Wenn man nun von den Gewächsen, wie schon gesagt worden ist, eine richtige Kenntniß hat, so ist man im Stande, mit ihnen in Glas-Früh- und Treibehäusern, in Moos, Lohe und Mist man- cherley nützliche Physikalisch-ökonomische Versuche anzustellen, da man denn ihren natürlichen Eigen- schaften und Kräften auf keine Weise gerade ent- gegen wirket, als wenn man eine dergleichen Kennt- niß nicht hat.
Zwiebeln und Knollen, welche wie bekannt, wegen ihrer fleischigen, weichern und saftreichen Beschaffenheit, bey einer anhaltenden zu feuchten Wärme, ohne abwechselnden Zutritt einer reinen Luft, leicht zu beschimmeln auch gar anzufaulen pflegen, leget man, wie die großen Kerne und Nüsse, zwischen die obere Lage des lockern Mooses, bey einem vermehrten Grade der Wärme, unter den schon angeführten Bedingungen. Man wird, wenn man sie lange gut erhalten will dabey wohl voraus so viel wissen, ob sie viele, wenige, lange, kurze, schräglaufende, wagerechte oder senkrechte, weiche und schwammige Wurzeln treiben, weil man sich in Ansehung der Weite und Tiefe der Blumen- töpfe darnach richten muß. Das Verhältniß des Mooses gegen die Gefäße und Wurzeln ist mit dem von der Erde fast gleich.
Wenn man pflanzet, muß der Moos fein gleich ausgezogen werden, eben geleget und fast eben so aufgelockert seyn, als eine Wolle zum Spinnen, da-
mit
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Wenn man nun von den Gewaͤchſen, wie ſchon geſagt worden iſt, eine richtige Kenntniß hat, ſo iſt man im Stande, mit ihnen in Glas-Fruͤh- und Treibehaͤuſern, in Moos, Lohe und Miſt man- cherley nuͤtzliche Phyſikaliſch-oͤkonomiſche Verſuche anzuſtellen, da man denn ihren natuͤrlichen Eigen- ſchaften und Kraͤften auf keine Weiſe gerade ent- gegen wirket, als wenn man eine dergleichen Kennt- niß nicht hat.
Zwiebeln und Knollen, welche wie bekannt, wegen ihrer fleiſchigen, weichern und ſaftreichen Beſchaffenheit, bey einer anhaltenden zu feuchten Waͤrme, ohne abwechſelnden Zutritt einer reinen Luft, leicht zu beſchimmeln auch gar anzufaulen pflegen, leget man, wie die großen Kerne und Nuͤſſe, zwiſchen die obere Lage des lockern Mooſes, bey einem vermehrten Grade der Waͤrme, unter den ſchon angefuͤhrten Bedingungen. Man wird, wenn man ſie lange gut erhalten will dabey wohl voraus ſo viel wiſſen, ob ſie viele, wenige, lange, kurze, ſchraͤglaufende, wagerechte oder ſenkrechte, weiche und ſchwammige Wurzeln treiben, weil man ſich in Anſehung der Weite und Tiefe der Blumen- toͤpfe darnach richten muß. Das Verhaͤltniß des Mooſes gegen die Gefaͤße und Wurzeln iſt mit dem von der Erde faſt gleich.
Wenn man pflanzet, muß der Moos fein gleich ausgezogen werden, eben geleget und faſt eben ſo aufgelockert ſeyn, als eine Wolle zum Spinnen, da-
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Wenn man nun von den Gewaͤchſen, wie
ſchon geſagt worden iſt, eine richtige Kenntniß hat,
ſo iſt man im Stande, mit ihnen in Glas-Fruͤh-
und Treibehaͤuſern, in Moos, Lohe und Miſt man-
cherley nuͤtzliche Phyſikaliſch-oͤkonomiſche Verſuche
anzuſtellen, da man denn ihren natuͤrlichen Eigen-
ſchaften und Kraͤften auf keine Weiſe gerade ent-
gegen wirket, als wenn man eine dergleichen Kennt-
niß nicht hat.
Zwiebeln und Knollen, welche wie bekannt,
wegen ihrer fleiſchigen, weichern und ſaftreichen
Beſchaffenheit, bey einer anhaltenden zu feuchten
Waͤrme, ohne abwechſelnden Zutritt einer reinen
Luft, leicht zu beſchimmeln auch gar anzufaulen
pflegen, leget man, wie die großen Kerne und
Nuͤſſe, zwiſchen die obere Lage des lockern Mooſes,
bey einem vermehrten Grade der Waͤrme, unter
den ſchon angefuͤhrten Bedingungen. Man wird,
wenn man ſie lange gut erhalten will dabey wohl
voraus ſo viel wiſſen, ob ſie viele, wenige, lange,
kurze, ſchraͤglaufende, wagerechte oder ſenkrechte,
weiche und ſchwammige Wurzeln treiben, weil man
ſich in Anſehung der Weite und Tiefe der Blumen-
toͤpfe darnach richten muß. Das Verhaͤltniß des
Mooſes gegen die Gefaͤße und Wurzeln iſt mit dem
von der Erde faſt gleich.
Wenn man pflanzet, muß der Moos fein
gleich ausgezogen werden, eben geleget und faſt eben
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/131>, abgerufen am 23.07.2024.
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