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Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658.

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Dritter Theil
ne vnd warme/ wie auch dicke vnd temperirte Theilen haben kan/ vnd dennoch beyde
rein vnd sauber/ wie dieses Exempel beweiset.

Der Spiritus Salis oder Nitri ist in seinem innersten wol ein lauter Feuer/ in seinem
äussersten aber auch eine lautere Kälte/ davon alle dünne Ding erstarren/ vnd hart wer-
den/ wie allhier sol bewiesen werden; wann dann die Destillation eine Hitze beyführt/
vnd herauß wendet vnd verdünnert/ so treibt die rectification durch den Spiritum Aci-
dum
solche wieder hineinwärts/ erdickert vnd bringt es wieder in eine gleichmässige tem-
peratur,
dann wie das Oleum erstlich übergehet/ so ist es durchaus an einem Ort wie an
dem andern/ wärmer vnd dünner/ als es zuvorn gewesen/ wenn es aber per Spiritum Aci-
dum rectificirt
wird/ so gehet erstlich das allersubtilste/ vnd darnach das mittelmässige/
das gröbste vnd dickste Theil bleibt zurück/ welches dann in gleichem Grad an Wärme
vnd Dicke mit dem Terpentin/ vnd so wol innerlich als äusserlich zu gebrauchen/ als der
gemeine Terpentin seyn wird/ dabey habe ich noch das mittelmässige Oleum, vnd den
allersubtilsten Spiritum ardentem & penetrantem welchen ich dann zu solchen Affecten
da er subtil seyn sol/ gebrauchen kan/ oder selbige wann ichs gut befinde mit seinem eige-
nen dicken/ doch gereinigter remanentz/ oder mit etwas anders bequemers wieder dicker
machen kan/ also daß ich auß einem subjecto, so viel Gradus machen kan/ als ich selber
wil/ da zuvorn der Terpentin doch nur in einem Grad gewesen/ da sihet nun der günstige
Leser was es für eine Beschaffenheit habe mit dieser meiner Destillation vnd rectification
per Spiritum Acidum,
daß nicht allein ein viel mehrers an klarem lieblichem Oel/ ja wol
3. 4. 5. oder mehrmal so viel als per Vesicam erlangt wird/ sondern man bekomt auch da-
bey von den Vegetabilien vnd Animalien noch ihre Salia volatilia, wie auch Spiritus vel
aceta acida,
vnd noch darbey auch ein Theil dicken Oels/ so äusserlich gut zu gebrauchen/
welche sonsten gar zurück bleiben in der wässerigen Destillation per vesicam. Bestehet
also die Gutthat dieser Destillation vnd rectification, nicht allein in Erlangung einer
viel grösserern quantität reinen Oels/ sondern auch darneben in Erlangung deß Salis vo-
latilis,
welches an Kräfften dem Oleo zu seinem Gebrauch nichts bevor gibt/ deßgleichen
der Spiritus Acidus auch das seinige so wol innerlich als äusserlich genugsam verrichtet.
NB. Jch frage nun alle verständige Spagyros (diejenige die nicht wisse was Feuer ist/ darf
man nicht fragen) ob diese Destillation nicht andern vorzuziehen/ vnd in dem Gebrauch
(dem menschlichen Geschlechte zum besten) zu bringen? Jch habe das meinige nun ge-
than/ seynd die Köpff hart vnd hartneckicht/ so wird es auff sie vnd nicht auff mich
kommen/ mein Gewissen hab ich hiemit befreyet/ vnd einen guten Weg gezeiget leichtlich
zu guten Medicamenten zu kommen/ werde es auch nicht lassen/ so lang ich lebe/ mit
meinem von Gott verliehenem Pfund meinem Nechsten weiter zu dienen/ wann Gott
will! Jch verhoffe/ es werde sich der günstige Leser darnach richten/ vnd auß diesem eini-
gen Proceß so viel erlernen/ daß ihme hinfüro nicht schwer fallen solte/ ein jedwedes Oleu
Destillatum
durch Hülff eines Spiritus Acidi wieder in solche härte zu bringen/ gleich wie
es vor der Destillationgewesen. Man sehe nur an/ vnd betrachte das Succinum, wie

ein

Dritter Theil
ne vnd warme/ wie auch dicke vnd temperirte Theilen haben kan/ vnd dennoch beyde
rein vnd ſauber/ wie dieſes Exempel beweiſet.

