weil sie vor dem ersten Zeitpunkte ihrer Ausbildung hinreichende und zarte Nahrungstheile genug darin- nen finden. Wenn sie aber ihr Wachsthum wei- ter fortsetzen sollen, und stark und tragbar werden, kann sie der Moos, zumahl in Töpfen, nicht mehr gehörig unterhalten, und ihnen die Menge von ei- ner fetten und häufigen Nahrung verschaffen, der- gleichen sie in einem guten Erdreiche haben können. Sie bleiben auch deswegen im Wachsthume gegen andere sehr weit zurücke, weil das Ausdampfen und Einsaugen solcher Gewächse, in dem kühlen und nassen Moose, fast niemahls so lebhaft werden kann, als wenn sie in einen freyen und warmen Grunde unterhalten würden, man müßte denn der- gleichen, durch eine gekünstelte und verstärkte Wär- me, auf einige Zeit zu befördern suchen, wie es bey einigen mit Vortheil geschiehet. Denn ein an- deres muß es seyn, kleinere Bäume, Sträucher, und andere Gewächse in dergleichen Moose, oder gar in Wasser, nur auf einige Zeit zu erhalten, als diese in selbigen eben so groß und dauerhaft zu zie- hen, daß sie ihre Früchte trügen, wie sie in der Erde mit der Zeit zu thun im Stande sind.
Die Wasserbäume, als Rüster, Erlen, Bir- ken und Weiden, lassen sich freylich in dem Moose am weitesten bringen, aber nicht immer bis zu ihrer natürlichen Vollkommenheit, wie es denn die Absicht der Natur auch ganz und gar nicht seyn kann, wenn sie die weitläuftigen Waldungen von
Tan-
weil ſie vor dem erſten Zeitpunkte ihrer Ausbildung hinreichende und zarte Nahrungstheile genug darin- nen finden. Wenn ſie aber ihr Wachsthum wei- ter fortſetzen ſollen, und ſtark und tragbar werden, kann ſie der Moos, zumahl in Toͤpfen, nicht mehr gehoͤrig unterhalten, und ihnen die Menge von ei- ner fetten und haͤufigen Nahrung verſchaffen, der- gleichen ſie in einem guten Erdreiche haben koͤnnen. Sie bleiben auch deswegen im Wachsthume gegen andere ſehr weit zuruͤcke, weil das Ausdampfen und Einſaugen ſolcher Gewaͤchſe, in dem kuͤhlen und naſſen Mooſe, faſt niemahls ſo lebhaft werden kann, als wenn ſie in einen freyen und warmen Grunde unterhalten wuͤrden, man muͤßte denn der- gleichen, durch eine gekuͤnſtelte und verſtaͤrkte Waͤr- me, auf einige Zeit zu befoͤrdern ſuchen, wie es bey einigen mit Vortheil geſchiehet. Denn ein an- deres muß es ſeyn, kleinere Baͤume, Straͤucher, und andere Gewaͤchſe in dergleichen Mooſe, oder gar in Waſſer, nur auf einige Zeit zu erhalten, als dieſe in ſelbigen eben ſo groß und dauerhaft zu zie- hen, daß ſie ihre Fruͤchte truͤgen, wie ſie in der Erde mit der Zeit zu thun im Stande ſind.
Die Waſſerbaͤume, als Ruͤſter, Erlen, Bir- ken und Weiden, laſſen ſich freylich in dem Mooſe am weiteſten bringen, aber nicht immer bis zu ihrer natuͤrlichen Vollkommenheit, wie es denn die Abſicht der Natur auch ganz und gar nicht ſeyn kann, wenn ſie die weitlaͤuftigen Waldungen von
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weil ſie vor dem erſten Zeitpunkte ihrer Ausbildung
hinreichende und zarte Nahrungstheile genug darin-
nen finden. Wenn ſie aber ihr Wachsthum wei-
ter fortſetzen ſollen, und ſtark und tragbar werden,
kann ſie der Moos, zumahl in Toͤpfen, nicht mehr
gehoͤrig unterhalten, und ihnen die Menge von ei-
ner fetten und haͤufigen Nahrung verſchaffen, der-
gleichen ſie in einem guten Erdreiche haben koͤnnen.
Sie bleiben auch deswegen im Wachsthume gegen
andere ſehr weit zuruͤcke, weil das Ausdampfen
und Einſaugen ſolcher Gewaͤchſe, in dem kuͤhlen
und naſſen Mooſe, faſt niemahls ſo lebhaft werden
kann, als wenn ſie in einen freyen und warmen
Grunde unterhalten wuͤrden, man muͤßte denn der-
gleichen, durch eine gekuͤnſtelte und verſtaͤrkte Waͤr-
me, auf einige Zeit zu befoͤrdern ſuchen, wie es
bey einigen mit Vortheil geſchiehet. Denn ein an-
deres muß es ſeyn, kleinere Baͤume, Straͤucher,
und andere Gewaͤchſe in dergleichen Mooſe, oder
gar in Waſſer, nur auf einige Zeit zu erhalten, als
dieſe in ſelbigen eben ſo groß und dauerhaft zu zie-
hen, daß ſie ihre Fruͤchte truͤgen, wie ſie in der Erde
mit der Zeit zu thun im Stande ſind.
Die Waſſerbaͤume, als Ruͤſter, Erlen, Bir-
ken und Weiden, laſſen ſich freylich in dem Mooſe
am weiteſten bringen, aber nicht immer bis zu ihrer
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kann, wenn ſie die weitlaͤuftigen Waldungen von
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/128>, abgerufen am 23.07.2024.
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