Die ungemein zarten Aussonderungsgänge dieser Saamenmaterie, die sich aus der innern Höhle, durch die beyden Häutgen, auf der Ober- fläche der Kügelchen zeigen, erscheinen dem gewaf- neten Auge bey vielen Blumenarten als bloße Punkte; bey andern scheinen sich sehr feine Spitzen besonders zu öfnen. Ein großer Theil von Blu- menstaube bestehet aus Kügelchen, welche über und über entweder mit Wärzchen, Stacheln, Häk- chen oder andern Arten von Erhabenheiten besetzt sind. Auf den Spitzen derselben oder in ihren Mittelpunkten zeigen sich alsdenn vorgedachte Aus- sonderungsgänge des männlichen Saamens.
Wenn man in verschiedenen größern Arten von Blumen, die Staubbeutel, Hülsen oder Kölb- chen (Antheras) etwas vor der Zeit öfnet, welches der Länge nach behutsam geschehen muß, so wird man finden, daß die ganze innere Fläche derselben mit ofterwähnten Staubküchelchen über und über besetzt ist. Diese Kügelchen stehen an kurzen Fä- den sehr dichte an einander, von welchen sie, bey der allmähligen Reife der Saamenmaterie zur Zeit der Befruchtung, nach und nach losgehen, und sich in Klumpen zusammen geben. Diese Absonderung geschiehet nach Verschiedenheit der Witterung, und der länger oder kürzer anhaltenden Befruchtungsart der Blumen, auf ein oder auf etliche mahl, wel- ches überhaupt so lange dauert, bis die Staubbeu- tel von allen ihren Vorrathe leer geworden sind.
Bey
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Die ungemein zarten Ausſonderungsgaͤnge dieſer Saamenmaterie, die ſich aus der innern Hoͤhle, durch die beyden Haͤutgen, auf der Ober- flaͤche der Kuͤgelchen zeigen, erſcheinen dem gewaf- neten Auge bey vielen Blumenarten als bloße Punkte; bey andern ſcheinen ſich ſehr feine Spitzen beſonders zu oͤfnen. Ein großer Theil von Blu- menſtaube beſtehet aus Kuͤgelchen, welche uͤber und uͤber entweder mit Waͤrzchen, Stacheln, Haͤk- chen oder andern Arten von Erhabenheiten beſetzt ſind. Auf den Spitzen derſelben oder in ihren Mittelpunkten zeigen ſich alsdenn vorgedachte Aus- ſonderungsgaͤnge des maͤnnlichen Saamens.
Wenn man in verſchiedenen groͤßern Arten von Blumen, die Staubbeutel, Huͤlſen oder Koͤlb- chen (Antheras) etwas vor der Zeit oͤfnet, welches der Laͤnge nach behutſam geſchehen muß, ſo wird man finden, daß die ganze innere Flaͤche derſelben mit ofterwaͤhnten Staubkuͤchelchen uͤber und uͤber beſetzt iſt. Dieſe Kuͤgelchen ſtehen an kurzen Faͤ- den ſehr dichte an einander, von welchen ſie, bey der allmaͤhligen Reife der Saamenmaterie zur Zeit der Befruchtung, nach und nach losgehen, und ſich in Klumpen zuſammen geben. Dieſe Abſonderung geſchiehet nach Verſchiedenheit der Witterung, und der laͤnger oder kuͤrzer anhaltenden Befruchtungsart der Blumen, auf ein oder auf etliche mahl, wel- ches uͤberhaupt ſo lange dauert, bis die Staubbeu- tel von allen ihren Vorrathe leer geworden ſind.
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Die ungemein zarten Ausſonderungsgaͤnge
dieſer Saamenmaterie, die ſich aus der innern
Hoͤhle, durch die beyden Haͤutgen, auf der Ober-
flaͤche der Kuͤgelchen zeigen, erſcheinen dem gewaf-
neten Auge bey vielen Blumenarten als bloße
Punkte; bey andern ſcheinen ſich ſehr feine Spitzen
beſonders zu oͤfnen. Ein großer Theil von Blu-
menſtaube beſtehet aus Kuͤgelchen, welche uͤber
und uͤber entweder mit Waͤrzchen, Stacheln, Haͤk-
chen oder andern Arten von Erhabenheiten beſetzt
ſind. Auf den Spitzen derſelben oder in ihren
Mittelpunkten zeigen ſich alsdenn vorgedachte Aus-
ſonderungsgaͤnge des maͤnnlichen Saamens.
Wenn man in verſchiedenen groͤßern Arten
von Blumen, die Staubbeutel, Huͤlſen oder Koͤlb-
chen (Antheras) etwas vor der Zeit oͤfnet, welches
der Laͤnge nach behutſam geſchehen muß, ſo wird
man finden, daß die ganze innere Flaͤche derſelben
mit ofterwaͤhnten Staubkuͤchelchen uͤber und uͤber
beſetzt iſt. Dieſe Kuͤgelchen ſtehen an kurzen Faͤ-
den ſehr dichte an einander, von welchen ſie, bey der
allmaͤhligen Reife der Saamenmaterie zur Zeit der
Befruchtung, nach und nach losgehen, und ſich
in Klumpen zuſammen geben. Dieſe Abſonderung
geſchiehet nach Verſchiedenheit der Witterung, und
der laͤnger oder kuͤrzer anhaltenden Befruchtungsart
der Blumen, auf ein oder auf etliche mahl, wel-
ches uͤberhaupt ſo lange dauert, bis die Staubbeu-
tel von allen ihren Vorrathe leer geworden ſind.
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/161>, abgerufen am 23.07.2024.
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