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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Marckt über Feld gegangen, auf dem halben Wege ein schweres
Gewitter betroffen. Als sich nun 16 dererselben unter
einen Baum retiriret, hat der Donner augenblicklich in disen
Baum eingeschlagen, und solche theils hart blessiret, theils ge-
tödtet. Unter diesen letztern ist die merckwürdigste Person,
ein Mägdgen, welches vor einem an gedachtem Baum, in
einem höltzernen Kasten, festgemachten Marien-Bilde, auf
denen Knien gelegen, von denen durch das Wetter herunter ge-
schlagenen Stücken dieses Kastens aber, dergestalt verwundet
worden, daß sie gleich darauf gestorben. Als eine fernere
Particularität von diesem Mägdgen wird in schon gedachtem
Briefe angemercket, daß sie 4 Brüder gehabt, welche alle
ebenfals eines unnatürlichen Todes gestorben; indem der
eine von einem im Schlaf auf ihn gefallenen Balcken ge-
tödtet worden, der andere versoffen, der dritte sich in einem
Steinbruch zu Tode gefallen, und der 4te von einem
hohen Baume herunter gestürtzet. Nachdem wir Monsieur
Ferrus wider nach Hause fahren laßen, beschloßen
wir den Tag mit einer vergeblichen Farth nach der
Princesse de Grimberg und dem Grafen von Schönfeld,
weil keine von beyden Personen zu Hause waren.

Den 10 December

Weil heute nichts merckwürdiges vorgefallen, und Häußli-
che Geschäfte zu besorgen gewesen, zumalen der
außerordentliche Anwachs der Seine, unsern Holtz- und
Wein-Keller mit Waßer angefüllet, mithin der
Vorrath daraus transportiret werden müßen; so
will man, zum Besten derer Zeitungs-Liebhaber, die-
jenige Nachricht hier beyfügen, welche man aus dem
Umgang mit Monsieur Tompson und sonst, von denen
Spanischen nach America gehenden Schiffen, hier ein-
gezogen. Es sind diese Schiffe von dreyerley Haupt=Arten,
nehmlich (1.) die Flotte, (2) die Gallionen und (3) die Register-
Schiffe.

1.) Die Flotte bestehet aus einer gewißen Anzahl Schiffen,

Marckt über Feld gegangen, auf dem halben Wege ein schweres
Gewitter betroffen. Als sich nun 16 dererselben unter
einen Baum retiriret, hat der Donner augenblicklich in disen
Baum eingeschlagen, und solche theils hart blessiret, theils ge-
tödtet. Unter diesen letztern ist die merckwürdigste Person,
ein Mägdgen, welches vor einem an gedachtem Baum, in
einem höltzernen Kasten, festgemachten Marien-Bilde, auf
denen Knien gelegen, von denen durch das Wetter herunter ge-
schlagenen Stücken dieses Kastens aber, dergestalt verwundet
worden, daß sie gleich darauf gestorben. Als eine fernere
Particularität von diesem Mägdgen wird in schon gedachtem
Briefe angemercket, daß sie 4 Brüder gehabt, welche alle
ebenfals eines unnatürlichen Todes gestorben; indem der
eine von einem im Schlaf auf ihn gefallenen Balcken ge-
tödtet worden, der andere versoffen, der dritte sich in einem
Steinbruch zu Tode gefallen, und der 4te von einem
hohen Baume herunter gestürtzet. Nachdem wir Monsieur
Ferrus wider nach Hause fahren laßen, beschloßen
wir den Tag mit einer vergeblichen Farth nach der
Princesse de Grimberg und dem Grafen von Schönfeld,
weil keine von beyden Personen zu Hause waren.

Den 10 December

Weil heute nichts merckwürdiges vorgefallen, und Häußli-
che Geschäfte zu besorgen gewesen, zumalen der
außerordentliche Anwachs der Seine, unsern Holtz- und
Wein-Keller mit Waßer angefüllet, mithin der
Vorrath daraus transportiret werden müßen; so
will man, zum Besten derer Zeitungs-Liebhaber, die-
jenige Nachricht hier beyfügen, welche man aus dem
Umgang mit Monsieur Tompson und sonst, von denen
Spanischen nach America gehenden Schiffen, hier ein-
gezogen. Es sind diese Schiffe von dreyerley Haupt=Arten,
nehmlich (1.) die Flotte, (2) die Gallionen und (3) die Register-
Schiffe.

1.) Die Flotte bestehet aus einer gewißen Anzahl Schiffen,

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[0079] Marckt über Feld gegangen, auf dem halben Wege ein schweres Gewitter betroffen. Als sich nun 16 dererselben unter einen Baum retiriret, hat der Donner augenblicklich in disen Baum eingeschlagen, und solche theils hart blessiret, theils ge- tödtet. Unter diesen letztern ist die merckwürdigste Person, ein Mägdgen, welches vor einem an gedachtem Baum, in einem höltzernen Kasten, festgemachten Marien-Bilde, auf denen Knien gelegen, von denen durch das Wetter herunter ge- schlagenen Stücken dieses Kastens aber, dergestalt verwundet worden, daß sie gleich darauf gestorben. Als eine fernere Particularität von diesem Mägdgen wird in schon gedachtem Briefe angemercket, daß sie 4 Brüder gehabt, welche alle ebenfals eines unnatürlichen Todes gestorben; indem der eine von einem im Schlaf auf ihn gefallenen Balcken ge- tödtet worden, der andere versoffen, der dritte sich in einem Steinbruch zu Tode gefallen, und der 4te von einem hohen Baume herunter gestürtzet. Nachdem wir Mr. Ferrus wider nach Hause fahren laßen, beschloßen wir den Tag mit einer vergeblichen Farth nach der Princesse de Grimberg und dem Grafen von Schönfeld, weil keine von beyden Personen zu Hause war. Den 10 Decembr: Weil heute nichts merckwürdiges vorgefallen, und Häußli- che Geschäfte zu besorgen gewesen, zumalen der außerordentliche Anwachs der Seine, unsern Holtz- und Wein-Keller mit Waßer angefüllet, mithin der Vorrath daraus transportiret werden müßen; so will man, zum Besten derer Zeitungs-Liebhaber, die- jenige Nachricht hier beyfügen, welche man aus dem Umgang mit Monsieur Tompson und sonst, von denen Spanischen nach America gehenden Schiffen, hier ein- gezogen. Es sind diese Schiffe von dreyerley Haupt=Arten, nehmlich (1.) die Flotte, (2) die Gallionen und (3) die Register- Schiffe. 1.) Die Flotte bestehet aus einer gewißen Anzahl Schiffen,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/79>, abgerufen am 21.12.2024.