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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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dieses Arsenals, war aber bereits zu der bevorstehenden Vermählungs-
ceremonie ins Waßer gelaßen. Es ist der ietzige ao 1727 unter dem Doye
Aloysio Mocenigo verfertiget worden, und komt einer Galeazza am nächsten.
Das gantze prächtige Gebäude bestehet aus 2 etagen. In der untern sind 42
Ruder=Bäncke, und wird jedwede mit 4 Mann besetzt. Die gantze obere
Etage ist ein Saal, darinn der Doye mit der Signoria und denen Ministris
auswärtiger puissances sitzet. Der Thron des Doye, welcher zu oberst auf
dem hinter Theil des Schiffs placiret ist, hat in der Rück Wand eine Thür, hin-
ter dem Thron aber ist in den Fußboden eine Öffnung geschnitten, durch
welche der Vermählungs Ring hinunter in das Waßer fällt, maaßen der
Doye durch gedachte Thür nachdem dieselbe vorher geöffnet worden,
solchen hinaus wirfft. Der Thron so wohl, als die Decke und das gantze
interieur dieses Saales ist von verguldetem SchnitzWerck und bas
relief, auswendig aber, und sonderlich an dem Vorder-Theil des
Schiffs findet sich das Schnitz=Werck an großen Statuen und andern
Symbolischen Vorstellungen noch häuffiger, und fällt wegen der
Verguldung so wohl, als wegen der saubern Arbeit, recht magnifique
in die Augen. In Summa alles ist von innen und von außen geschnitzt und
verguldet, bis auf den auswendigen Himmel der oberen etage, welcher
aber bey der Solennitaet mit einer großmächtigen Decke von rothen
Sammet, darinn das Wapen der Republic gestickt ist, überzogen
wird. Was wir sonst in diesem großen Arsenal gesehen , als die Ancker-
und andre Schmieden, die Stück=Gießerey, die Tau=Macherey, die
Werck=Stäte der Zimmer-Leute, Tischer, Wagner und andrer Hand=
Wercks Leute, deren Arbeit zur Land= und See=Armatur erfor-
dert wird, item die Magazine von eisernen und metallenen
canonen, welche letzteren iedoch allein hier gegoßen, die erstern
aber von Bergamo und Brescia hergebracht werden, ferner
die Behältniße Tauen und Seegel=Tuch, von Bomben und
Stück Kugeln, von Mast=Bäumen und andern Holtz pp. Das
alles ist en detail zu beschreiben unnöthig, auch leicht zu verachten,
daß, da dieses Zeughauß das eintzige in denen Landen der Republic
ist, es nothwendig in allen Stücken sehr reichlich versehen seyn müße.
Indeßen haben wir doch auf denen Sälen, wo das kleine Gewehr
aufbehalten wird, an Flinten und Pistolen einen starcken Mangel

