zarten niedersinkenden Wasserschlamme völlig zu- sammentrocknet, so daß man es aufweichen, und den Schlamm davon scheiden muß. Von einem der- gleichen wieder aufgeweichten Fichtenblumenstaube habe ich im July unter dem Vergrößerungsglase be- merket, daß dessen einzelne leeren Hülsen ihre vo- rige Gestalt und Härte größtentheils noch hatten, bis auf solche, welche schon vorher zersprungen waren.
Um also dessen Zerstörung auf eine Weise zu bewirken, die ich vor gewisser hielte, bediente ich mich der Faulung, und zwar einer geschwinden, und goß auf eine ziemliche Menge desselben Fichtenstau- bes 2 Quart faulen Urin, mit dem ich ihn wieder an die freye Luft und Sonne brachte, bis zur Mitte des Septembers, da er völlig verdampfet, und der Staub mit dessen Niederschlage wieder ganz zusam- mengetrocknet war, so daß ich ihn, wie das erstemahl geschehen, aufweichen und ab spülen mußte, da er denn noch so leicht war, als vorher, und noch oben auf dem Wasser schwamm. Unter dem Glase zeigte er in- dessen noch immer seine vorige Gestalt und Eigen- schaft. Daß sich aber alle vegetabilische Substan- zen, welche wachsend sind, endlich dennoch zerstören, und vererden lassen, leidet keinen Widerspruch. Ihre außerordentliche Zähigkeit und Dauer bleibet unterdessen noch immer ein sehr beträchtlicher Umstand, dergleichen er auch bey der natürlichen Befruchtung der Gewächse wirklich seyn muß,
wenn
zarten niederſinkenden Waſſerſchlamme voͤllig zu- ſammentrocknet, ſo daß man es aufweichen, und den Schlamm davon ſcheiden muß. Von einem der- gleichen wieder aufgeweichten Fichtenblumenſtaube habe ich im July unter dem Vergroͤßerungsglaſe be- merket, daß deſſen einzelne leeren Huͤlſen ihre vo- rige Geſtalt und Haͤrte groͤßtentheils noch hatten, bis auf ſolche, welche ſchon vorher zerſprungen waren.
Um alſo deſſen Zerſtoͤrung auf eine Weiſe zu bewirken, die ich vor gewiſſer hielte, bediente ich mich der Faulung, und zwar einer geſchwinden, und goß auf eine ziemliche Menge deſſelben Fichtenſtau- bes 2 Quart faulen Urin, mit dem ich ihn wieder an die freye Luft und Sonne brachte, bis zur Mitte des Septembers, da er voͤllig verdampfet, und der Staub mit deſſen Niederſchlage wieder ganz zuſam- mengetrocknet war, ſo daß ich ihn, wie das erſtemahl geſchehen, aufweichen und ab ſpuͤlen mußte, da er denn noch ſo leicht war, als vorher, und noch oben auf dem Waſſer ſchwamm. Unter dem Glaſe zeigte er in- deſſen noch immer ſeine vorige Geſtalt und Eigen- ſchaft. Daß ſich aber alle vegetabiliſche Subſtan- zen, welche wachſend ſind, endlich dennoch zerſtoͤren, und vererden laſſen, leidet keinen Widerſpruch. Ihre außerordentliche Zaͤhigkeit und Dauer bleibet unterdeſſen noch immer ein ſehr betraͤchtlicher Umſtand, dergleichen er auch bey der natuͤrlichen Befruchtung der Gewaͤchſe wirklich ſeyn muß,
wenn
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0166"n="154"/>
zarten niederſinkenden Waſſerſchlamme voͤllig zu-<lb/>ſammentrocknet, ſo daß man es aufweichen, und den<lb/>
Schlamm davon ſcheiden muß. Von einem der-<lb/>
