und Frucht</hi> ent-<lb/>
wickelt zu haben.</p><lb/>
        <p>Son&#x017F;t kann man die Pflanzenbenennung durch<lb/>
den Namen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">herbae</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">plantae herbaceae</hi></hi> vollkommen<lb/>
vor einerley gelten la&#x017F;&#x017F;en, wenn &#x017F;ie <hi rendition="#fr">ein wahres und<lb/>
natu&#x0364;rliches Kraut</hi> anzeigen &#x017F;oll, welches von den<lb/><hi rendition="#fr">Staudengewa&#x0364;ch&#x017F;e</hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">&#x017F;uffrutices</hi></hi> der Alten gilt, wie<lb/>
ihn der <hi rendition="#fr">phy&#x017F;ikali&#x017F;che Unter&#x017F;chied</hi> &#x017F;owohl davon,<lb/>
als von andern kleinen und <hi rendition="#fr">&#x017F;chwachen Stra&#x0364;uchen</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">Holzarten hinreichend unter&#x017F;cheidet,</hi> daß al&#x017F;o<lb/>
auch hier der Ausdruck, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Opinio vulgi</hi>,</hi> alsdenn von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t wegfallen muß. Da inde&#x017F;&#x017F;en weder die bloße<lb/>
Ge&#x017F;talt noch Gro&#x0364;ße, neb&#x017F;t der innerlichen oder a&#x0364;u-<lb/>
ßerlichen Bauart, vielweniger aber eine &#x017F;chwam-<lb/>
mige, weiche, harte, za&#x0364;he Be&#x017F;chaffenheit des<lb/>
Pflanzenko&#x0364;rpers, am allerwenig&#x017F;ten aber, wie<lb/>
&#x017F;chon ge&#x017F;agt, Farbe, Geruch und Ge&#x017F;chmack mit<lb/>
andern vera&#x0364;nderlichen Eigen&#x017F;chaften, denjenigen<lb/>
Grund zu&#x017F;ammen genommen, ausmachen, nach<lb/>
welchen <hi rendition="#fr">die 4 Hauptunter&#x017F;chiede</hi> der Pflanzenord-<lb/>
nung fe&#x017F;tge&#x017F;etzt werden; weil auch ferner in allen<lb/>
Welttheilen und unter jedem Himmels&#x017F;triche insbe-<lb/>
&#x017F;ondere, &#x017F;o weit nur Gewa&#x0364;ch&#x017F;e leben, wach&#x017F;en und<lb/>
fruchtbare Saamen tragen ko&#x0364;nnen, <hi rendition="#fr">wahre, natu&#x0364;r-<lb/>
liche, ver&#x017F;chiedene Kra&#x0364;uter,</hi> wie auch <hi rendition="#fr">natu&#x0364;rliche<lb/>
Staudengewa&#x0364;ch&#x017F;e, Stra&#x0364;uche</hi> und <hi rendition="#fr">Ba&#x0364;ume</hi> gefun-<lb/>
den werden, welche da&#x017F;elb&#x017F;t als <hi rendition="#fr">natu&#x0364;rliche Bewoh-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ner</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0224] letztere ſeinen Anfang aus der Erde von der Wurzel nimmt, und in Stamm, Stengel und Blaͤttern beſtehet, ohne ſich in die Bluͤthe und Frucht ent- wickelt zu haben. Sonſt kann man die Pflanzenbenennung durch den Namen herbae und plantae herbaceae vollkommen vor einerley gelten laſſen, wenn ſie ein wahres und natuͤrliches Kraut anzeigen ſoll, welches von den Staudengewaͤchſe oder ſuffrutices der Alten gilt, wie ihn der phyſikaliſche Unterſchied ſowohl davon, als von andern kleinen und ſchwachen Straͤuchen oder Holzarten hinreichend unterſcheidet, daß alſo auch hier der Ausdruck, Opinio vulgi, alsdenn von ſelbſt wegfallen muß. Da indeſſen weder die bloße Geſtalt noch Groͤße, nebſt der innerlichen oder aͤu- ßerlichen Bauart, vielweniger aber eine ſchwam- mige, weiche, harte, zaͤhe Beſchaffenheit des Pflanzenkoͤrpers, am allerwenigſten aber, wie ſchon geſagt, Farbe, Geruch und Geſchmack mit andern veraͤnderlichen Eigenſchaften, denjenigen Grund zuſammen genommen, ausmachen, nach welchen die 4 Hauptunterſchiede der Pflanzenord- nung feſtgeſetzt werden; weil auch ferner in allen Welttheilen und unter jedem Himmelsſtriche insbe- ſondere, ſo weit nur Gewaͤchſe leben, wachſen und fruchtbare Saamen tragen koͤnnen, wahre, natuͤr- liche, verſchiedene Kraͤuter, wie auch natuͤrliche Staudengewaͤchſe, Straͤuche und Baͤume gefun- den werden, welche daſelbſt als natuͤrliche Bewoh- ner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/224
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/224>, abgerufen am 27.11.2024.