Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glaßbrenner, Adolf: Der Weihnachtsmarkt. Aus: Berliner Volksleben. Band 1, S. 233–272. Leipzig, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite
Bremse. Jott bewahre, Frau Jevattern, jar nich! Es jeht sehr knapp bei Ihnen her.
Kubalsky. So viel es mir möglich ist. Nein, ist das aber hier ein Gelärme und Jetobe und ein Jebrumme, da möchte man sich wahrhaftig Baumwolle in den Augen stop - Ohren stopfen, wollt' ich sagen; ich versprach mir. Alfred und Clotilde, daß Ihr mir nicht Euch verlauft!
Alfred. Nein, lieber Vater! (zu seiner Schwester) Komm', Clotildchen, gib mir Deinen Arm, wir wollen uns unterfassen, Braut und Bräutjam spielen. So! (sie an sich ziehend) Ach, mein süßer Engel, meine innig geliebte Clotilde, wann wird Dein schrecklicher Vater, der alte Burggraf, in unsere Verbindung willigen?
Clotilde (lacht). Das ist hübsch! (zärtlich) Mein theurer Alfred, ich liebe Dich so herzlich; aber ach, es ist keine Hoffnung, keine! Sie können sich immer ganz dreist todtschießen aus unglücklicher Liebe, denn mein alter Adel erlaubt mir diese bürgerliche Verbindung nicht. (nach einer Bude zeigend) Ach, sieh mal, Alfred, diese wundervolle Küche hier! Gott, wenn ich 'mal so 'was in meinen Leben bekommen hätte!
Alfred. Aber unglückliche Clotilde, Sie spielen auch noch mit der Küche? Nicht nur mit meinem Herzen? Ne sage mal wirklich, daß Du immer noch so gern spielst! Seh' mal, ich komme nun schon zu Ostern nach Ober-Tertia, und Du hast immer noch 'ne Puppe zu Hause.
Clotilde. Ich bin auch erst zwölf Jahr, und Du bist schon vierzehn. Und denn bin ich auch kein Mann wie Du!
Bremse. Jott bewahre, Frau Jevattern, jar nich! Es jeht sehr knapp bei Ihnen her.
Kubalsky. So viel es mir möglich ist. Nein, ist das aber hier ein Gelärme und Jetobe und ein Jebrumme, da möchte man sich wahrhaftig Baumwolle in den Augen stop – Ohren stopfen, wollt’ ich sagen; ich versprach mir. Alfred und Clotilde, daß Ihr mir nicht Euch verlauft!
Alfred. Nein, lieber Vater! (zu seiner Schwester) Komm’, Clotildchen, gib mir Deinen Arm, wir wollen uns unterfassen, Braut und Bräutjam spielen. So! (sie an sich ziehend) Ach, mein süßer Engel, meine innig geliebte Clotilde, wann wird Dein schrecklicher Vater, der alte Burggraf, in unsere Verbindung willigen?
Clotilde (lacht). Das ist hübsch! (zärtlich) Mein theurer Alfred, ich liebe Dich so herzlich; aber ach, es ist keine Hoffnung, keine! Sie können sich immer ganz dreist todtschießen aus unglücklicher Liebe, denn mein alter Adel erlaubt mir diese bürgerliche Verbindung nicht. (nach einer Bude zeigend) Ach, sieh mal, Alfred, diese wundervolle Küche hier! Gott, wenn ich ’mal so ’was in meinen Leben bekommen hätte!
Alfred. Aber unglückliche Clotilde, Sie spielen auch noch mit der Küche? Nicht nur mit meinem Herzen? Ne sage mal wirklich, daß Du immer noch so gern spielst! Seh’ mal, ich komme nun schon zu Ostern nach Ober-Tertia, und Du hast immer noch ’ne Puppe zu Hause.
