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Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658.

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Continuatio Miraculi Mundi.
der mehrentheil jetziger Maul-Christen. Was soll der blosse Name/ wann keine That
dabey ist? Christum im Mund vnd den Satan im Hertzen haben/ ist jetzund das ge-
meinste vnter allen falschen Christen: weiln aber Christus nicht den Mund/ sondern das
Hertz zur Wohnung haben wil/ so werden einmal solche Maul-Christen sehr übel beste-
hen. Von welchem übeln Zustand deß jetzigen Christenthums in meinem Tractätlein
de Concentratione Coeli & Terrae ein mehrers (geliebts Gott) gesagt werden soll.

Ehe ich aber diesen meinen Proceß de Concentratione Metallorum per Nitrum
beschliesse/ finde ich nöhtig noch einige (dem Laboranten zur guten Nachricht dienende)
Stücklein hieher zu setzen.

Erstlich berichte ich dieses/ wann man die per fulmen zerstörte Metallen reducirt/
vnd die Schlacken Jupiter zu lang auff dem Sun schmeltzen lässt/ vnd nicht zu rechter Zeit auß-
geusst/ daß die Schlacken magnetischer Weise die übrige animam, so das fulmen bey
dem Sun gelassen/ vollends heraußzieht/ vnd das Sun gantz bleich ligen lässt: vnd so mit sol-
chem bleichen Sun der auffs new wieder amalgamirt/ vnd durch das fulmen Jovis de-
anim
irt/ vnd solche Arbeit zu etlichmalen also repetirt wird/ die Anima Solis, welche
das fulmen Jovis in spiritualischer Gestalt übergetrieben/ durch die Schlacken vollends
heraußgezogen/ also/ daß das Sun aller Farbe beraubet/ vnd die weisse Schlacken herge-
gen blutroht werden; auß welcher rohten Schlacken die Tinctur durch sonderbare Ge-
schicklichkeit wieder geschieden/ vnd so gut als man weiß/ gebraucht wird: das bleiche Sun
aber erlangt seine Farb leichtlich wieder auß dem / vnd Antimonio. Von wel-
chem Proceß Sendivogius meldet/ da er also sagt: Est & alius chalybs, si undecies coit
cum auro nostro, aurum debilitatur fere usque ad mortem, & chalybs concipiet &
pariet filium patre clariorem.
Der nun etwas hierinn zu thun sucht/ derselbe kan er-
meidten Sendivogium lesen/ wird gute Nachricht bey ihm finden.

Weiters dienet dieses zu sagen: Wann man per fulmen Jovis die animam Solis
&
in die recipienten getrieben/ daß man alsbalden nach Abnehmung derselben die
flores, darinn die anima verborgen/ auß den recipienten nehmen/ vnd in Gläsern wol
bewahren soll; dann ermeldte anima Auri & Mercurii überauß-geistlich/ subtil vnd
flüchtig ist/ vnd leichtlich das beste Vögelein dir entfliehen/ vnd ein leeres Nest zurück
lassen kan; welches ich erfahren/ ein anderer/ der es nicht glaubt/ kan es auch erfahren/
wird es also finden. Auff daß ich aber dem Liebhaber wahrer Hermetischen Medicin
etwas Anleitung gebe/ wie er dieser Sachen kündig werden kan/ so muß ich erzehlen/ wie
ichs ohngefehr gewahr worden bin. Da ich einsmals ex Sun & per fulmen Jovis die
Animam übergetrieben/ vnd auß dem recipienten genommen/ vnd in dem einen nicht
alles so genaw außnehmen können/ derohalben etliche Vntzen Regen-Wasser in das
Glas gegossen/ die flores Sun & darmit außzuspülen: weiln mir aber etwas nöhtigers
vorgefallen/ habe ich solchen recipienten/ darein ich das Wasser gegossen/ dahin auff ei-
nen Tisch im Laboratorio gegen das Fenster gelegt/ vnd also etliche Tage daselbsten ver-
gessen ligen lassen. Nachdeme aber zu selbiger Zeit eine grosse Kälte eingefallen/ vnd

etliche

Continuatio Miraculi Mundi.
der mehrentheil jetziger Maul-Chriſten. Was ſoll der bloſſe Name/ wann keine That
dabey iſt? Chriſtum im Mund vnd den Satan im Hertzen haben/ iſt jetzund das ge-
meinſte vnter allen falſchen Chriſten: weiln aber Chriſtus nicht den Mund/ ſondern das
Hertz zur Wohnung haben wil/ ſo werden einmal ſolche Maul-Chriſten ſehr uͤbel beſte-
hen. Von welchem uͤbeln Zuſtand deß jetzigen Chriſtenthums in meinem Tractaͤtlein
de Concentratione Cœli & Terræ ein mehrers (geliebts Gott) geſagt werden ſoll.

