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Glauber, Johann Rudolph: Annotationes. Bd. 6. Amsterdam, 1650.

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Annot. vber den Appendicem
teri gewesen/ sondern hat zuvorn durch vielerhand Ar-
beit vnd kunst müssen darzu gebracht werden. Also ist
auch der Honig ein füsser vegetabilischer Safft/ wel-
chen die Bienen aus den Blüselen der Bäumen oder
andern Blumen/ welche auff den Heiden vnd Wiesen
wachsen/ gesogen oder gezogen/ vnd also mit grossem
Fleiß vnd Mühe zu jhrem Vnterhalt zusammen getra-
gen: Welches mehrentheils einem vnbereitteten Zu-
cker gleich ist/ doch etwas vnzeitiger vnd vnreiner/ wel-
ches durch Probierer gefunden ist. Jst deme nun also/
warumb solte man dann auch nicht durch Kunst/ welche
jetziger Zeit sehr hoch kommen ist/ solche Vnreinigkeit
dem Honig benehmen vnd dem Zucker gleich machen
können? Es ist doch bekandt genug/ daß der Honig in
vieler Arbeit (vnd sonderlich bey den Apotheckern jhre
Sirupos vnd Conserven zu machen) an statt Zucker/
vnd Zucker an statt Honig genommen wird/ vnd ist kein
Vnderscheid; als daß der Zucker von Natur etwas rei-
ner vnd wolschmeckender als der Honig erfunden wird;
welcher Vngeschmack vnd Vnlieblichkeit dem Honig
doch mit kleiner Mühe kan benommen werden/ daß er in
allem dem Zucker gantz gleich ist: Welches ohne zweiffel
mit der Zeit dahin kommen wird/ (darzu diese meine
Schrifften keine geringe Vrsach geben) daß man aus
Honig in allen Landen guten Zucker machen vnd nicht
mehr so thewer erkauffen wird.

Anbelangend den Weinstein/ welcher aus dem Ho-
nig soll können gemacht werden/ ist jmmer so gewiß vnd
thunlich als der Zucker darauß zu machen; Gleichwohl
zweiffele ich nicht/ daß es nicht weniger solte geglaubt
seyn/ als enes/ dann Zucker vnd Honig sind beide süß/

aber

Annot. vber den Appendicem
teri geweſen/ ſondern hat zuvorn durch vielerhand Ar-
beit vnd kunſt muͤſſen darzu gebracht werden. Alſo iſt
auch der Honig ein fuͤſſer vegetabiliſcher Safft/ wel-
chen die Bienen aus den Bluͤſelen der Baͤumen oder
andern Blumen/ welche auff den Heiden vnd Wieſen
wachſen/ geſogen oder gezogen/ vnd alſo mit groſſem
Fleiß vnd Muͤhe zu jhrem Vnterhalt zuſammen getra-
gen: Welches mehrentheils einem vnbereitteten Zu-
cker gleich iſt/ doch etwas vnzeitiger vnd vnreiner/ wel-
ches durch Probierer gefunden iſt. Jſt deme nun alſo/
warumb ſolte man dann auch nicht durch Kunſt/ welche
jetziger Zeit ſehr hoch kommen iſt/ ſolche Vnreinigkeit
dem Honig benehmen vnd dem Zucker gleich machen
koͤnnen? Es iſt doch bekandt genug/ daß der Honig in
vieler Arbeit (vnd ſonderlich bey den Apotheckern jhre
Sirupos vnd Conſerven zu machen) an ſtatt Zucker/
vnd Zucker an ſtatt Honig genommen wird/ vnd iſt kein
Vnderſcheid; als daß der Zucker von Natur etwas rei-
ner vnd wolſchmeckender als der Honig erfunden wird;
welcher Vngeſchmack vnd Vnlieblichkeit dem Honig
doch mit kleiner Muͤhe kan benommen werden/ daß er in
allem dem Zucker gantz gleich iſt: Welches ohne zweiffel
mit der Zeit dahin kommen wird/ (darzu dieſe meine
Schrifften keine geringe Vrſach geben) daß man aus
Honig in allen Landen guten Zucker machen vnd nicht
mehr ſo thewer erkauffen wird.

Anbelangend den Weinſtein/ welcher aus dem Ho-
nig ſoll koͤnnen gemacht werden/ iſt jmmer ſo gewiß vnd
thunlich als der Zucker darauß zu machen; Gleichwohl
zweiffele ich nicht/ daß es nicht weniger ſolte geglaubt
ſeyn/ als enes/ dann Zucker vnd Honig ſind beide ſuͤß/

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[20/0022] Annot. vber den Appendicem teri geweſen/ ſondern hat zuvorn durch vielerhand Ar- beit vnd kunſt muͤſſen darzu gebracht werden. Alſo iſt auch der Honig ein fuͤſſer vegetabiliſcher Safft/ wel- chen die Bienen aus den Bluͤſelen der Baͤumen oder andern Blumen/ welche auff den Heiden vnd Wieſen wachſen/ geſogen oder gezogen/ vnd alſo mit groſſem Fleiß vnd Muͤhe zu jhrem Vnterhalt zuſammen getra- gen: Welches mehrentheils einem vnbereitteten Zu- cker gleich iſt/ doch etwas vnzeitiger vnd vnreiner/ wel- ches durch Probierer gefunden iſt. Jſt deme nun alſo/ warumb ſolte man dann auch nicht durch Kunſt/ welche jetziger Zeit ſehr hoch kommen iſt/ ſolche Vnreinigkeit dem Honig benehmen vnd dem Zucker gleich machen koͤnnen? Es iſt doch bekandt genug/ daß der Honig in vieler Arbeit (vnd ſonderlich bey den Apotheckern jhre Sirupos vnd Conſerven zu machen) an ſtatt Zucker/ vnd Zucker an ſtatt Honig genommen wird/ vnd iſt kein Vnderſcheid; als daß der Zucker von Natur etwas rei- ner vnd wolſchmeckender als der Honig erfunden wird; welcher Vngeſchmack vnd Vnlieblichkeit dem Honig doch mit kleiner Muͤhe kan benommen werden/ daß er in allem dem Zucker gantz gleich iſt: Welches ohne zweiffel mit der Zeit dahin kommen wird/ (darzu dieſe meine Schrifften keine geringe Vrſach geben) daß man aus Honig in allen Landen guten Zucker machen vnd nicht mehr ſo thewer erkauffen wird. Anbelangend den Weinſtein/ welcher aus dem Ho- nig ſoll koͤnnen gemacht werden/ iſt jmmer ſo gewiß vnd thunlich als der Zucker darauß zu machen; Gleichwohl zweiffele ich nicht/ daß es nicht weniger ſolte geglaubt ſeyn/ als enes/ dann Zucker vnd Honig ſind beide ſuͤß/ aber

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Annotationes. Bd. 6. Amsterdam, 1650, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni06_1650/22>, abgerufen am 23.11.2024.