Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 3. Amsterdam, 1648.Dritter Theil welches durch die Hand Gottes gemachet/ voll grosserWunder mit seinem Finger geschrieben/ suchen vnd her- nehmen müssen. Vnd gehet solche Lehr vnd Wissenschaft viel sicherer als derer Zeugen/ welche durch lauter vn- gründlich/ eitel/ verführisch vnd vnnütz geschwätze jhre vermeinte Philosoph. erlanget/ meinestu daß man vmb 100. Thaler die wahre Philosoph. erkauffen könne? Wie kan einer vrtheilen von etwas das in der Erde verborgen ist/ vnd nit gesehen wird/ der doch das jenige/ das am tag vor seinen Augen ligt/ nit kennet/ vnd auch solches nicht wil kennen/ ja sich schämet dasselbe erkennen zu lernen. Wie wol würd es stehen/ wenn die Wissenschafft dem Namen gleich were/ der das Feuer nicht kennet/ wie kan er wissen/ was dadurch gemacht oder zerbrochen wird. Durch das Feuer werden vns viel dinge offenbahr/ da- durch wir gleichsam als in einem Spiegel die verbor- genste dinge erkennen lernen. Des feuers kraft weiset vns deutlich/ wie alle wasser/ Salia, mineralia vnd metallen/ neben andern vnzähligen gewächsen in der Erden durch das astralische vnd centralische feuer per reflectionem generiret werden. Vnd ohne erkäntnüs des feuers bleibt die gantze Natur verhüllet/ verdecket vnd zugeschlossen. Das Feuer (davon alle wahre Philosophi allzeit viel gehalten) ist ein Schlüssel zu den allergrösten Geheim- nüssen/ vnd mit einem wort zu sagen/ wer das Feuer nit kennt/ der kennt auch die Natur vnd jhre Früchten nit/ sondern weiß nit mehr/ als was er gelesen vnd gehöret/ da doch das Sprichwort lautet: Von hören sagen leugt man gern/ auch so man nichts weiß/ so muß man jeder- man glauben/ er rede gleich die Warheit oder Vnwar- heit/ denn er hat keinen vnterscheid darin. Was weistu/ der
Dritter Theil welches durch die Hand Gottes gemachet/ voll groſſerWunder mit ſeinem Finger geſchrieben/ ſuchen vnd heꝛ- nehmen muͤſſen. Vnd gehet ſolche Lehr vnd Wiſſenſchaft viel ſicherer als derer Zeugen/ welche durch lauter vn- gruͤndlich/ eitel/ verfuͤhriſch vnd vnnuͤtz geſchwaͤtze jhre vermeinte Philoſoph. erlanget/ meineſtu daß man vmb 100. Thaler die wahre Philoſoph. erkauffen koͤñe? Wie kan einer vrtheilen von etwas das in der Erde verborgen iſt/ vnd nit geſehen wird/ der doch das jenige/ das am tag vor ſeinen Augen ligt/ nit kennet/ vnd auch ſolches nicht wil kennen/ ja ſich ſchaͤmet daſſelbe erkennen zu lernen. Wie wol wuͤrd es ſtehen/ wenn die Wiſſenſchafft dem Namen gleich were/ der das Feuer nicht kennet/ wie kan er wiſſen/ was dadurch gemacht oder zerbrochen wird. Durch das Feuer werden vns viel dinge offenbahr/ da- durch wir gleichſam als in einem Spiegel die verbor- genſte dinge erkeñen lernen. Des feuers kraft weiſet vns deutlich/ wie alle waſſer/ Salia, mineralia vnd metallen/ neben andeꝛn vnzaͤhligen gewaͤchſen in der Erden duꝛch das aſtraliſche vnd centraliſche feuer per reflectionem generiret werden. Vnd ohne erkaͤntnuͤs des feueꝛs bleibt die gantze Natur verhuͤllet/ verdecket vnd zugeſchloſſen. Das Feuer (davon alle wahre Philoſophi allzeit viel gehalten) iſt ein Schluͤſſel zu den allergroͤſten Geheim- nuͤſſen/ vnd mit einem wort zu ſagen/ wer das Feuer nit kennt/ der kennt auch die Natur vnd jhre Fruͤchten nit/ ſondern weiß nit mehr/ als was er geleſen vnd gehoͤret/ da doch das Sprichwort lautet: Von hoͤren ſagen leugt man gern/ auch ſo man nichts weiß/ ſo muß man jeder- man glauben/ er rede gleich die Warheit oder Vnwar- heit/ denn er hat keinen vnterſcheid darin. Was weiſtu/ der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0056" n="52"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritter Theil</hi></fw><lb/> welches durch die Hand Gottes gemachet/ voll groſſer<lb/> Wunder mit ſeinem Finger geſchrieben/ ſuchen vnd heꝛ-<lb/> nehmen muͤſſen. Vnd gehet ſolche Lehr vnd Wiſſenſchaft<lb/> viel ſicherer als derer Zeugen/ welche durch lauter vn-<lb/> gruͤndlich/ eitel/ verfuͤhriſch vnd vnnuͤtz geſchwaͤtze jhre<lb/> vermeinte <hi rendition="#aq">Philoſoph.