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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Teppig überdecket wären. In der Kirche S. Giovanni e Paolo, welche
zu vorbemeldten großen Dominicaner Closter gehöret, ist außer der
Menge schöner Gemählde von Palma, Tiziano, Paolo Veronese,
Tintoretto, Bassani, Liberi pp. Das [unleserliches Material]merckwürdigste ist, ein
monument von Marmor mit einer urna, darin die Haut
des bekannten Helden Marci Antonii Bragadeni auf behalten
wird, welcher die Vestung Salamine in Cypern gegen die Türcken
sowohl defendiret hatte, bey deren Übergabe aber von Ihnen
lebendig geschunden wurde. Von dem vorhin gedachten Mahler
Liberi ist beyläuffig an zu mercken, daß derselbe ein getauffter
Jude gewesen, und seiner Kunst wegen zum zum Venetianischen Cava
liero gemacht worden, auf dem Todten Bette aber sich wieder zum
Judenthum bekannt habe. In der Madonna Capelle sind die aller
schönsten bas reliefs von weißen marmor rings umher in die
Mauer gesetzet, welche die Lebens Geschichte der H. Jungfrau
vorstellen. Vor dieser Johannis und Pauli Kirche, auf dem
Platz stehet die Statue des in 15 Seculo gewesenen Generals der
republic Bartholom. Colleoni von bronce zu Pferde auf
einem piedestal von Marmor, und in der so genannten Scuola
die St: Marco
, welche dichte bey eben dieser Kirche ist, sind abermal
treffliche Gemählde. Scuole heißen hier so viel als Brüderschafften,
welche ihre Oratoria oder Capellen haben, und ist nach dieser von
St: Marco die von St: Rocho die Frequenteste und reicheste, vor-
muthlich weil die republic der Pest=Gefahr sehr exponiret ist.
Das sey genug von Kirchen und Klöstern, nur mercken wir
bey dieser materie überhaupt noch an, daß die hiesigen Madonne,
soviel wir deren gesehen, durchgängig vollkommen a la moderne,
wie es einer Dame von condition zukommt, gekleidet sind.
Das Christkindel ist gleichfals da cavaliero angethan, und führet
nicht nur eine peruque, sondern auch Schuh und Strümpfe.
Die publiquen Functiones, welche wir Zeit unsers Hierseyns mit
angesehen, sind 1.) Das Marcus=Fest am 25 April. Den Doye mit
seinem bekannten habit processionirete mit der Signoria von der
großen marmoren Treppe in den Hof des Pallastes hinunter,
und sodann über den Marcus=Platz den kürtzesten Weg in die
Marcus-Kirche hinein. Gewiße lange machinen, die sil-
bernen trompeten ähnlich sehen, 8. Fahnen, und der verguldete