Ehe ich aber dieſen meinen Proceß de Concentratione Metallorum per Nitrum
beſchlieſſe/ finde ich noͤhtig noch einige (dem Laboranten zur guten Nachricht dienende)
Stuͤcklein hieher zu ſetzen.

Erſtlich berichte ich dieſes/ wann man die per fulmen zerſtoͤrte Metallen reducirt/
vnd die Schlacken ♃ zu lang auff dem ☉ ſchmeltzen laͤſſt/ vnd nicht zu rechter Zeit auß-
geuſſt/ daß die Schlacken magnetiſcher Weiſe die uͤbrige animam, ſo das fulmen bey
dem ☉ gelaſſen/ vollends heraußzieht/ vnd das ☉ gantz bleich ligen laͤſſt: vnd ſo mit ſol-
chem bleichen ☉ der ☿ auffs new wieder amalgamirt/ vnd durch das fulmen Jovis de-
anim
irt/ vnd ſolche Arbeit zu etlichmalen alſo repetirt wird/ die Anima Solis, welche
das fulmen Jovis in ſpiritualiſcher Geſtalt uͤbergetrieben/ durch die Schlacken vollends
heraußgezogen/ alſo/ daß das ☉ aller Farbe beraubet/ vnd die weiſſe Schlacken herge-
gen blutroht werden; auß welcher rohten Schlacken die Tinctur durch ſonderbare Ge-
ſchicklichkeit wieder geſchieden/ vnd ſo gut als man weiß/ gebraucht wird: das bleiche ☉
aber erlangt ſeine Farb leichtlich wieder auß dem ♂/ ♀ vnd Antimonio. Von wel-
chem Proceß Sendivogius meldet/ da er alſo ſagt: Eſt & alius chalybs, ſi undecies coit
cum auro noſtro, aurum debilitatur ferè uſque ad mortem, & chalybs concipiet &
pariet filium patre clariorem.
Der nun etwas hierinn zu thun ſucht/ derſelbe kan er-
meidten Sendivogium leſen/ wird gute Nachricht bey ihm finden.