Der Spiritus Salis oder Nitri iſt in ſeinem innerſten wol ein lauter Feuer/ in ſeinem
aͤuſſerſten aber auch eine lautere Kaͤlte/ davon alle duͤnne Ding erſtarren/ vnd hart wer-
den/ wie allhier ſol bewieſen werden; wann dann die Deſtillation eine Hitze beyfuͤhrt/
vnd herauß wendet vnd verduͤnnert/ ſo treibt die rectification durch den Spiritum Aci-
dum
ſolche wieder hineinwaͤrts/ erdickert vnd bringt es wieder in eine gleichmaͤſſige tem-
peratur,
dann wie das Oleum erſtlich uͤbergehet/ ſo iſt es durchaus an einem Ort wie an
dem andern/ waͤrmer vnd duͤnner/ als es zuvorn geweſen/ wenn es aber per Spiritum Aci-
dum rectificirt
wird/ ſo gehet erſtlich das allerſubtilſte/ vnd darnach das mittelmaͤſſige/
das groͤbſte vnd dickſte Theil bleibt zuruͤck/ welches dann in gleichem Grad an Waͤrme
vnd Dicke mit dem Terpentin/ vnd ſo wol innerlich als aͤuſſerlich zu gebrauchen/ als der
gemeine Terpentin ſeyn wird/ dabey habe ich noch das mittelmaͤſſige Oleum, vnd den
allerſubtilſten Spiritum ardentem & penetrantem welchen ich dann zu ſolchen Affecten
da er ſubtil ſeyn ſol/ gebrauchen kan/ oder ſelbige wann ichs gut befinde mit ſeinem eige-
nen dicken/ doch gereinigter remanentz/ oder mit etwas anders bequemers wieder dicker
machen kan/ alſo daß ich auß einem ſubjecto, ſo viel Gradus machen kan/ als ich ſelber
wil/ da zuvorn der Terpentin doch nur in einem Grad geweſen/ da ſihet nun der guͤnſtige
Leſer was es fuͤr eine Beſchaffenheit habe mit dieſer meiner Deſtillationrectification
per Spiritum Acidum,
daß nicht allein ein viel mehrers an klarem lieblichem Oel/ ja wol
3. 4. 5. oder mehrmal ſo viel als per Veſicam erlangt wird/ ſondern man bekomt auch da-
bey von den Vegetabilien vnd Animalien noch ihre Salia volatilia, wie auch Spiritus vel
aceta acida,
vnd noch darbey auch ein Theil dicken Oels/ ſo aͤuſſerlich gut zu gebrauchen/
welche ſonſten gar zuruͤck bleiben in der waͤſſerigen Deſtillation per veſicam. Beſtehet
alſo die Gutthat dieſer Deſtillation vnd rectification, nicht allein in Erlangung einer
viel groͤſſerern quantitaͤt reinen Oels/ ſondern auch darneben in Erlangung deß Salis vo-
latilis,
welches an Kraͤfften dem Oleo zu ſeinem Gebrauch nichts bevor gibt/ deßgleichen
der Spiritus Acidus auch das ſeinige ſo wol innerlich als aͤuſſerlich genugſam verrichtet.
NB. Jch frage nun alle verſtaͤndige Spagyros (diejenige die nicht wiſſē was Feuer iſt/ darf
man nicht fragen) ob dieſe Deſtillation nicht andern vorzuziehen/ vnd in dem Gebrauch
(dem menſchlichen Geſchlechte zum beſten) zu bringen? Jch habe das meinige nun ge-
than/ ſeynd die Koͤpff hart vnd hartneckicht/ ſo wird es auff ſie vnd nicht auff mich
kommen/ mein Gewiſſen hab ich hiemit befreyet/ vnd einen guten Weg gezeiget leichtlich
zu guten Medicamenten zu kommen/ werde es auch nicht laſſen/ ſo lang ich lebe/ mit
meinem von Gott verliehenem Pfund meinem Nechſten weiter zu dienen/ wann Gott
will! Jch verhoffe/ es werde ſich der guͤnſtige Leſer darnach richten/ vnd auß dieſem eini-
gen Proceß ſo viel erlernen/ daß ihme hinfuͤro nicht ſchwer fallen ſolte/ ein jedwedes Oleũ
Deſtillatum
durch Huͤlff eines Spiritus Acidi wieder in ſolche haͤrte zu bringen/ gleich wie