Teppig überdecket wären. In der Kirche S. Giovanni e Paolo, welche  
zu vorbemeldten großen Dominicaner Closter gehöret, ist außer der
Menge schöner Gemählde von Palma, Tiziano, Paolo Veronese,
Tintoretto, Bassani, Liberi pp. Das [unleserliches Material]merckwürdigste ist, ein
monument von Marmor mit einer urna, darin die Haut
des bekannten Helden Marci Antonii Bragadeni auf behalten
wird, welcher die Vestung Salamine in Cypern gegen die Türcken
sowohl defendiret hatte, bey deren Übergabe aber von Ihnen
lebendig geschunden wurde. Von dem vorhin gedachten Mahler
Liberi ist beyläuffig an zu mercken, daß derselbe ein getauffter
Jude gewesen, und seiner Kunst wegen zum zum Venetianischen Cava
liero gemacht worden, auf dem Todten Bette aber sich wieder zum
Judenthum bekannt habe. In der Madonna Capelle sind die aller
schönsten bas reliefs von weißen marmor rings umher in die
Mauer gesetzet, welche die Lebens Geschichte der H. Jungfrau
vorstellen. Vor dieser Johannis und Pauli Kirche, auf dem
Platz stehet die Statue des in 15 Seculo gewesenen Generals der
republic Bartholom. Colleoni von bronce zu Pferde auf
einem piedestal von Marmor, und in der so genannten Scuola
die St: Marco
, welche dichte bey eben dieser Kirche ist, sind abermal
treffliche Gemählde. Scuole heißen hier so viel als Brüderschafften,
welche ihre Oratoria oder Capellen haben, und ist nach dieser von
St: Marco die von St: Rocho die Frequenteste und reicheste, vor-
muthlich weil die republic der Pest=Gefahr sehr exponiret ist.
Das sey genug von Kirchen und Klöstern, nur mercken wir
bey dieser materie überhaupt noch an, daß die hiesigen Madonne,
soviel wir deren gesehen, durchgängig vollkommen à la moderne,
wie es einer Dame von condition zukommt, gekleidet sind.
Das Christkindel ist gleichfals da cavaliero angethan, und führet
nicht nur eine peruque, sondern auch Schuh und Strümpfe.
Die publiquen Functiones, welche wir Zeit unsers Hierseyns mit
angesehen, sind 1.) Das Marcus=Fest am 25 April. Den Doye mit
seinem bekannten habit processionirete mit der Signoria von der
großen marmoren Treppe in den Hof des Pallastes hinunter,
und sodann über den Marcus=Platz den kürtzesten Weg in die
Marcus-Kirche hinein. Gewiße lange machinen, die sil-
bernen trompeten ähnlich sehen, 8. Fahnen, und der verguldete

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[0761] Teppig überdecket wären. In der Kirche S. Giovanni e Paolo, welche   zu vorbemeldten großen Dominicaner Closter gehöret, ist außer der Menge schöner Gemählde von Palma, Tiziano, Paolo Veronese, Tintoretto, Bassani, Liberi pp. Das merckwürdigste , ein monument von Marmor mit einer urna, darin die Haut des bekannten Helden Marci Antonii Bragadeni auf behalten wird, welcher die Vestung Salamine in Cypern gegen die Türcken sowohl defendiret hatte, bey deren Übergabe aber von Ihnen lebendig geschunden wurde. Von dem vorhin gedachten Mahler Liberi ist beyläuffig an zu mercken, daß derselbe ein getauffter Jude gewesen, und seiner Kunst wegen zum zum Venetianischen Cava liero gemacht worden, auf dem Todten Bette aber sich wieder zum Judenthum bekannt habe. In der Madonna Capelle sind die aller schönsten bas reliefs von weißen marmor rings umher in die Mauer gesetzet, welche die Lebens Geschichte der H. Jungfrau vorstellen. Vor dieser Johannis und Pauli Kirche, auf dem Platz stehet die Statue des in 15 Seculo gewesenen Generals der republic Bartholom. Colleoni von bronce zu Pferde auf einem piedestal von Marmor, und in der so genannten Scuola die St: Marco, welche dichte bey eben dieser Kirche ist, sind abermal treffliche Gemählde. Scuole heißen hier so viel als Brüderschafften, welche ihre Oratoria oder Capellen haben, und ist nach dieser von St: Marco die von St: Rocho die Frequenteste und reicheste, vor- muthlich weil die republic der Pest=Gefahr sehr exponiret ist. Das sey genug von Kirchen und Klöstern, nur mercken wir bey dieser materie überhaupt noch an, daß die hiesigen Madonne, soviel wir deren gesehen, durchgängig vollkommen à la moderne, wie es einer Dame von condition zukommt, gekleidet sind. Das Christkindel ist gleichfals da cavaliero angethan, und führet nicht nur eine peruque, sondern auch Schuh und Strümpfe. Die publiquen Functiones, welche wir Zeit unsers Hierseyns mit angesehen, sind 1.) Das Marcus=Fest am 25 April. Den Doye mit seinem bekannten habit processionirete mit der Signoria von der großen marmoren Treppe in den Hof des Pallastes hinunter, und sodann über den Marcus=Platz den kürtzesten Weg in die Marcus-Kirche hinein. Gewiße lange machinen, die sil- bernen trompeten ähnlich sehen, 8. Fahnen, und der verguldete

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/761>, abgerufen am 23.11.2024.