Weiters dienet dieſes zu ſagen: Wann man per fulmen Jovis die animam Solis
&
☿ in die recipienten getrieben/ daß man alsbalden nach Abnehmung derſelben die
flores, darinn die anima verborgen/ auß den recipienten nehmen/ vnd in Glaͤſern wol
bewahren ſoll; dann ermeldte anima Auri & Mercurii uͤberauß-geiſtlich/ ſubtil vnd
fluͤchtig iſt/ vnd leichtlich das beſte Voͤgelein dir entfliehen/ vnd ein leeres Neſt zuruͤck
laſſen kan; welches ich erfahren/ ein anderer/ der es nicht glaubt/ kan es auch erfahren/
wird es alſo finden. Auff daß ich aber dem Liebhaber wahrer Hermetiſchen Medicin
etwas Anleitung gebe/ wie er dieſer Sachen kuͤndig werden kan/ ſo muß ich erzehlen/ wie
ichs ohngefehr gewahr worden bin. Da ich einsmals ex ☉ & ☿ per fulmen Jovis die
Animam uͤbergetrieben/ vnd auß dem recipienten genommen/ vnd in dem einen nicht
alles ſo genaw außnehmen koͤnnen/ derohalben etliche Vntzen Regen-Waſſer in das
Glas gegoſſen/ die flores ☉ & ☿ darmit außzuſpuͤlen: weiln mir aber etwas noͤhtigers
vorgefallen/ habe ich ſolchen recipienten/ darein ich das Waſſer gegoſſen/ dahin auff ei-
nen Tiſch im Laboratorio gegen das Fenſter gelegt/ vnd alſo etliche Tage daſelbſten ver-
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[256/0290] Continuatio Miraculi Mundi. der mehrentheil jetziger Maul-Chriſten. Was ſoll der bloſſe Name/ wann keine That dabey iſt? Chriſtum im Mund vnd den Satan im Hertzen haben/ iſt jetzund das ge- meinſte vnter allen falſchen Chriſten: weiln aber Chriſtus nicht den Mund/ ſondern das Hertz zur Wohnung haben wil/ ſo werden einmal ſolche Maul-Chriſten ſehr uͤbel beſte- hen. Von welchem uͤbeln Zuſtand deß jetzigen Chriſtenthums in meinem Tractaͤtlein de Concentratione Cœli & Terræ ein mehrers (geliebts Gott) geſagt werden ſoll. Ehe ich aber dieſen meinen Proceß de Concentratione Metallorum per Nitrum beſchlieſſe/ finde ich noͤhtig noch einige (dem Laboranten zur guten Nachricht dienende) Stuͤcklein hieher zu ſetzen. Erſtlich berichte ich dieſes/ wann man die per fulmen zerſtoͤrte Metallen reducirt/ vnd die Schlacken ♃ zu lang auff dem ☉ ſchmeltzen laͤſſt/ vnd nicht zu rechter Zeit auß- geuſſt/ daß die Schlacken magnetiſcher Weiſe die uͤbrige animam, ſo das fulmen bey dem ☉ gelaſſen/ vollends heraußzieht/ vnd das ☉ gantz bleich ligen laͤſſt: vnd ſo mit ſol- chem bleichen ☉ der ☿ auffs new wieder amalgamirt/ vnd durch das fulmen Jovis de- animirt/ vnd ſolche Arbeit zu etlichmalen alſo repetirt wird/ die Anima Solis, welche das fulmen Jovis in ſpiritualiſcher Geſtalt uͤbergetrieben/ durch die Schlacken vollends heraußgezogen/ alſo/ daß das ☉ aller Farbe beraubet/ vnd die weiſſe Schlacken herge- gen blutroht werden; auß welcher rohten Schlacken die Tinctur durch ſonderbare Ge- ſchicklichkeit wieder geſchieden/ vnd ſo gut als man weiß/ gebraucht wird: das bleiche ☉ aber erlangt ſeine Farb leichtlich wieder auß dem ♂/ ♀ vnd Antimonio. Von wel- chem Proceß Sendivogius meldet/ da er alſo ſagt: Eſt & alius chalybs, ſi undecies coit cum auro noſtro, aurum debilitatur ferè uſque ad mortem, & chalybs concipiet & pariet filium patre clariorem. Der nun etwas hierinn zu thun ſucht/ derſelbe kan er- meidten Sendivogium leſen/ wird gute Nachricht bey ihm finden. Weiters dienet dieſes zu ſagen: Wann man per fulmen Jovis die animam Solis & ☿ in die recipienten getrieben/ daß man alsbalden nach Abnehmung derſelben die flores, darinn die anima verborgen/ auß den recipienten nehmen/ vnd in Glaͤſern wol bewahren ſoll; dann ermeldte anima Auri & Mercurii uͤberauß-geiſtlich/ ſubtil vnd fluͤchtig iſt/ vnd leichtlich das beſte Voͤgelein dir entfliehen/ vnd ein leeres Neſt zuruͤck laſſen kan; welches ich erfahren/ ein anderer/ der es nicht glaubt/ kan es auch erfahren/ wird es alſo finden. Auff daß ich aber dem Liebhaber wahrer Hermetiſchen Medicin etwas Anleitung gebe/ wie er dieſer Sachen kuͤndig werden kan/ ſo muß ich erzehlen/ wie ichs ohngefehr gewahr worden bin. Da ich einsmals ex ☉ & ☿ per fulmen Jovis die Animam uͤbergetrieben/ vnd auß dem recipienten genommen/ vnd in dem einen nicht alles ſo genaw außnehmen koͤnnen/ derohalben etliche Vntzen Regen-Waſſer in das Glas gegoſſen/ die flores ☉ & ☿ darmit außzuſpuͤlen: weiln mir aber etwas noͤhtigers vorgefallen/ habe ich ſolchen recipienten/ darein ich das Waſſer gegoſſen/ dahin auff ei- nen Tiſch im Laboratorio gegen das Fenſter gelegt/ vnd alſo etliche Tage daſelbſten ver- geſſen ligen laſſen. Nachdeme aber zu ſelbiger Zeit eine groſſe Kaͤlte eingefallen/ vnd etliche

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_opera01_1658/290>, abgerufen am 22.11.2024.