gleichen wieder aufgeweichten Fichtenblumenſtaube<lb/>
habe ich im July unter dem Vergroͤßerungsglaſe be-<lb/>
merket, daß deſſen einzelne leeren Huͤlſen ihre vo-<lb/>
rige Geſtalt und Haͤrte groͤßtentheils noch hatten,<lb/>
bis auf ſolche, welche ſchon vorher zerſprungen<lb/>
waren.</p><lb/><p>Um alſo deſſen Zerſtoͤrung auf eine Weiſe zu<lb/>
bewirken, die ich vor gewiſſer hielte, bediente ich<lb/>
mich der Faulung, und zwar einer geſchwinden, und<lb/>
goß auf eine ziemliche Menge deſſelben Fichtenſtau-<lb/>
bes 2 <hirendition="#fr">Quart faulen Urin</hi>, mit dem ich ihn wieder<lb/>
an die freye Luft und Sonne brachte, bis zur Mitte<lb/>
des Septembers, da er voͤllig verdampfet, und der<lb/>
Staub mit deſſen Niederſchlage wieder ganz zuſam-<lb/>
mengetrocknet war, ſo daß ich ihn, wie das erſtemahl<lb/>
geſchehen, aufweichen und ab ſpuͤlen mußte, da er denn<lb/>
noch ſo leicht war, als vorher, und noch oben auf dem<lb/>
Waſſer ſchwamm. Unter dem Glaſe zeigte er in-<lb/>
deſſen noch immer ſeine vorige Geſtalt und Eigen-<lb/>ſchaft. Daß ſich aber alle vegetabiliſche Subſtan-<lb/>
zen, welche wachſend ſind, endlich dennoch zerſtoͤren,<lb/>
und vererden laſſen, leidet keinen Widerſpruch.<lb/>
Ihre außerordentliche Zaͤhigkeit und Dauer bleibet<lb/>
unterdeſſen noch immer ein ſehr betraͤchtlicher<lb/>
Umſtand, dergleichen er auch bey der natuͤrlichen<lb/>
Befruchtung der Gewaͤchſe wirklich ſeyn muß,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wenn</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[154/0166]
zarten niederſinkenden Waſſerſchlamme voͤllig zu-
ſammentrocknet, ſo daß man es aufweichen, und den
Schlamm davon ſcheiden muß. Von einem der-
gleichen wieder aufgeweichten Fichtenblumenſtaube
habe ich im July unter dem Vergroͤßerungsglaſe be-
merket, daß deſſen einzelne leeren Huͤlſen ihre vo-
rige Geſtalt und Haͤrte groͤßtentheils noch hatten,
bis auf ſolche, welche ſchon vorher zerſprungen
waren.
Um alſo deſſen Zerſtoͤrung auf eine Weiſe zu
bewirken, die ich vor gewiſſer hielte, bediente ich
mich der Faulung, und zwar einer geſchwinden, und
goß auf eine ziemliche Menge deſſelben Fichtenſtau-
bes 2 Quart faulen Urin, mit dem ich ihn wieder
an die freye Luft und Sonne brachte, bis zur Mitte
des Septembers, da er voͤllig verdampfet, und der
Staub mit deſſen Niederſchlage wieder ganz zuſam-
mengetrocknet war, ſo daß ich ihn, wie das erſtemahl
geſchehen, aufweichen und ab ſpuͤlen mußte, da er denn
noch ſo leicht war, als vorher, und noch oben auf dem
Waſſer ſchwamm. Unter dem Glaſe zeigte er in-
deſſen noch immer ſeine vorige Geſtalt und Eigen-
ſchaft. Daß ſich aber alle vegetabiliſche Subſtan-
zen, welche wachſend ſind, endlich dennoch zerſtoͤren,
und vererden laſſen, leidet keinen Widerſpruch.
Ihre außerordentliche Zaͤhigkeit und Dauer bleibet
unterdeſſen noch immer ein ſehr betraͤchtlicher
Umſtand, dergleichen er auch bey der natuͤrlichen
Befruchtung der Gewaͤchſe wirklich ſeyn muß,
wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/166>, abgerufen am 26.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.