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dieses Arsenals, war aber bereits zu der bevorstehenden Vermählungs-
ceremonie ins Waßer gelaßen. Es ist der ietzige ao 1727 unter dem Doye
Aloysio Mocenigo verfertiget worden, und komt einer Galeazza am nächsten.
Das gantze prächtige Gebäude bestehet aus 2 etagen. In der untern sind 42
Ruder=Bäncke, und wird jedwede mit 4 Mann besetzt. Die gantze obere
Etage ist ein Saal, darinn der Doye mit der Signoria und denen Ministris
auswärtiger puissances sitzet. Der Thron des Doye, welcher zu oberst auf
dem hinter Theil des Schiffs placiret ist, hat in der Rück Wand eine Thür, hin-
ter dem Thron aber ist in den Fußboden eine Öffnung geschnitten, durch
welche der Vermählungs Ring hinunter in das Waßer fällt, maaßen der
Doye durch gedachte Thür nachdem dieselbe vorher geöffnet worden,
solchen hinaus wirfft. Der Thron so wohl, als die Decke und das gantze
interieur dieses Saales ist von verguldetem SchnitzWerck und bas
relief, auswendig aber, und sonderlich an dem Vorder-Theil des
Schiffs findet sich das Schnitz=Werck an großen Statuen und andern
Symbolischen Vorstellungen noch häuffiger, und fällt wegen der
Verguldung so wohl, als wegen der saubern Arbeit, recht magnifique
in die Augen. In Summa alles ist von innen und von außen geschnitzt und
verguldet, bis auf den auswendigen Himmel der oberen etage, welcher
aber bey der Solennitaet mit einer großmächtigen Decke von rothen
Sammet, darinn das Wapen der Republic gestickt ist, überzogen
wird. Was wir sonst in diesem großen Arsenal gesehen , als die Ancker-
und andre Schmieden, die Stück=Gießerey, die Tau=Macherey, die
Werck=Stäte der Zimmer-Leute, Tischer, Wagner und andrer Hand=
Wercks Leute, deren Arbeit zur Land= und See=Armatur erfor-
dert wird, item die Magazine von eisernen und metallenen
canonen, welche letzteren iedoch allein hier gegoßen, die erstern
aber von Bergamo und Brescia hergebracht werden, ferner
die Behältniße Tauen und Seegel=Tuch, von Bomben und
Stück Kugeln, von Mast=Bäumen und andern Holtz pp. Das
alles ist en detail zu beschreiben unnöthig, auch leicht zu verachten,
daß, da dieses Zeughauß das eintzige in denen Landen der Republic
ist, es nothwendig in allen Stücken sehr reichlich versehen seyn müße.
Indeßen haben wir doch auf denen Sälen, wo das kleine Gewehr
aufbehalten wird, an Flinten und Pistolen einen starcken Mangel

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[0756] 371 dieses Arsenals, war aber bereits zu der bevorstehenden Vermählungs- ceremonie ins Waßer gelaßen. Es ist der ietzige ao 1727 unter dem Doye Aloysio Mocenigo verfertiget worden, und komt einer Galeazza am nächsten. Das gantze prächtige Gebäude bestehet aus 2 etagen. In der untern sind 42 Ruder=Bäncke, und wird jedwede mit 4 Mann besetzt. Die gantze obere Etage ist ein Saal, darinn der Doye mit der Signoria und denen Ministris auswärtiger puissances sitzet. Der Thron des Doye, welcher zu oberst auf dem hinter Theil des Schiffs placiret ist, hat in der Rück Wand eine Thür, hin- ter dem Thron aber ist in den Fußboden eine Öffnung geschnitten, durch welche der Vermählungs Ring hinunter in das Waßer fällt, maaßen der Doye durch gedachte Thür nachdem dieselbe vorher geöffnet worden, solchen hinaus wirfft. Der Thron so wohl, als die Decke und das gantze interieur dieses Saales ist von verguldetem SchnitzWerck und bas relief, auswendig aber, und sonderlich an dem Vorder-Theil des Schiffs findet sich das Schnitz=Werck an großen Statuen und andern Symbolischen Vorstellungen noch häuffiger, und fällt wegen der Verguldung so wohl, als wegen der saubern Arbeit, recht magnifique in die Augen. In Summa alles ist von innen und von außen geschnitzt und verguldet, bis auf den auswendigen Himmel der oberen etage, welcher aber bey der Solennitaet mit einer großmächtigen Decke von rothen Sammet, darinn das Wapen der Republic gestickt ist, überzogen wird. Was wir sonst in diesem großen Arsenal gesehen , als die Ancker- und andre Schmieden, die Stück=Gießerey, die Tau=Macherey, die Werck=Stäte der Zimmer-Leute, Tischer, Wagner und andrer Hand= Wercks Leute, deren Arbeit zur Land= und See=Armatur erfor- dert wird, item die Magazine von eisernen und metallenen canonen, welche letzteren iedoch allein hier gegoßen, die erstern aber von Bergamo und Brescia hergebracht werden, ferner die Behältniße Tauen und Seegel=Tuch, von Bomben und Stück Kugeln, von Mast=Bäumen und andern Holtz pp. Das alles ist en detail zu beschreiben unnöthig, auch leicht zu erachten, daß, da dieses Zeughauß das eintzige in denen Landen der Republic ist, es nothwendig in allen Stücken sehr reichlich versehen seyn müße. Indeßen haben wir doch auf denen Sälen, wo das kleine Gewehr aufbehalten wird, an Flinten und Pistolen einen starcken Mangel

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/756>, abgerufen am 17.09.2024.