ich sie bey einem guten Wachsthume so lange er- hielt, bis sich endlich entweder die Ameisen zu stark einnisteten, oder die gemeinen Gartenkröten sie so un- terwühlten, daß sie verdorren mußten. Die öftern Beobachtungen über dergleichen wilde Pflanzen setzten mich unterdessen im Stand, daß ich nicht nur diesen übeln Zufällen vorkommen, sondern auch über die Unterhaltung mancherley Gewächse im Moose ordentliche und sichere Versuche anstellen konnte. Dergleichen habe ich hernach seit 1736, bis auf diesen jetzigen Frühling, mit allen Verände- rungen immer abwechselnd fortgesetzt, dazu allerley Gewächse angewendet, und solche sowohl aus Saa- men als Wurzeln im Wasser- und Erdmoosen erzogen.
Zu diesem Ende habe ich jährlich die erforder- liche Menge von solchen dazu schicklichen Arten des Mooses zusammenbringen lassen, welche zu Haupt- versuchen zuweilen sehr viel ausmachte. Diese wurde von Schlamm, Sand, Wurzel- und Blät- terwerk gereiniget, und bald frisch, bald lufttrocken, gebraucht.
Um den verschiedenen nahrhaften Gehalt dieser oder jener Moosart zu erfahren, laugte ich selbige mit Wasser so lange aus, als die zwischen denselben be- findliche feine erdigsalzige, schleimige und brenn- bare Materie das Wasser färben, und noch einige Spuren geben wollte, und machte dieses ausge- laugte Wesen durch sehr gelindes Abdampfen zu
einem
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ich ſie bey einem guten Wachsthume ſo lange er- hielt, bis ſich endlich entweder die Ameiſen zu ſtark einniſteten, oder die gemeinen Gartenkroͤten ſie ſo un- terwuͤhlten, daß ſie verdorren mußten. Die oͤftern Beobachtungen uͤber dergleichen wilde Pflanzen ſetzten mich unterdeſſen im Stand, daß ich nicht nur dieſen uͤbeln Zufaͤllen vorkommen, ſondern auch uͤber die Unterhaltung mancherley Gewaͤchſe im Mooſe ordentliche und ſichere Verſuche anſtellen konnte. Dergleichen habe ich hernach ſeit 1736, bis auf dieſen jetzigen Fruͤhling, mit allen Veraͤnde- rungen immer abwechſelnd fortgeſetzt, dazu allerley Gewaͤchſe angewendet, und ſolche ſowohl aus Saa- men als Wurzeln im Waſſer- und Erdmooſen erzogen.
Zu dieſem Ende habe ich jaͤhrlich die erforder- liche Menge von ſolchen dazu ſchicklichen Arten des Mooſes zuſammenbringen laſſen, welche zu Haupt- verſuchen zuweilen ſehr viel ausmachte. Dieſe wurde von Schlamm, Sand, Wurzel- und Blaͤt- terwerk gereiniget, und bald friſch, bald lufttrocken, gebraucht.
Um den verſchiedenen nahrhaften Gehalt dieſer oder jener Moosart zu erfahren, laugte ich ſelbige mit Waſſer ſo lange aus, als die zwiſchen denſelben be- findliche feine erdigſalzige, ſchleimige und brenn- bare Materie das Waſſer faͤrben, und noch einige Spuren geben wollte, und machte dieſes ausge- laugte Weſen durch ſehr gelindes Abdampfen zu
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[99/0111]
ich ſie bey einem guten Wachsthume ſo lange er-
hielt, bis ſich endlich entweder die Ameiſen zu ſtark
einniſteten, oder die gemeinen Gartenkroͤten ſie ſo un-
terwuͤhlten, daß ſie verdorren mußten. Die oͤftern
Beobachtungen uͤber dergleichen wilde Pflanzen
ſetzten mich unterdeſſen im Stand, daß ich nicht
nur dieſen uͤbeln Zufaͤllen vorkommen, ſondern auch
uͤber die Unterhaltung mancherley Gewaͤchſe im
Mooſe ordentliche und ſichere Verſuche anſtellen
konnte. Dergleichen habe ich hernach ſeit 1736,
bis auf dieſen jetzigen Fruͤhling, mit allen Veraͤnde-
rungen immer abwechſelnd fortgeſetzt, dazu allerley
Gewaͤchſe angewendet, und ſolche ſowohl aus Saa-
men als Wurzeln im Waſſer- und Erdmooſen
erzogen.
Zu dieſem Ende habe ich jaͤhrlich die erforder-
liche Menge von ſolchen dazu ſchicklichen Arten des
Mooſes zuſammenbringen laſſen, welche zu Haupt-
verſuchen zuweilen ſehr viel ausmachte. Dieſe
wurde von Schlamm, Sand, Wurzel- und Blaͤt-
terwerk gereiniget, und bald friſch, bald lufttrocken,
gebraucht.
Um den verſchiedenen nahrhaften Gehalt dieſer
oder jener Moosart zu erfahren, laugte ich ſelbige mit
Waſſer ſo lange aus, als die zwiſchen denſelben be-
findliche feine erdigſalzige, ſchleimige und brenn-
bare Materie das Waſſer faͤrben, und noch einige
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/111>, abgerufen am 23.07.2024.
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