vor Zeiten gehalten wor- den. Jn Polen ist es erst unter dem König Ludo- vico Anno 1380. auf- kommen. Es bedeutet aber daselbst ein allgemeines Aufgebot des Adels, seine Freyheit und Rechte wi- der den König und die, so es mit ihm halten, zu ver- theidigen, wann demsel- ben öffentlich oder heim- lich Einbruch geschehen wollen, daher es von den Polnischen Geschicht- Schreibern ein dem Kö- nig und Senat erschröck- licher Name genennet wird.
Rolandinae Statuae, Ruh- oder Rolands-Säulen. it. Weichbilde, derglei- chen man noch heutiges Tages auf den Märckten etlicher Sächsischen Städ- te findet.
Role, eine Rolle, Liste, In- dex, die Muster-Solda- ten-oder Bürger-Rolle, das Verzeichnus desjeni- gen, was eine Person in der Comödie oder Opera auf dem Theatro zu prae- [Spaltenumbruch]
Rom
sentiren, zu spielen, oder zu reden hat. Daher man auch per ironiam, und in sensu politico zu sa- gen pfleget: Der hat seine Role oder Rolle sehr wol gespielet. it. Rotulus te- stium, die Zeugen-Rolle, oder Verzeichnus, was die Zeugen bey dem ge- richtlichen Verhör in die- ser oder jener Sache aus- gesaget haben.
Romanen, Romans, heiset man in jetzigem Verstan- de dergleichen Bücher, in denen erdichtete, auch manchmal warhaftige Helden- oder Liebes-Ge- schichte aufgezeichnet ste- hen. Von dem Nutzen oder Schaden, so aus Le- sung der Romanen zu ge- warten, sind die Meinun- gen sehr unterschiedlich. Das müsige Frauenzim- mer und junge vorwitzige Leute würden ihrer schwer- lich entrathen wollen. Verständige Leute geben ihnen ein schlechtes Zeug- nus, wann sie sagen, daß das Lesen solcher Bücher
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Rol
vor Zeiten gehalten wor- den. Jn Polen iſt es erſt unter dem Koͤnig Ludo- vico Anno 1380. auf- kommen. Es bedeutet aber daſelbſt ein allgemeines Aufgebot des Adels, ſeine Freyheit und Rechte wi- der den Koͤnig und die, ſo es mit ihm halten, zu ver- theidigen, wann demſel- ben oͤffentlich oder heim- lich Einbruch geſchehen wollen, daher es von den Polniſchen Geſchicht- Schreibern ein dem Koͤ- nig und Senat erſchroͤck- licher Name genennet wird.
Rolandinæ Statuæ, Ruh- oder Rolands-Saͤulen. it. Weichbilde, derglei- chen man noch heutiges Tages auf den Maͤrckten etlicher Saͤchſiſchẽ Staͤd- te findet.
Róle, eine Rolle, Liſte, In- dex, die Muſter-Solda- ten-oder Buͤrger-Rolle, das Verzeichnus desjeni- gen, was eine Perſon in der Comoͤdie oder Opera auf dem Theatro zu præ- [Spaltenumbruch]
Rom
ſentiren, zu ſpielen, oder zu reden hat. Daher man auch per ironiam, und in ſenſu politico zu ſa- gen pfleget: Der hat ſeine Róle oder Rolle ſehr wol geſpielet. it. Rotulus te- ſtium, die Zeugen-Rolle, oder Verzeichnus, was die Zeugen bey dem ge- richtlichen Verhoͤr in die- ſer oder jener Sache aus- geſaget haben.
Romanen, Romans, heiſet man in jetzigem Verſtan- de dergleichen Buͤcher, in denen erdichtete, auch manchmal warhaftige Helden- oder Liebes-Ge- ſchichte aufgezeichnet ſte- hen. Von dem Nutzen oder Schaden, ſo aus Le- ſung der Romanen zu ge- warten, ſind die Meinun- gen ſehr unterſchiedlich. Das muͤſige Frauenzim- mer und junge vorwitzige Leute wuͤꝛden ihrer ſchweꝛ- lich entrathen wollen. Verſtaͤndige Leute geben ihnen ein ſchlechtes Zeug- nus, wann ſie ſagen, daß das Leſen ſolcher Buͤcher
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Rol
Rom
vor Zeiten gehalten wor-
den. Jn Polen iſt es erſt
unter dem Koͤnig Ludo-
vico Anno 1380. auf-
kommen. Es bedeutet aber
daſelbſt ein allgemeines
Aufgebot des Adels, ſeine
Freyheit und Rechte wi-
der den Koͤnig und die, ſo
es mit ihm halten, zu ver-
theidigen, wann demſel-
ben oͤffentlich oder heim-
lich Einbruch geſchehen
wollen, daher es von den
Polniſchen Geſchicht-
Schreibern ein dem Koͤ-
nig und Senat erſchroͤck-
licher Name genennet
wird.
Rolandinæ Statuæ, Ruh-
oder Rolands-Saͤulen.
it. Weichbilde, derglei-
chen man noch heutiges
Tages auf den Maͤrckten
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Róle, eine Rolle, Liſte, In-
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ten-oder Buͤrger-Rolle,
das Verzeichnus desjeni-
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der Comoͤdie oder Opera
auf dem Theatro zu præ-
ſentiren, zu ſpielen, oder
zu reden hat. Daher man
auch per ironiam, und
in ſenſu politico zu ſa-
gen pfleget: Der hat ſeine
Róle oder Rolle ſehr wol
geſpielet. it. Rotulus te-
ſtium, die Zeugen-Rolle,
oder Verzeichnus, was
die Zeugen bey dem ge-
richtlichen Verhoͤr in die-
ſer oder jener Sache aus-
geſaget haben.
Romanen, Romans, heiſet
man in jetzigem Verſtan-
de dergleichen Buͤcher, in
denen erdichtete, auch
manchmal warhaftige
Helden- oder Liebes-Ge-
ſchichte aufgezeichnet ſte-
hen. Von dem Nutzen
oder Schaden, ſo aus Le-
ſung der Romanen zu ge-
warten, ſind die Meinun-
gen ſehr unterſchiedlich.
Das muͤſige Frauenzim-
mer und junge vorwitzige
Leute wuͤꝛden ihrer ſchweꝛ-
lich entrathen wollen.
Verſtaͤndige Leute geben
ihnen ein ſchlechtes Zeug-
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Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg, 1727, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gladov_modesprach_1727/619>, abgerufen am 16.02.2025.
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