Clotilde. Ich bin auch erst zwölf Jahr, und Du bist schon vierzehn. Und denn bin ich auch kein Mann wie Du!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp>
          <p><pb facs="#f0010" n="240"/><hi rendition="#g">Bremse</hi>. Jott bewahre, Frau Jevattern, jar nich! Es jeht <hi rendition="#g">sehr</hi> knapp bei Ihnen her.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker><hi rendition="#g">Kubalsky</hi>.</speaker>
          <p>So viel es mir möglich ist. Nein, ist das aber hier ein Gelärme und Jetobe und ein Jebrumme, da möchte man sich wahrhaftig Baumwolle in den Augen stop &#x2013; Ohren stopfen, wollt&#x2019; ich sagen; ich versprach mir. Alfred und Clotilde, daß Ihr mir nicht Euch verlauft!</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker><hi rendition="#g">Alfred</hi>.</speaker>
          <p>Nein, lieber Vater! <stage>(zu seiner Schwester)</stage> Komm&#x2019;, Clotildchen, gib mir Deinen Arm, wir wollen uns unterfassen, Braut und Bräutjam spielen. So! <stage>(sie an sich ziehend)</stage> Ach, mein süßer Engel, meine innig geliebte Clotilde, wann wird Dein schrecklicher Vater, der alte Burggraf, in unsere Verbindung willigen?</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#g">Clotilde</hi> </speaker>
          <stage>(lacht).</stage>
          <p>Das ist hübsch! <stage>(zärtlich)</stage> Mein theurer Alfred, ich liebe Dich so herzlich; aber ach, es ist keine Hoffnung, keine! Sie können sich immer ganz dreist todtschießen aus unglücklicher Liebe, denn mein alter Adel erlaubt mir diese bürgerliche Verbindung nicht. <stage>(nach einer Bude zeigend)</stage> Ach, sieh mal, Alfred, diese wundervolle Küche hier! Gott, wenn ich &#x2019;mal so &#x2019;was in meinen Leben bekommen hätte!</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker><hi rendition="#g">Alfred</hi>.</speaker>
          <p>Aber unglückliche Clotilde, Sie spielen auch noch mit der Küche? Nicht nur mit meinem Herzen? Ne sage mal wirklich, daß Du immer noch so gern spielst! Seh&#x2019; mal, ich komme nun schon zu Ostern nach Ober-Tertia, und Du hast immer noch &#x2019;ne Puppe zu Hause.</p>
        </sp>
        <sp>
          <speaker><hi rendition="#g">Clotilde</hi>.</speaker>
          <p>Ich bin auch erst zwölf Jahr, und Du bist schon vierzehn. Und denn bin ich auch kein <hi rendition="#g">Mann</hi> wie Du!
</p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0010] Bremse. Jott bewahre, Frau Jevattern, jar nich! Es jeht sehr knapp bei Ihnen her. Kubalsky. So viel es mir möglich ist. Nein, ist das aber hier ein Gelärme und Jetobe und ein Jebrumme, da möchte man sich wahrhaftig Baumwolle in den Augen stop – Ohren stopfen, wollt’ ich sagen; ich versprach mir. Alfred und Clotilde, daß Ihr mir nicht Euch verlauft! Alfred. Nein, lieber Vater! (zu seiner Schwester) Komm’, Clotildchen, gib mir Deinen Arm, wir wollen uns unterfassen, Braut und Bräutjam spielen. So! (sie an sich ziehend) Ach, mein süßer Engel, meine innig geliebte Clotilde, wann wird Dein schrecklicher Vater, der alte Burggraf, in unsere Verbindung willigen? Clotilde (lacht). Das ist hübsch! (zärtlich) Mein theurer Alfred, ich liebe Dich so herzlich; aber ach, es ist keine Hoffnung, keine! Sie können sich immer ganz dreist todtschießen aus unglücklicher Liebe, denn mein alter Adel erlaubt mir diese bürgerliche Verbindung nicht. (nach einer Bude zeigend) Ach, sieh mal, Alfred, diese wundervolle Küche hier! Gott, wenn ich ’mal so ’was in meinen Leben bekommen hätte! Alfred. Aber unglückliche Clotilde, Sie spielen auch noch mit der Küche? Nicht nur mit meinem Herzen? Ne sage mal wirklich, daß Du immer noch so gern spielst! Seh’ mal, ich komme nun schon zu Ostern nach Ober-Tertia, und Du hast immer noch ’ne Puppe zu Hause. Clotilde. Ich bin auch erst zwölf Jahr, und Du bist schon vierzehn. Und denn bin ich auch kein Mann wie Du!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-12-17T12:18:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-12-17T12:18:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-12-17T12:18:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glassbrenner_weihnachtsmarkt_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glassbrenner_weihnachtsmarkt_1847/10
Zitationshilfe: Glaßbrenner, Adolf: Der Weihnachtsmarkt. Aus: Berliner Volksleben. Band 1, S. 233–272. Leipzig, 1847, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glassbrenner_weihnachtsmarkt_1847/10>, abgerufen am 21.11.2024.