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[104/0132] Dritter Theil ne vnd warme/ wie auch dicke vnd temperirte Theilen haben kan/ vnd dennoch beyde rein vnd ſauber/ wie dieſes Exempel beweiſet. Der Spiritus Salis oder Nitri iſt in ſeinem innerſten wol ein lauter Feuer/ in ſeinem aͤuſſerſten aber auch eine lautere Kaͤlte/ davon alle duͤnne Ding erſtarren/ vnd hart wer- den/ wie allhier ſol bewieſen werden; wann dann die Deſtillation eine Hitze beyfuͤhrt/ vnd herauß wendet vnd verduͤnnert/ ſo treibt die rectification durch den Spiritum Aci- dum ſolche wieder hineinwaͤrts/ erdickert vnd bringt es wieder in eine gleichmaͤſſige tem- peratur, dann wie das Oleum erſtlich uͤbergehet/ ſo iſt es durchaus an einem Ort wie an dem andern/ waͤrmer vnd duͤnner/ als es zuvorn geweſen/ wenn es aber per Spiritum Aci- dum rectificirt wird/ ſo gehet erſtlich das allerſubtilſte/ vnd darnach das mittelmaͤſſige/ das groͤbſte vnd dickſte Theil bleibt zuruͤck/ welches dann in gleichem Grad an Waͤrme vnd Dicke mit dem Terpentin/ vnd ſo wol innerlich als aͤuſſerlich zu gebrauchen/ als der gemeine Terpentin ſeyn wird/ dabey habe ich noch das mittelmaͤſſige Oleum, vnd den allerſubtilſten Spiritum ardentem & penetrantem welchen ich dann zu ſolchen Affecten da er ſubtil ſeyn ſol/ gebrauchen kan/ oder ſelbige wann ichs gut befinde mit ſeinem eige- nen dicken/ doch gereinigter remanentz/ oder mit etwas anders bequemers wieder dicker machen kan/ alſo daß ich auß einem ſubjecto, ſo viel Gradus machen kan/ als ich ſelber wil/ da zuvorn der Terpentin doch nur in einem Grad geweſen/ da ſihet nun der guͤnſtige Leſer was es fuͤr eine Beſchaffenheit habe mit dieſer meiner Deſtillation vñ rectification per Spiritum Acidum, daß nicht allein ein viel mehrers an klarem lieblichem Oel/ ja wol 3. 4. 5. oder mehrmal ſo viel als per Veſicam erlangt wird/ ſondern man bekomt auch da- bey von den Vegetabilien vnd Animalien noch ihre Salia volatilia, wie auch Spiritus vel aceta acida, vnd noch darbey auch ein Theil dicken Oels/ ſo aͤuſſerlich gut zu gebrauchen/ welche ſonſten gar zuruͤck bleiben in der waͤſſerigen Deſtillation per veſicam. Beſtehet alſo die Gutthat dieſer Deſtillation vnd rectification, nicht allein in Erlangung einer viel groͤſſerern quantitaͤt reinen Oels/ ſondern auch darneben in Erlangung deß Salis vo- latilis, welches an Kraͤfften dem Oleo zu ſeinem Gebrauch nichts bevor gibt/ deßgleichen der Spiritus Acidus auch das ſeinige ſo wol innerlich als aͤuſſerlich genugſam verrichtet. NB. Jch frage nun alle verſtaͤndige Spagyros (diejenige die nicht wiſſē was Feuer iſt/ darf man nicht fragen) ob dieſe Deſtillation nicht andern vorzuziehen/ vnd in dem Gebrauch (dem menſchlichen Geſchlechte zum beſten) zu bringen? Jch habe das meinige nun ge- than/ ſeynd die Koͤpff hart vnd hartneckicht/ ſo wird es auff ſie vnd nicht auff mich kommen/ mein Gewiſſen hab ich hiemit befreyet/ vnd einen guten Weg gezeiget leichtlich zu guten Medicamenten zu kommen/ werde es auch nicht laſſen/ ſo lang ich lebe/ mit meinem von Gott verliehenem Pfund meinem Nechſten weiter zu dienen/ wann Gott will! Jch verhoffe/ es werde ſich der guͤnſtige Leſer darnach richten/ vnd auß dieſem eini- gen Proceß ſo viel erlernen/ daß ihme hinfuͤro nicht ſchwer fallen ſolte/ ein jedwedes Oleũ Deſtillatum durch Huͤlff eines Spiritus Acidi wieder in ſolche haͤrte zu bringen/ gleich wie es vor der Deſtillationgeweſen. Man ſehe nur an/ vnd betrachte das Succinum, wie ein

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_opera01_1658/132>, abgerufen am 25.11.2024.