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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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die gewiße Nachricht vernommen zu haben, daß der König von
Preußen
keinesweges zum Besten der Ertz-Hertzogin, sondern
in der Absicht in Schlesien eingerückt sey, um das Land vor
sich zu conquetiren. Unsre nachmittags-Beschäftigung bestund
in Besuchung des Marquis und der Marquise de Montbrun
welcher erstere denn uns erzehlte das Preußische Mainfest
wegen Schlesien gesehen zu haben, deßen Innhalt allerdings
dahin gehet, daß Schlesien ihm nunmehro heimgefallen sey.
Die Befugniß zu diesem Anspruch soll sich, so viel dem
Marquis erinnerlich war, von etlichen 100 Jahren her schreiben
dieses aber das allerbesonderste seyn, daß der König bey alle
dem ausdrücklich declariret, er wolle die pragmatische Sanction
schützen und erhalten helffen. Von dem zur Ambassade
nach Franckfurth destinirten Comte de Belisle wurde, ie[unleserliches Material]
noch als ungewiß, erzehlet, daß derselbe noch vor seiner
Abreise zum Marechal de France declariret werden
dürfte. Eben diesen großen Mann suchten wir heute
abermal vergeblich, weil er kurtz vor unsrer Hinkunft
aufs neue nach Versailles abgereiset war. Wie denn sein
bisheriges unabläßiges Hin- und Widerreisen jedermann
in die Augen fält, und die Vermuthung würcket, daß seine
Instruction zur Kayser-Wahl dem frantzösischen Ministeri
große Beschäftigung verursachen müße. Der hiesige Fluß
wächst noch beständig, und ist die Ergießung bereits so
groß, daß man in vielen Gaßen auf Kähnen fähret,
das Waßer auch von unserm ziemlich hoch liegenden
Quartier nur etliche Schritte noch entfernet, der Keller
aber bis auf die 3te Stuffe von oben angefüllet ist.
Weil nun solchergestalt durch das Waßer die meiste
Zufuhre von dieser großen Stadt abgeschnitten ist, so
wird, bey längerm Anhalten dieser Umstände, noch größere
Theurung in denen Victualien vermuthet.

die gewiße Nachricht vernommen zu haben, daß der König von
Preußen
keinesweges zum Besten der Ertz-Hertzogin, sondern
in der Absicht in Schlesien eingerückt sey, um das Land vor
sich zu conquetiren. Unsre nachmittags-Beschäftigung bestund
in Besuchung des Marquis und der Marquise de Montbrun
welcher erstere denn uns erzehlte das Preußische Mainfest
wegen Schlesien gesehen zu haben, deßen Innhalt allerdings
dahin gehet, daß Schlesien ihm nunmehro heimgefallen sey.
Die Befugniß zu diesem Anspruch soll sich, so viel dem
Marquis erinnerlich war, von etlichen 100 Jahren her schreiben
dieses aber das allerbesonderste seyn, daß der König bey alle
dem ausdrücklich declariret, er wolle die pragmatische Sanction
schützen und erhalten helffen. Von dem zur Ambassade
nach Franckfurth destinirten Comte de Belisle wurde, ie[unleserliches Material]
noch als ungewiß, erzehlet, daß derselbe noch vor seiner
Abreise zum Marechal de France declariret werden
dürfte. Eben diesen großen Mann suchten wir heute
abermal vergeblich, weil er kurtz vor unsrer Hinkunft
aufs neue nach Versailles abgereiset war. Wie denn sein
bisheriges unabläßiges Hin- und Widerreisen jedermann
in die Augen fält, und die Vermuthung würcket, daß seine
Instruction zur Kayser-Wahl dem frantzösischen Ministeri
große Beschäftigung verursachen müße. Der hiesige Fluß
wächst noch beständig, und ist die Ergießung bereits so
groß, daß man in vielen Gaßen auf Kähnen fähret,
das Waßer auch von unserm ziemlich hoch liegenden
Quartier nur etliche Schritte noch entfernet, der Keller
aber bis auf die 3te Stuffe von oben angefüllet ist.
Weil nun solchergestalt durch das Waßer die meiste
Zufuhre von dieser großen Stadt abgeschnitten ist, so
wird, bey längerm Anhalten dieser Umstände, noch größere
Theurung in denen Victualien vermuthet.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/97>, abgerufen am 21.11.2024.