wenn sie saftreich sind, viel mehr trocken, und zwar weit trockner, auch viel länger, als in der Erde, er- halten. Die Wärme kann dabey in unsern Win- terhäusern gleichwohl beträchtlich seyn, ohne daß man sie zu begiessen nöthig hätte, sie müsten denn an- fangen, im Winter zu blühen, und dazu starke Stengel zu treiben, wie es öfters von Capischen und Tropickschen Gewächsen beym allerniedrigsten Son- nenstande geschiehet.
Wenn die Sommerpflanzen stark treiben, und mit ihrer Menge von fasrigen Wurzeln den Moos zu geschwind aussaugen, als sie sonst in der aller- fruchtbarsten Erde thun, daß sie nehmlich in ihrem Wachsthume auf einmahl einhalten, ehe sie zur Blüthe und Frucht gelangen können; so müssen sie sogleich in frischen Moos verpflanzet werden, und sollte es auch in einem halben Jahre 2mahl gesche- hen. Andere Pflanzen saugen den Moos nicht so geschwind oder auf einmahl aus, wie jene. Doch wird der Moos durch das starke Aussaugen derma- ßen verändert, daß er seine schöne grüne Farbe in eine dunkle verwandelt, sein voriges sanftes weiches gelindes Wesen verlieret, und ganz hart, spröde und dermaßen brüchig wird, daß man ihn, wenn er etwas trocken geworden ist, zwischen den Fingern leicht in ein Pulver zerreiben kann.
Fast alle Mittelgewächse, junge Bäume und Holzarten, wachsen anfangs sehr gerne und freudig in einem solchen weichen und feuchten Moose, aus
Saa-
wenn ſie ſaftreich ſind, viel mehr trocken, und zwar weit trockner, auch viel laͤnger, als in der Erde, er- halten. Die Waͤrme kann dabey in unſern Win- terhaͤuſern gleichwohl betraͤchtlich ſeyn, ohne daß man ſie zu begieſſen noͤthig haͤtte, ſie muͤſten denn an- fangen, im Winter zu bluͤhen, und dazu ſtarke Stengel zu treiben, wie es oͤfters von Capiſchen und Tropickſchen Gewaͤchſen beym allerniedrigſten Son- nenſtande geſchiehet.
Wenn die Sommerpflanzen ſtark treiben, und mit ihrer Menge von faſrigen Wurzeln den Moos zu geſchwind ausſaugen, als ſie ſonſt in der aller- fruchtbarſten Erde thun, daß ſie nehmlich in ihrem Wachsthume auf einmahl einhalten, ehe ſie zur Bluͤthe und Frucht gelangen koͤnnen; ſo muͤſſen ſie ſogleich in friſchen Moos verpflanzet werden, und ſollte es auch in einem halben Jahre 2mahl geſche- hen. Andere Pflanzen ſaugen den Moos nicht ſo geſchwind oder auf einmahl aus, wie jene. Doch wird der Moos durch das ſtarke Ausſaugen derma- ßen veraͤndert, daß er ſeine ſchoͤne gruͤne Farbe in eine dunkle verwandelt, ſein voriges ſanftes weiches gelindes Weſen verlieret, und ganz hart, ſproͤde und dermaßen bruͤchig wird, daß man ihn, wenn er etwas trocken geworden iſt, zwiſchen den Fingern leicht in ein Pulver zerreiben kann.