</hi> erlanget/ meineſtu daß man vmb<lb/> 100. Thaler die wahre <hi rendition="#aq">Philoſoph.</hi> erkauffen koͤñe? Wie<lb/> kan einer vrtheilen von etwas das in der Erde verborgen<lb/> iſt/ vnd nit geſehen wird/ der doch das jenige/ das am tag<lb/> vor ſeinen Augen ligt/ nit kennet/ vnd auch ſolches nicht<lb/> wil kennen/ ja ſich ſchaͤmet daſſelbe erkennen zu lernen.<lb/> Wie wol wuͤrd es ſtehen/ wenn die Wiſſenſchafft dem<lb/> Namen gleich were/ der das Feuer nicht kennet/ wie kan<lb/> er wiſſen/ was dadurch gemacht oder zerbrochen wird.<lb/> Durch das Feuer werden vns viel dinge offenbahr/ da-<lb/> durch wir gleichſam als in einem Spiegel die verbor-<lb/> genſte dinge erkeñen lernen. Des feuers kraft weiſet vns<lb/> deutlich/ wie alle waſſer/ <hi rendition="#aq">Salia, mineralia</hi> vnd metallen/<lb/> neben andeꝛn vnzaͤhligen gewaͤchſen in der Erden duꝛch<lb/> das <hi rendition="#aq">aſtrali</hi>ſche vnd <hi rendition="#aq">centra</hi>liſche feuer <hi rendition="#aq">per reflectionem<lb/> generi</hi>ret werden. Vnd ohne erkaͤntnuͤs des feueꝛs bleibt<lb/> die gantze Natur verhuͤllet/ verdecket vnd zugeſchloſſen.<lb/> Das Feuer (davon alle wahre <hi rendition="#aq">Philoſophi</hi> allzeit viel<lb/> gehalten) iſt ein Schluͤſſel zu den allergroͤſten Geheim-<lb/> nuͤſſen/ vnd mit einem wort zu ſagen/ wer das Feuer nit<lb/> kennt/ der kennt auch die Natur vnd jhre Fruͤchten nit/<lb/> ſondern weiß nit mehr/ als was er geleſen vnd gehoͤret/<lb/> da doch das Sprichwort lautet: Von hoͤren ſagen leugt<lb/> man gern/ auch ſo man nichts weiß/ ſo muß man jeder-<lb/> man glauben/ er rede gleich die Warheit oder Vnwar-<lb/> heit/ denn er hat keinen vnterſcheid darin. Was weiſtu/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0056]
Dritter Theil
welches durch die Hand Gottes gemachet/ voll groſſer
Wunder mit ſeinem Finger geſchrieben/ ſuchen vnd heꝛ-
nehmen muͤſſen. Vnd gehet ſolche Lehr vnd Wiſſenſchaft
viel ſicherer als derer Zeugen/ welche durch lauter vn-
gruͤndlich/ eitel/ verfuͤhriſch vnd vnnuͤtz geſchwaͤtze jhre
vermeinte Philoſoph. erlanget/ meineſtu daß man vmb
100. Thaler die wahre Philoſoph. erkauffen koͤñe? Wie
kan einer vrtheilen von etwas das in der Erde verborgen
iſt/ vnd nit geſehen wird/ der doch das jenige/ das am tag
vor ſeinen Augen ligt/ nit kennet/ vnd auch ſolches nicht
wil kennen/ ja ſich ſchaͤmet daſſelbe erkennen zu lernen.
Wie wol wuͤrd es ſtehen/ wenn die Wiſſenſchafft dem
Namen gleich were/ der das Feuer nicht kennet/ wie kan
er wiſſen/ was dadurch gemacht oder zerbrochen wird.
Durch das Feuer werden vns viel dinge offenbahr/ da-
durch wir gleichſam als in einem Spiegel die verbor-
genſte dinge erkeñen lernen. Des feuers kraft weiſet vns
deutlich/ wie alle waſſer/ Salia, mineralia vnd metallen/
neben andeꝛn vnzaͤhligen gewaͤchſen in der Erden duꝛch
das aſtraliſche vnd centraliſche feuer per reflectionem
generiret werden. Vnd ohne erkaͤntnuͤs des feueꝛs bleibt
die gantze Natur verhuͤllet/ verdecket vnd zugeſchloſſen.
Das Feuer (davon alle wahre Philoſophi allzeit viel
gehalten) iſt ein Schluͤſſel zu den allergroͤſten Geheim-
nuͤſſen/ vnd mit einem wort zu ſagen/ wer das Feuer nit
kennt/ der kennt auch die Natur vnd jhre Fruͤchten nit/
ſondern weiß nit mehr/ als was er geleſen vnd gehoͤret/
da doch das Sprichwort lautet: Von hoͤren ſagen leugt
man gern/ auch ſo man nichts weiß/ ſo muß man jeder-
man glauben/ er rede gleich die Warheit oder Vnwar-
heit/ denn er hat keinen vnterſcheid darin. Was weiſtu/
der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni03_1648 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni03_1648/56 |
Zitationshilfe: | Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 3. Amsterdam, 1648, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni03_1648/56>, abgerufen am 16.02.2025. |