sie die dabey obwaltenden Schwierigkeiten, welche bey kleinern Zwiebel-Stauden- und Sommerge- wächsen von selbst wegfallen, einigermaßen vorher sahen. Denn es ist gewiß, daß ein Gewächs, welches sich unter andern in Zeit von 3, 4 bis 6 Monaten aus seinen Saamen bis wieder in Saa- men entwickelt, seine völlige Nahrung in einem frischen Moose, welcher noch keine andre Gewächse vorher getragen hat, allerdings haben könne. Wenn aber ein solcher Moos größere Gewächse zu ernäh- ren hat, dergleichen die fruchttragenden Holzarten sind, so gehört mehrere Nahrung dazu, und ein ge- schicktes Verpflanzen, wenn selbige 2 bis 3 Jahre nacheinander ein reifes und zuletzt ein tragbares Holz, zu geschweigen, wenn sie gar vollkommen reife und eßbare Früchte bringen sollen.
Um also diesesmahl vollkommen reife Früchte von Steinobste zu erziehen, so wählte ich dazu 6 Stück anderthalbzöllige junge niedrige gut oculirte Pfirschstämme, die sich wegen der Wurzeln in gro- ßen Gartentöpfen etwa 41/2 Fuß hoch ziehen und gut unterhalten ließen. Diese waren stark bewurzelt, und hatten im Moose bereits ansehnliches und viel junges Holz getrieben. Man hatte die Bäumchen vorher größtentheils bis zum größten Froste jährlich in freyer Luft unterhalten, da sie hernach in einem luftigen Gewächshause unter der Orangerie aufbe- halten, und dann und wann mit lauen Sumpfwasser waren begossen worden.
Im
ſie die dabey obwaltenden Schwierigkeiten, welche bey kleinern Zwiebel-Stauden- und Sommerge- waͤchſen von ſelbſt wegfallen, einigermaßen vorher ſahen. Denn es iſt gewiß, daß ein Gewaͤchs, welches ſich unter andern in Zeit von 3, 4 bis 6 Monaten aus ſeinen Saamen bis wieder in Saa- men entwickelt, ſeine voͤllige Nahrung in einem friſchen Mooſe, welcher noch keine andre Gewaͤchſe vorher getragen hat, allerdings haben koͤnne. Wenn aber ein ſolcher Moos groͤßere Gewaͤchſe zu ernaͤh- ren hat, dergleichen die fruchttragenden Holzarten ſind, ſo gehoͤrt mehrere Nahrung dazu, und ein ge- ſchicktes Verpflanzen, wenn ſelbige 2 bis 3 Jahre nacheinander ein reifes und zuletzt ein tragbares Holz, zu geſchweigen, wenn ſie gar vollkommen reife und eßbare Fruͤchte bringen ſollen.
Um alſo dieſesmahl vollkommen reife Fruͤchte von Steinobſte zu erziehen, ſo waͤhlte ich dazu 6 Stuͤck anderthalbzoͤllige junge niedrige gut oculirte Pfirſchſtaͤmme, die ſich wegen der Wurzeln in gro- ßen Gartentoͤpfen etwa 4½ Fuß hoch ziehen und gut unterhalten ließen. Dieſe waren ſtark bewurzelt, und hatten im Mooſe bereits anſehnliches und viel junges Holz getrieben. Man hatte die Baͤumchen vorher groͤßtentheils bis zum groͤßten Froſte jaͤhrlich in freyer Luft unterhalten, da ſie hernach in einem luftigen Gewaͤchshauſe unter der Orangerie aufbe- halten, und dann und wann mit lauen Sumpfwaſſer waren begoſſen worden.
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ſie die dabey obwaltenden Schwierigkeiten, welche
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waͤchſen von ſelbſt wegfallen, einigermaßen vorher
ſahen. Denn es iſt gewiß, daß ein Gewaͤchs,
welches ſich unter andern in Zeit von 3, 4 bis 6
Monaten aus ſeinen Saamen bis wieder in Saa-
men entwickelt, ſeine voͤllige Nahrung in einem
friſchen Mooſe, welcher noch keine andre Gewaͤchſe
vorher getragen hat, allerdings haben koͤnne. Wenn
aber ein ſolcher Moos groͤßere Gewaͤchſe zu ernaͤh-
ren hat, dergleichen die fruchttragenden Holzarten
ſind, ſo gehoͤrt mehrere Nahrung dazu, und ein ge-
ſchicktes Verpflanzen, wenn ſelbige 2 bis 3 Jahre
nacheinander ein reifes und zuletzt ein tragbares
Holz, zu geſchweigen, wenn ſie gar vollkommen reife
und eßbare Fruͤchte bringen ſollen.
Um alſo dieſesmahl vollkommen reife Fruͤchte
von Steinobſte zu erziehen, ſo waͤhlte ich dazu 6
Stuͤck anderthalbzoͤllige junge niedrige gut oculirte
Pfirſchſtaͤmme, die ſich wegen der Wurzeln in gro-
ßen Gartentoͤpfen etwa 4½ Fuß hoch ziehen und gut
unterhalten ließen. Dieſe waren ſtark bewurzelt,
und hatten im Mooſe bereits anſehnliches und viel
junges Holz getrieben. Man hatte die Baͤumchen
vorher groͤßtentheils bis zum groͤßten Froſte jaͤhrlich
in freyer Luft unterhalten, da ſie hernach in einem
luftigen Gewaͤchshauſe unter der Orangerie aufbe-
halten, und dann und wann mit lauen Sumpfwaſſer
waren begoſſen worden.
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/138>, abgerufen am 17.02.2025.
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