eigentlich eine wirklich schädliche Pflanze, welche als eine fremde schon vor unserer Zeit in den alten botanischen Gärten und andern starken Sammlun- gen von amerikanischen Bäumen und kleinen Holz- arten sehr lange Zeit, auch weit über ein Jahrhun- dert unter den meisten fast unwissend, was die wah- ren Eigenschaften betrift, mit unterhalten worden ist, ihrer Schädlichkeit wegen aber in ihrem Vater- lande, dem nördlichen Amerika vorlängst unter dem Namen Toxicotendra, des Giftbaumes, bekannt ge- wesen seyn muß, woher sie Europa erhalten hat.
Von daher sind ihre Früchte fast zuerst nach Frankreich, und darauf auch nach England gebracht worden, woraus denn sowohl diese, als etliche von ihren noch vorhandenen Abänderungen, nebst einer davon ganz verschiedenen Gattung, erzogen worden ist, die auch in Japan in zwey sehr wohl zu unter- scheidenden Abänderungen gefunden wird, an Bös- artigkeit aber beyden überaus gleichet, wenn diese nicht noch davon übertroffen wird. Nach und nach ist sie in unsere deutsche botanische Gärten gekom- men, daß man sie endlich als bekannt genug, ohne weitern Versuch, in den Verzeichnissen mit aufgefüh- ret hat.
Die Botanisten stellten damahls bey ihren Vorlesungen zwar über den Namen derselben Pflanze oft nur flüchtige Vetrachtungen an, und zeigten sie in den öffentlichen Gärten als eine solche vor, welche wegen ihrer schädlichen Eigen-
schaf-
eigentlich eine wirklich ſchaͤdliche Pflanze, welche als eine fremde ſchon vor unſerer Zeit in den alten botaniſchen Gaͤrten und andern ſtarken Sammlun- gen von amerikaniſchen Baͤumen und kleinen Holz- arten ſehr lange Zeit, auch weit uͤber ein Jahrhun- dert unter den meiſten faſt unwiſſend, was die wah- ren Eigenſchaften betrift, mit unterhalten worden iſt, ihrer Schaͤdlichkeit wegen aber in ihrem Vater- lande, dem noͤrdlichen Amerika vorlaͤngſt unter dem Namen Toxicotendra, des Giftbaumes, bekannt ge- weſen ſeyn muß, woher ſie Europa erhalten hat.
Von daher ſind ihre Fruͤchte faſt zuerſt nach Frankreich, und darauf auch nach England gebracht worden, woraus denn ſowohl dieſe, als etliche von ihren noch vorhandenen Abaͤnderungen, nebſt einer davon ganz verſchiedenen Gattung, erzogen worden iſt, die auch in Japan in zwey ſehr wohl zu unter- ſcheidenden Abaͤnderungen gefunden wird, an Boͤs- artigkeit aber beyden uͤberaus gleichet, wenn dieſe nicht noch davon uͤbertroffen wird. Nach und nach iſt ſie in unſere deutſche botaniſche Gaͤrten gekom- men, daß man ſie endlich als bekannt genug, ohne weitern Verſuch, in den Verzeichniſſen mit aufgefuͤh- ret hat.
Die Botaniſten ſtellten damahls bey ihren Vorleſungen zwar uͤber den Namen derſelben Pflanze oft nur fluͤchtige Vetrachtungen an, und zeigten ſie in den oͤffentlichen Gaͤrten als eine ſolche vor, welche wegen ihrer ſchaͤdlichen Eigen-
ſchaf-
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eigentlich eine wirklich ſchaͤdliche Pflanze, welche
als eine fremde ſchon vor unſerer Zeit in den alten
botaniſchen Gaͤrten und andern ſtarken Sammlun-
gen von amerikaniſchen Baͤumen und kleinen Holz-
arten ſehr lange Zeit, auch weit uͤber ein Jahrhun-
dert unter den meiſten faſt unwiſſend, was die wah-
ren Eigenſchaften betrift, mit unterhalten worden
iſt, ihrer Schaͤdlichkeit wegen aber in ihrem Vater-
lande, dem noͤrdlichen Amerika vorlaͤngſt unter dem
Namen Toxicotendra, des Giftbaumes, bekannt ge-
weſen ſeyn muß, woher ſie Europa erhalten hat.
Von daher ſind ihre Fruͤchte faſt zuerſt nach
Frankreich, und darauf auch nach England gebracht
worden, woraus denn ſowohl dieſe, als etliche von
ihren noch vorhandenen Abaͤnderungen, nebſt einer
davon ganz verſchiedenen Gattung, erzogen worden
iſt, die auch in Japan in zwey ſehr wohl zu unter-
ſcheidenden Abaͤnderungen gefunden wird, an Boͤs-
artigkeit aber beyden uͤberaus gleichet, wenn dieſe
nicht noch davon uͤbertroffen wird. Nach und nach
iſt ſie in unſere deutſche botaniſche Gaͤrten gekom-
men, daß man ſie endlich als bekannt genug, ohne
weitern Verſuch, in den Verzeichniſſen mit aufgefuͤh-
ret hat.
Die Botaniſten ſtellten damahls bey ihren
Vorleſungen zwar uͤber den Namen derſelben
Pflanze oft nur fluͤchtige Vetrachtungen an, und
zeigten ſie in den oͤffentlichen Gaͤrten als eine
ſolche vor, welche wegen ihrer ſchaͤdlichen Eigen-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/176>, abgerufen am 23.07.2024.
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