Bey andern habe ich das, was ich eben ge- sagt, noch nicht finden können. Die Staubkügel- chen waren vielmehr frey, und erfüllten die ganze Hülse nach Art eines lockern Pulvers; oder sie hin- gen an dünnen Fäden aneinander, oder sie waren sonst schnuren- und streifweise an einander befestigt oder gekettet. Da ich nun von solchen Umständen verschiedene selbst wahrgenommen habe, so bin ich geneigt zu glauben, daß die Staubkügelchen in meh- rern Blumenarten an der inwendigen Fläche der Staubbeutel, mit und ohne Stielchen, gegen die Meynung etlicher Naturforscher gar wohl befestigt, auch auf noch mehrere Arten unter einander selbst verbunden, oder auch allenfalls ganz frey seyn kön- nen, so wie ich versichert bin, daß sich die Staub- beutel selbst auf verschiedene Weise, und dabey bald langsam und gelinde, bald schnell und mit ei- niger Gewalt öfnen, und aufspringen können. Diese Abänderung macht in den wesentlichen Umständen der Befruchtung keine Hinderniß.
Was die oft gedachte äußere, harte und dicke Haut der Staubkügelchen weiter betrift, so kann man doch sowohl durch diese, als durch die innere damit verwachsene zugleich, das in ihrer Höhle be- findliche cellen- oder netzförmige Gewebe ganz wohl unterscheiden. Je unreifer aber die in diesem Gewebe enthaltene Saamenmaterie ist, je dunkler ist alsdenn der Kern in den Kügelchen, welchen
man
Bey andern habe ich das, was ich eben ge- ſagt, noch nicht finden koͤnnen. Die Staubkuͤgel- chen waren vielmehr frey, und erfuͤllten die ganze Huͤlſe nach Art eines lockern Pulvers; oder ſie hin- gen an duͤnnen Faͤden aneinander, oder ſie waren ſonſt ſchnuren- und ſtreifweiſe an einander befeſtigt oder gekettet. Da ich nun von ſolchen Umſtaͤnden verſchiedene ſelbſt wahrgenommen habe, ſo bin ich geneigt zu glauben, daß die Staubkuͤgelchen in meh- rern Blumenarten an der inwendigen Flaͤche der Staubbeutel, mit und ohne Stielchen, gegen die Meynung etlicher Naturforſcher gar wohl befeſtigt, auch auf noch mehrere Arten unter einander ſelbſt verbunden, oder auch allenfalls ganz frey ſeyn koͤn- nen, ſo wie ich verſichert bin, daß ſich die Staub- beutel ſelbſt auf verſchiedene Weiſe, und dabey bald langſam und gelinde, bald ſchnell und mit ei- niger Gewalt oͤfnen, und aufſpringen koͤnnen. Dieſe Abaͤnderung macht in den weſentlichen Umſtaͤnden der Befruchtung keine Hinderniß.
