Dauer, zur Vollkommenheit des Saamens, Nah- rung genug. Zwar halten sich größere junge Bäu- me von 10 bis 15 Schuhe hoch, in dem Moose überaus gut, wenn sie auch lange Pfahlwurzeln, und viele Seiten- und Thauwurzeln treiben. Al- lein sie zehren die in dem Moose angesammlete nahr- hafte Materie gar zu geschwind aus, und umspin- nen den ganzen Klumpen Moos, in welchen sie wurzeln, gar bald zusammen, wenn ihre Wurzeln in große Kasten, Gartentöpfe, oder auch zwischen den Felsen eingeschlossen sind. Wo also ihr erster schöner Trieb, welcher insgemein der stärkste ist, nicht schwach werden oder gar aufhören soll, haben sie einen beständigen reinen Zufluß von der nähren- den Materie nöthig, und die im Garten unterhal- ten werden, müssen zu dem Ende fleißiger ver- pflanzt werden, als andere. Die wilden haben diese Vorsorge nicht nöthig, da sich die Wurzeln selbst Nahrung und anständigen Grund zu suchen im Stande sind.
Der größte Theil von hohen Afrikanischen, Südamerikanischen und den übrigen saftreichen In- dianischen Stauden und andern Gewächsen, hält sich in einen mäßig feuchten, recht lockern Moose, bey einem hohen Grade der Wärme, sehr wohl, er zeiget ein lebhaftes Wachsthum, verträgt aber ei- nen beständig naßkalten, derb zusammengedrückten groben Moos, in einer kühlen Witterung überaus schlecht. Man kann dergleichen Gewächsarten,
wenn
Dauer, zur Vollkommenheit des Saamens, Nah- rung genug. Zwar halten ſich groͤßere junge Baͤu- me von 10 bis 15 Schuhe hoch, in dem Mooſe uͤberaus gut, wenn ſie auch lange Pfahlwurzeln, und viele Seiten- und Thauwurzeln treiben. Al- lein ſie zehren die in dem Mooſe angeſammlete nahr- hafte Materie gar zu geſchwind aus, und umſpin- nen den ganzen Klumpen Moos, in welchen ſie wurzeln, gar bald zuſammen, wenn ihre Wurzeln in große Kaſten, Gartentoͤpfe, oder auch zwiſchen den Felſen eingeſchloſſen ſind. Wo alſo ihr erſter ſchoͤner Trieb, welcher insgemein der ſtaͤrkſte iſt, nicht ſchwach werden oder gar aufhoͤren ſoll, haben ſie einen beſtaͤndigen reinen Zufluß von der naͤhren- den Materie noͤthig, und die im Garten unterhal- ten werden, muͤſſen zu dem Ende fleißiger ver- pflanzt werden, als andere. Die wilden haben dieſe Vorſorge nicht noͤthig, da ſich die Wurzeln ſelbſt Nahrung und anſtaͤndigen Grund zu ſuchen im Stande ſind.
Der groͤßte Theil von hohen Afrikaniſchen, Suͤdamerikaniſchen und den uͤbrigen ſaftreichen In- dianiſchen Stauden und andern Gewaͤchſen, haͤlt ſich in einen maͤßig feuchten, recht lockern Mooſe, bey einem hohen Grade der Waͤrme, ſehr wohl, er zeiget ein lebhaftes Wachsthum, vertraͤgt aber ei- nen beſtaͤndig naßkalten, derb zuſammengedruͤckten groben Moos, in einer kuͤhlen Witterung uͤberaus ſchlecht. Man kann dergleichen Gewaͤchsarten,
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Dauer, zur Vollkommenheit des Saamens, Nah-<lb/>
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Dauer, zur Vollkommenheit des Saamens, Nah-
rung genug. Zwar halten ſich groͤßere junge Baͤu-
me von 10 bis 15 Schuhe hoch, in dem Mooſe
uͤberaus gut, wenn ſie auch lange Pfahlwurzeln,
und viele Seiten- und Thauwurzeln treiben. Al-
lein ſie zehren die in dem Mooſe angeſammlete nahr-
hafte Materie gar zu geſchwind aus, und umſpin-
nen den ganzen Klumpen Moos, in welchen ſie
wurzeln, gar bald zuſammen, wenn ihre Wurzeln
in große Kaſten, Gartentoͤpfe, oder auch zwiſchen
den Felſen eingeſchloſſen ſind. Wo alſo ihr erſter
ſchoͤner Trieb, welcher insgemein der ſtaͤrkſte iſt,
nicht ſchwach werden oder gar aufhoͤren ſoll, haben
ſie einen beſtaͤndigen reinen Zufluß von der naͤhren-
den Materie noͤthig, und die im Garten unterhal-
ten werden, muͤſſen zu dem Ende fleißiger ver-
pflanzt werden, als andere. Die wilden haben
dieſe Vorſorge nicht noͤthig, da ſich die Wurzeln
ſelbſt Nahrung und anſtaͤndigen Grund zu ſuchen
im Stande ſind.
Der groͤßte Theil von hohen Afrikaniſchen,
Suͤdamerikaniſchen und den uͤbrigen ſaftreichen In-
dianiſchen Stauden und andern Gewaͤchſen, haͤlt
ſich in einen maͤßig feuchten, recht lockern Mooſe,
bey einem hohen Grade der Waͤrme, ſehr wohl, er
zeiget ein lebhaftes Wachsthum, vertraͤgt aber ei-
nen beſtaͤndig naßkalten, derb zuſammengedruͤckten
groben Moos, in einer kuͤhlen Witterung uͤberaus
ſchlecht. Man kann dergleichen Gewaͤchsarten,
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/123>, abgerufen am 23.07.2024.
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