Früchte zu tragen. Um aber die Nahrung dem Moose hinreichend zu geben, die er dazu haben muß, so bedienet man sich dazu eines so genannten Gusses, das ist eine Lauge von wohl verfaulten Hornspänen, Schaaf- Kuh- oder auch Tauben- und Hühnermiste, wie ihn etwa die Gärtner den Orangebäumen sonst zu geben pflegen. Diese Lau- ge muß sehr verdünnet, und überaus mäßig ge- braucht werden, und so oft man sie nöthig findet, mit dem Wasser, jedoch einen sehr geringen Zusatz gemischt werden. Außer einem solchen Zusatze, und einem fleißigen Versetzen, richtet man wenig aus, als daß man solche Gewächse zwar bey einer geringen Kraft, beym Leben, aber auch in einer beständigen Un- fruchtbarkeit erhält, da das bloße Wasser, zu einer vollständigen Entwickelung bey den meisten Erdge- wächsen bis zur ganz vollkommnen reifen Frucht, nicht hinreichend seyn will. Man muß deshalb den so oft falschverstandenen und übel angebrachten Satz von dem Wachsthume der Blumenzwiebeln auf dem Wasser hierher mit Gewalt nicht ziehen. Viele andere Gewächse haben diese Unterhaltungs- art, wie sie hier angewendet wird, nicht nöthig.
Noch möchte hierbey dieses zu erinnern seyn, daß die Gewächse in dem Moose, entweder zu keiner ganz außerordentlichen Jahreszeit, oder wenigstens mit vieler Behutsamkeit, in Wachsthum gebracht werden sollen, als die ihnen die natürlichste ist,
außer
Fruͤchte zu tragen. Um aber die Nahrung dem Mooſe hinreichend zu geben, die er dazu haben muß, ſo bedienet man ſich dazu eines ſo genannten Guſſes, das iſt eine Lauge von wohl verfaulten Hornſpaͤnen, Schaaf- Kuh- oder auch Tauben- und Huͤhnermiſte, wie ihn etwa die Gaͤrtner den Orangebaͤumen ſonſt zu geben pflegen. Dieſe Lau- ge muß ſehr verduͤnnet, und uͤberaus maͤßig ge- braucht werden, und ſo oft man ſie noͤthig findet, mit dem Waſſer, jedoch einen ſehr geringen Zuſatz gemiſcht werden. Außer einem ſolchen Zuſatze, und einem fleißigen Verſetzen, richtet man wenig aus, als daß man ſolche Gewaͤchſe zwar bey einer geringen Kraft, beym Leben, aber auch in einer beſtaͤndigen Un- fruchtbarkeit erhaͤlt, da das bloße Waſſer, zu einer vollſtaͤndigen Entwickelung bey den meiſten Erdge- waͤchſen bis zur ganz vollkommnen reifen Frucht, nicht hinreichend ſeyn will. Man muß deshalb den ſo oft falſchverſtandenen und uͤbel angebrachten Satz von dem Wachsthume der Blumenzwiebeln auf dem Waſſer hierher mit Gewalt nicht ziehen. Viele andere Gewaͤchſe haben dieſe Unterhaltungs- art, wie ſie hier angewendet wird, nicht noͤthig.
Noch moͤchte hierbey dieſes zu erinnern ſeyn, daß die Gewaͤchſe in dem Mooſe, entweder zu keiner ganz außerordentlichen Jahreszeit, oder wenigſtens mit vieler Behutſamkeit, in Wachsthum gebracht werden ſollen, als die ihnen die natuͤrlichſte iſt,
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Fruͤchte zu tragen. Um aber die Nahrung dem
Mooſe hinreichend zu geben, die er dazu haben
muß, ſo bedienet man ſich dazu eines ſo genannten
Guſſes, das iſt eine Lauge von wohl verfaulten
Hornſpaͤnen, Schaaf- Kuh- oder auch Tauben-
und Huͤhnermiſte, wie ihn etwa die Gaͤrtner den
Orangebaͤumen ſonſt zu geben pflegen. Dieſe Lau-
ge muß ſehr verduͤnnet, und uͤberaus maͤßig ge-
braucht werden, und ſo oft man ſie noͤthig findet, mit
dem Waſſer, jedoch einen ſehr geringen Zuſatz gemiſcht
werden. Außer einem ſolchen Zuſatze, und einem
fleißigen Verſetzen, richtet man wenig aus, als daß
man ſolche Gewaͤchſe zwar bey einer geringen Kraft,
beym Leben, aber auch in einer beſtaͤndigen Un-
fruchtbarkeit erhaͤlt, da das bloße Waſſer, zu einer
vollſtaͤndigen Entwickelung bey den meiſten Erdge-
waͤchſen bis zur ganz vollkommnen reifen Frucht,
nicht hinreichend ſeyn will. Man muß deshalb
den ſo oft falſchverſtandenen und uͤbel angebrachten
Satz von dem Wachsthume der Blumenzwiebeln
auf dem Waſſer hierher mit Gewalt nicht ziehen.
Viele andere Gewaͤchſe haben dieſe Unterhaltungs-
art, wie ſie hier angewendet wird, nicht noͤthig.
Noch moͤchte hierbey dieſes zu erinnern ſeyn,
daß die Gewaͤchſe in dem Mooſe, entweder zu keiner
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mit vieler Behutſamkeit, in Wachsthum gebracht
werden ſollen, als die ihnen die natuͤrlichſte iſt,
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/126>, abgerufen am 23.07.2024.
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