Was die oft gedachte aͤußere, harte und dicke Haut der Staubkuͤgelchen weiter betrift, ſo kann man doch ſowohl durch dieſe, als durch die innere damit verwachſene zugleich, das in ihrer Hoͤhle be- findliche cellen- oder netzfoͤrmige Gewebe ganz wohl unterſcheiden. Je unreifer aber die in dieſem Gewebe enthaltene Saamenmaterie iſt, je dunkler iſt alsdenn der Kern in den Kuͤgelchen, welchen
man
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0162"n="150"/><p>Bey andern habe ich das, was ich eben ge-<lb/>ſagt, noch nicht finden koͤnnen. Die <hirendition="#fr">Staubkuͤgel-<lb/>
chen</hi> waren vielmehr frey, und erfuͤllten die ganze<lb/>
Huͤlſe nach Art eines lockern <hirendition="#fr">Pulvers</hi>; oder ſie hin-<lb/>
gen an duͤnnen Faͤden aneinander, oder ſie waren<lb/>ſonſt ſchnuren- und ſtreifweiſe an einander befeſtigt<lb/>
oder gekettet. Da ich nun von ſolchen Umſtaͤnden<lb/>
verſchiedene ſelbſt wahrgenommen habe, ſo bin ich<lb/>
geneigt zu glauben, daß die Staubkuͤgelchen in meh-<lb/>
rern Blumenarten an der inwendigen Flaͤche der<lb/>
Staubbeutel, mit und ohne Stielchen, gegen die<lb/>
Meynung etlicher Naturforſcher gar wohl befeſtigt,<lb/>
auch auf noch mehrere Arten unter einander ſelbſt<lb/>
verbunden, oder auch allenfalls ganz frey ſeyn koͤn-<lb/>
nen, ſo wie ich verſichert bin, daß ſich die <hirendition="#fr">Staub-<lb/>
beutel</hi>ſelbſt auf verſchiedene Weiſe, und dabey<lb/>
bald langſam und gelinde, bald ſchnell und mit ei-<lb/>
niger Gewalt oͤfnen, und aufſpringen koͤnnen. Dieſe<lb/>
Abaͤnderung macht in den <hirendition="#fr">weſentlichen Umſtaͤnden<lb/>
der Befruchtung</hi> keine Hinderniß.</p><lb/><p>Was die oft gedachte aͤußere, harte und dicke<lb/><hirendition="#fr">Haut der Staubkuͤgelchen</hi> weiter betrift, ſo kann<lb/>
man doch ſowohl durch dieſe, als durch die innere<lb/>
damit verwachſene zugleich, das in ihrer Hoͤhle be-<lb/>
findliche <hirendition="#fr">cellen- oder netzfoͤrmige Gewebe</hi> ganz<lb/>
wohl unterſcheiden. Je unreifer aber die in dieſem<lb/>
Gewebe enthaltene <hirendition="#fr">Saamenmaterie</hi> iſt, je dunkler<lb/>
iſt alsdenn der Kern in den Kuͤgelchen, welchen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">man</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[150/0162]
Bey andern habe ich das, was ich eben ge-
ſagt, noch nicht finden koͤnnen. Die Staubkuͤgel-
chen waren vielmehr frey, und erfuͤllten die ganze
Huͤlſe nach Art eines lockern Pulvers; oder ſie hin-
gen an duͤnnen Faͤden aneinander, oder ſie waren
ſonſt ſchnuren- und ſtreifweiſe an einander befeſtigt
oder gekettet. Da ich nun von ſolchen Umſtaͤnden
verſchiedene ſelbſt wahrgenommen habe, ſo bin ich
geneigt zu glauben, daß die Staubkuͤgelchen in meh-
rern Blumenarten an der inwendigen Flaͤche der
Staubbeutel, mit und ohne Stielchen, gegen die
Meynung etlicher Naturforſcher gar wohl befeſtigt,
auch auf noch mehrere Arten unter einander ſelbſt
verbunden, oder auch allenfalls ganz frey ſeyn koͤn-
nen, ſo wie ich verſichert bin, daß ſich die Staub-
beutel ſelbſt auf verſchiedene Weiſe, und dabey
bald langſam und gelinde, bald ſchnell und mit ei-
niger Gewalt oͤfnen, und aufſpringen koͤnnen. Dieſe
Abaͤnderung macht in den weſentlichen Umſtaͤnden
der Befruchtung keine Hinderniß.
Was die oft gedachte aͤußere, harte und dicke
Haut der Staubkuͤgelchen weiter betrift, ſo kann
man doch ſowohl durch dieſe, als durch die innere
damit verwachſene zugleich, das in ihrer Hoͤhle be-
findliche cellen- oder netzfoͤrmige Gewebe ganz
wohl unterſcheiden. Je unreifer aber die in dieſem
Gewebe enthaltene Saamenmaterie iſt, je dunkler
iſt alsdenn der Kern in den Kuͤgelchen, welchen
man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/162>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.