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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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dem großen balcon, auf welchem der Pabst Seegen und Fluch
austheilet, war das portrait des Beatificandi in einer
glorie, über der Kirch-Thür unter dem portique aber ein
demselben zugeschriebenes miracul, u. über dem bemeldten
Altar in der Kirche abermal sein Bildniß wohl gemahlet
aufgehenget, alle 3 Stücke aber wurden durch gelbe seidne
Vorhänge bedecket gehalten. Die gantze Solennitaet bestund
darinn, daß ein geistlicher auf eine kleine express dazu
hingesetzte Cantzel stieg, und das Päbstl: beatifications-decret
ablase, worauf also fort die gedachten Vorhänge weg ge-
nommen, die vor dem Bilde über dem Altar aufgesteckte
Kertzen angezündet, und die hinter der Kirche gepflantzten
kleinen Stücke oder Peller abgefeuret wurden, man
auch auf 2 Chören gegen einander über vocaliter musicirte.
Die darauf folgende Meße haben wir nicht abgewartet.
Venerabilis, beatus und Sanctus sind bekantermaßen die
3 praedicata, welche der Pabst, nach vorher durch die
Congregationem rituum geschehener Untersuchung, einem
verstorbenen beylegen kan. Zu der untersten Stufe, nehml:
pro Venerabili erkannt zu werden, wird nur er-
fordert ein [unleserliches Material]Christlicher Tugend=Wandel, und zwar in
gradu heroico. Soll ein solcher Venerabilis zur andern
Stufe steigen, und ihm das beatus zu gesprochen werden,
so muß man wenigstens 2 Wunder erweisen, die
durch seine von Jemand begehrte Vorbitte nach seinem
Tode sich zu getragen. Zur dritten u. höchsten Stufe
der Sanctification aber erfordert man zum wenigsten
noch 2 andre, und zwar praecise solche Wunder, welche
allererst nach der beatification durch die Vorbitte des beati
gewürcket worden. So künstlich hat man es eingefädelt,
um diesen Handel ins weite zu spielen, folglich unter
dem praetext einer recht mühsamen, langwierigen
und gründlichen Untersuchung, dabey considerable Summen

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dem großen balcon, auf welchem der Pabst Seegen und Fluch
austheilet, war das portrait des Beatificandi in einer
glorie, über der Kirch-Thür unter dem portique aber ein
demselben zugeschriebenes miracul, u. über dem bemeldten
Altar in der Kirche abermal sein Bildniß wohl gemahlet
aufgehenget, alle 3 Stücke aber wurden durch gelbe seidne
Vorhänge bedecket gehalten. Die gantze Solennitaet bestund
darinn, daß ein geistlicher auf eine kleine express dazu
hingesetzte Cantzel stieg, und das Päbstl: beatifications-decret
ablase, worauf also fort die gedachten Vorhänge weg ge-
nommen, die vor dem Bilde über dem Altar aufgesteckte
Kertzen angezündet, und die hinter der Kirche gepflantzten
kleinen Stücke oder Peller abgefeuret wurden, man
auch auf 2 Chören gegen einander über vocaliter musicirte.
Die darauf folgende Meße haben wir nicht abgewartet.
Venerabilis, beatus und Sanctus sind bekantermaßen die
3 praedicata, welche der Pabst, nach vorher durch die
Congregationem rituum geschehener Untersuchung, einem
verstorbenen beylegen kan. Zu der untersten Stufe, nehml:
pro Venerabili erkannt zu werden, wird nur er-
fordert ein [unleserliches Material]Christlicher Tugend=Wandel, und zwar in
gradu heroico. Soll ein solcher Venerabilis zur andern
Stufe steigen, und ihm das beatus zu gesprochen werden,
so muß man wenigstens 2 Wunder erweisen, die
durch seine von Jemand begehrte Vorbitte nach seinem
Tode sich zu getragen. Zur dritten u. höchsten Stufe
der Sanctification aber erfordert man zum wenigsten
noch 2 andre, und zwar praecise solche Wunder, welche
allererst nach der beatification durch die Vorbitte des beati
gewürcket worden. So künstlich hat man es eingefädelt,
um diesen Handel ins weite zu spielen, folglich unter
dem praetext einer recht mühsamen, langwierigen
und gründlichen Untersuchung, dabey considerable Summen

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[0726] 356 dem großen balcon, auf welchem der Pabst Seegen und Fluch austheilet, war das portrait des Beatificandi in einer glorie, über der Kirch-Thür unter dem portique aber ein demselben zugeschriebenes miracul, u. über dem bemeldten Altar in der Kirche abermal sein Bildniß wohl gemahlet aufgehenget, alle 3 Stücke aber wurden durch gelbe seidne Vorhänge bedecket gehalten. Die gantze Solennitaet bestund darinn, daß ein geistlicher auf eine kleine express dazu hingesetzte Cantzel stieg, und das Päbstl: beatifications-decret ablase, worauf also fort die gedachten Vorhänge weg ge- nommen, die vor dem Bilde über dem Altar aufgesteckte Kertzen angezündet, und die hinter der Kirche gepflantzten kleinen Stücke oder Peller abgefeuret wurden, man auch auf 2 Chören gegen einander über vocaliter musicirte. Die darauf folgende Meße haben wir nicht abgewartet. Venerabilis, beatus und Sanctus sind bekantermaßen die 3 praedicata, welche der Pabst, nach vorher durch die Congregationem rituum geschehener Untersuchung, einem verstorbenen beylegen kan. Zu der untersten Stufe, nehml: pro Venerabili erkannt zu werden, wird nur er- fordert ein Christlicher Tugend=Wandel, und zwar in gradu heroico. Soll ein solcher Venerabilis zur andern Stufe steigen, und ihm das beatus zu gesprochen werden, so muß man wenigstens 2 Wunder erweisen, die durch seine von Jemand begehrte Vorbitte nach seinem Tode sich zu getragen. Zur dritten u. höchsten Stufe der Sanctification aber erfordert man zum wenigsten noch 2 andre, und zwar praecise solche Wunder, welche allererst nach der beatification durch die Vorbitte des beati gewürcket worden. So künstlich hat man es eingefädelt, um diesen Handel ins weite zu spielen, folglich unter dem praetext einer recht mühsamen, langwierigen und gründlichen Untersuchung, dabey considerable Summen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/726>, abgerufen am 24.11.2024.