Faſt alle Mittelgewaͤchſe, junge Baͤume und Holzarten, wachſen anfangs ſehr gerne und freudig in einem ſolchen weichen und feuchten Mooſe, aus
Saa-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0124"n="112"/>
wenn ſie ſaftreich ſind, viel mehr trocken, und zwar<lb/>
weit trockner, auch viel laͤnger, als in der Erde, er-<lb/>
halten. Die Waͤrme kann dabey in unſern Win-<lb/>
terhaͤuſern gleichwohl betraͤchtlich ſeyn, ohne daß<lb/>
man ſie zu begieſſen noͤthig haͤtte, ſie muͤſten denn an-<lb/>
fangen, im Winter zu bluͤhen, und dazu ſtarke<lb/>
Stengel zu treiben, wie es oͤfters von Capiſchen und<lb/>
Tropickſchen Gewaͤchſen beym allerniedrigſten Son-<lb/>
nenſtande geſchiehet.</p><lb/><p>Wenn die Sommerpflanzen ſtark treiben, und<lb/>
mit ihrer Menge von faſrigen Wurzeln den Moos<lb/>
zu geſchwind ausſaugen, als ſie ſonſt in der aller-<lb/>
fruchtbarſten Erde thun, daß ſie nehmlich in ihrem<lb/>
Wachsthume auf einmahl einhalten, ehe ſie zur<lb/>
Bluͤthe und Frucht gelangen koͤnnen; ſo muͤſſen ſie<lb/>ſogleich in friſchen Moos verpflanzet werden, und<lb/>ſollte es auch in einem halben Jahre 2mahl geſche-<lb/>
hen. Andere Pflanzen ſaugen den Moos nicht ſo<lb/>
geſchwind oder auf einmahl aus, wie jene. Doch<lb/>
wird der Moos durch das ſtarke Ausſaugen derma-<lb/>
ßen veraͤndert, daß er ſeine ſchoͤne gruͤne Farbe in<lb/>
eine dunkle verwandelt, ſein voriges ſanftes weiches<lb/>
gelindes Weſen verlieret, und ganz hart, ſproͤde<lb/>
und dermaßen bruͤchig wird, daß man ihn, wenn<lb/>
er etwas trocken geworden iſt, zwiſchen den Fingern<lb/>
leicht in ein Pulver zerreiben kann.</p><lb/><p>Faſt alle Mittelgewaͤchſe, junge Baͤume und<lb/>
Holzarten, wachſen anfangs ſehr gerne und freudig<lb/>
in einem ſolchen weichen und feuchten Mooſe, aus<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Saa-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[112/0124]
wenn ſie ſaftreich ſind, viel mehr trocken, und zwar
weit trockner, auch viel laͤnger, als in der Erde, er-
halten. Die Waͤrme kann dabey in unſern Win-
terhaͤuſern gleichwohl betraͤchtlich ſeyn, ohne daß
man ſie zu begieſſen noͤthig haͤtte, ſie muͤſten denn an-
fangen, im Winter zu bluͤhen, und dazu ſtarke
Stengel zu treiben, wie es oͤfters von Capiſchen und
Tropickſchen Gewaͤchſen beym allerniedrigſten Son-
nenſtande geſchiehet.
Wenn die Sommerpflanzen ſtark treiben, und
mit ihrer Menge von faſrigen Wurzeln den Moos
zu geſchwind ausſaugen, als ſie ſonſt in der aller-
fruchtbarſten Erde thun, daß ſie nehmlich in ihrem
Wachsthume auf einmahl einhalten, ehe ſie zur
Bluͤthe und Frucht gelangen koͤnnen; ſo muͤſſen ſie
ſogleich in friſchen Moos verpflanzet werden, und
ſollte es auch in einem halben Jahre 2mahl geſche-
hen. Andere Pflanzen ſaugen den Moos nicht ſo
geſchwind oder auf einmahl aus, wie jene. Doch
wird der Moos durch das ſtarke Ausſaugen derma-
ßen veraͤndert, daß er ſeine ſchoͤne gruͤne Farbe in
eine dunkle verwandelt, ſein voriges ſanftes weiches
gelindes Weſen verlieret, und ganz hart, ſproͤde
und dermaßen bruͤchig wird, daß man ihn, wenn
er etwas trocken geworden iſt, zwiſchen den Fingern
leicht in ein Pulver zerreiben kann.
Faſt alle Mittelgewaͤchſe, junge Baͤume und
Holzarten, wachſen anfangs ſehr gerne und freudig
in einem ſolchen weichen und feuchten Mooſe, aus
Saa-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/124>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.