sich gehen kann. Doch leidet es keinen Wi- derspruch, wenn man behauptet, daß die natürliche Saat, um ein gutes Bauholz zu ziehen, alle künst- liche Besaamungsarten sehr weit übertreffe, und daß die Natur in ihren Wirkungen hinreichend ge- nug sey.
Denn wer hat die uralten und weitläuftigen Wälder von jeher ohne jemandes Beyhülfe ange- bauet und unterhalten, als die Natur selbst, wer hat zum Behuf der wilden Holzsaat, um den Boden reine zu machen, die Moosdecke abgezogen und ge- ackert? Die Natur, welche bey ihren Wirkungen nur allein allen möglichen Endzwecken Genüge zu leisten im Stande ist, nimmt zugleich außer den vie- lerley Zufällen, allen Abgang an kleinen Zweigen, Laub, Saamen und andern Pflanzentheilen auf sich, welcher zur Fütterung und Erhaltung einer so großen Menge von Thieren schlechterdings noth- wendig ist. Diese und dergleichen Umstände werden wir also mit allen gekünstelten Anstalten der Holzsaat niemahls abwenden.
Die reifen Saamen fallen entweder auf einen durch Moos, Rasen oder andere Waldstreu bedeck- ten Grund, und erhalten eine ganz verschiedene La- ge, nach welcher sie entweder etwas tiefer in die Erde kommen, oder zwischen allerhand andern dar- auf liegenden Körpern hängen bleiben, und ihr Zu- stand wird durch Sturm, Regen und andere Zu- fälle noch immer verändert, ehe sie auskeimen kön-
nen.
ſich gehen kann. Doch leidet es keinen Wi- derſpruch, wenn man behauptet, daß die natuͤrliche Saat, um ein gutes Bauholz zu ziehen, alle kuͤnſt- liche Beſaamungsarten ſehr weit uͤbertreffe, und daß die Natur in ihren Wirkungen hinreichend ge- nug ſey.
Denn wer hat die uralten und weitlaͤuftigen Waͤlder von jeher ohne jemandes Beyhuͤlfe ange- bauet und unterhalten, als die Natur ſelbſt, wer hat zum Behuf der wilden Holzſaat, um den Boden reine zu machen, die Moosdecke abgezogen und ge- ackert? Die Natur, welche bey ihren Wirkungen nur allein allen moͤglichen Endzwecken Genuͤge zu leiſten im Stande iſt, nimmt zugleich außer den vie- lerley Zufaͤllen, allen Abgang an kleinen Zweigen, Laub, Saamen und andern Pflanzentheilen auf ſich, welcher zur Fuͤtterung und Erhaltung einer ſo großen Menge von Thieren ſchlechterdings noth- wendig iſt. Dieſe und dergleichen Umſtaͤnde werden wir alſo mit allen gekuͤnſtelten Anſtalten der Holzſaat niemahls abwenden.
Die reifen Saamen fallen entweder auf einen durch Moos, Raſen oder andere Waldſtreu bedeck- ten Grund, und erhalten eine ganz verſchiedene La- ge, nach welcher ſie entweder etwas tiefer in die Erde kommen, oder zwiſchen allerhand andern dar- auf liegenden Koͤrpern haͤngen bleiben, und ihr Zu- ſtand wird durch Sturm, Regen und andere Zu- faͤlle noch immer veraͤndert, ehe ſie auskeimen koͤn-
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ſich gehen kann. Doch leidet es keinen Wi-
derſpruch, wenn man behauptet, daß die natuͤrliche
Saat, um ein gutes Bauholz zu ziehen, alle kuͤnſt-
liche Beſaamungsarten ſehr weit uͤbertreffe, und
daß die Natur in ihren Wirkungen hinreichend ge-
nug ſey.
Denn wer hat die uralten und weitlaͤuftigen
Waͤlder von jeher ohne jemandes Beyhuͤlfe ange-
bauet und unterhalten, als die Natur ſelbſt, wer hat
zum Behuf der wilden Holzſaat, um den Boden
reine zu machen, die Moosdecke abgezogen und ge-
ackert? Die Natur, welche bey ihren Wirkungen
nur allein allen moͤglichen Endzwecken Genuͤge zu
leiſten im Stande iſt, nimmt zugleich außer den vie-
lerley Zufaͤllen, allen Abgang an kleinen Zweigen,
Laub, Saamen und andern Pflanzentheilen auf
ſich, welcher zur Fuͤtterung und Erhaltung einer ſo
großen Menge von Thieren ſchlechterdings noth-
wendig iſt. Dieſe und dergleichen Umſtaͤnde werden
wir alſo mit allen gekuͤnſtelten Anſtalten der Holzſaat
niemahls abwenden.
Die reifen Saamen fallen entweder auf einen
durch Moos, Raſen oder andere Waldſtreu bedeck-
ten Grund, und erhalten eine ganz verſchiedene La-
ge, nach welcher ſie entweder etwas tiefer in die
Erde kommen, oder zwiſchen allerhand andern dar-
auf liegenden Koͤrpern haͤngen bleiben, und ihr Zu-
ſtand wird durch Sturm, Regen und andere Zu-
faͤlle noch immer veraͤndert, ehe ſie auskeimen koͤn-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/144>, abgerufen am 23.07.2024.
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