wenn man bedenkt, daß gewisse Arten des Blumen- staubes, von einer Pflanze auf die andere, durch den Wind und die Insekten gebracht werden, auch werden müssen, ohne von ihrer befruchtenden Kraft zu verlieren. Dieses geschiehet in einer Entfernung von viertel und halben Meilen in der freyen Luft, eben so, wie sonst der befruchtete Frosch- und Fischlaich von den Wasservögeln aus einem Gewässer in das andere übergebracht wird. An der Versendung des Fischlaichs und größerer Eyer in weit entlegene Länder ist ohnehin kein Zweifel, wie man denn selbst den befruchtenden Blumenstaub, welchen man aus seinen Staubhülsen herausge- bracht, in Briefen auf eine solche Weite verschi- cken kann, daß er 3 bis 4 Wochen und länger un- terweges seyn muß, und dabey dennoch im Stande bleibet, eine weibliche Pflanze noch vollkommen zu befruchten, und dieser ist doch von den befruchteten Eyern noch sehr verschieden. Vielleicht ist dieses das einzige und besonderste Beyspiel, welches man in der Naturhaushaltung hat kennen lernen, wel- ches uns die Nothwendigkeit der Dauer und Härte der wachsartigen Blumenstaubkügelchen begreiflich macht, wovon in der Folge die nöthige Anwendung weiter gemacht werden wird.
Die gewöhnlichste Gestalt oftgedachter Blu- menstaubkügelchen oder Blasen ist insgemein länglichrund, nierenförmig, ey- oder auch kugel- rund, doch aber bey einem sehr großem Theile von
Ge-
wenn man bedenkt, daß gewiſſe Arten des Blumen- ſtaubes, von einer Pflanze auf die andere, durch den Wind und die Inſekten gebracht werden, auch werden muͤſſen, ohne von ihrer befruchtenden Kraft zu verlieren. Dieſes geſchiehet in einer Entfernung von viertel und halben Meilen in der freyen Luft, eben ſo, wie ſonſt der befruchtete Froſch- und Fiſchlaich von den Waſſervoͤgeln aus einem Gewaͤſſer in das andere uͤbergebracht wird. An der Verſendung des Fiſchlaichs und groͤßerer Eyer in weit entlegene Laͤnder iſt ohnehin kein Zweifel, wie man denn ſelbſt den befruchtenden Blumenſtaub, welchen man aus ſeinen Staubhuͤlſen herausge- bracht, in Briefen auf eine ſolche Weite verſchi- cken kann, daß er 3 bis 4 Wochen und laͤnger un- terweges ſeyn muß, und dabey dennoch im Stande bleibet, eine weibliche Pflanze noch vollkommen zu befruchten, und dieſer iſt doch von den befruchteten Eyern noch ſehr verſchieden. Vielleicht iſt dieſes das einzige und beſonderſte Beyſpiel, welches man in der Naturhaushaltung hat kennen lernen, wel- ches uns die Nothwendigkeit der Dauer und Haͤrte der wachsartigen Blumenſtaubkuͤgelchen begreiflich macht, wovon in der Folge die noͤthige Anwendung weiter gemacht werden wird.
Die gewoͤhnlichſte Geſtalt oftgedachter Blu- menſtaubkuͤgelchen oder Blaſen iſt insgemein laͤnglichrund, nierenfoͤrmig, ey- oder auch kugel- rund, doch aber bey einem ſehr großem Theile von
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wenn man bedenkt, daß gewiſſe Arten des Blumen-
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den Wind und die Inſekten gebracht werden, auch
werden muͤſſen, ohne von ihrer befruchtenden Kraft
zu verlieren. Dieſes geſchiehet in einer Entfernung
von viertel und halben Meilen in der freyen Luft,
eben ſo, wie ſonſt der befruchtete Froſch- und
Fiſchlaich von den Waſſervoͤgeln aus einem
Gewaͤſſer in das andere uͤbergebracht wird. An
der Verſendung des Fiſchlaichs und groͤßerer Eyer
in weit entlegene Laͤnder iſt ohnehin kein Zweifel,
wie man denn ſelbſt den befruchtenden Blumenſtaub,
welchen man aus ſeinen Staubhuͤlſen herausge-
bracht, in Briefen auf eine ſolche Weite verſchi-
cken kann, daß er 3 bis 4 Wochen und laͤnger un-
terweges ſeyn muß, und dabey dennoch im Stande
bleibet, eine weibliche Pflanze noch vollkommen zu
befruchten, und dieſer iſt doch von den befruchteten
Eyern noch ſehr verſchieden. Vielleicht iſt dieſes
das einzige und beſonderſte Beyſpiel, welches man
in der Naturhaushaltung hat kennen lernen, wel-
ches uns die Nothwendigkeit der Dauer und Haͤrte
der wachsartigen Blumenſtaubkuͤgelchen begreiflich
macht, wovon in der Folge die noͤthige Anwendung
weiter gemacht werden wird.
Die gewoͤhnlichſte Geſtalt oftgedachter Blu-
menſtaubkuͤgelchen oder Blaſen iſt insgemein
laͤnglichrund, nierenfoͤrmig, ey- oder auch kugel-
rund, doch aber bey einem ſehr großem Theile von
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/167>, abgerufen am 23.07.2024.
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