Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].andern, und empfingen diese künstliche Oster-machinen aus der rechten andern, und empfingen diese künstliche Oster-machinen aus der rechten <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0703"/> andern, und empfingen diese künstliche Oster-machinen aus der rechten<lb/> Hand des Pabsts, nachdem sie diese letztere vorher geküßet. Die<lb/> ihnen folgende Bischöffe in partibus küßeten vor dem Empfang<lb/> dem Pabst das rechte Knie, die Praelaten und geringere Clerisey aber<lb/> den Fuß. Den mehrmals schon erwehnten Msgr: Bouchet distin-<lb/> guirete der Pabst bey dieser Gelegenheit vor allen andern seines-<lb/> gleichen dadurch, daß er ihm, nach verrichteten Fuß-Kuß, auch die<lb/> Hand zu küßen gab. Währender dieser Austheilung stehet auf<lb/> ieder Seite neben dem Pabst ein Cardinal. Der zur lincken Hand<lb/> reichet ihm eine Palme nach der andern, der zur rechten Hand<lb/> aber verhindert mit Vorreckung des Armes, daß die langen Palmen<lb/> den Pabst nicht in das Gesichte schlagen, welches leicht geschehen<lb/> kan, wenn zumal alte zitterigte Leute solche in Empfang<lb/> nehmen, und den Thron wieder hinunter steigen. Nach<lb/> verrichteter Austheilung erhub sich der Pabst von seinem Thron,<lb/> und wurde auf dem gewöhnl: Lehn-Stuhl unter einem Baldachin<lb/> der Procession nachgetragen, welche die sämtl: hohe und niedere<lb/> Clerisey, mit ihren in der Hand habenden Palmen, zur Capelle<lb/> hinaus, und in der sogenannten Sala Regia herum mache<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">ten.</add></subst><lb/> Auf einer Seite des Saals waren die cheveaux legers, u. auf<lb/> der andern die Schweitzer rangiret. So bald die Procession zur<lb/> Capelle hinaus war, wurde die Thür derselben zugemacht, und<lb/> nachdem der gantze Zug rund in dem Saal herum gewandert,<lb/> stellete sich der voran gehende † Träger vor dieselbe. Die Päbstl:<lb/> Sänger außerhalb im Saal, und die andre Parthie innerhalb der<lb/> Capellen ließen sich mit unterschiedenen antiphonen gegen<lb/> einander hören, und endl: wurde auf 3 maliges Anklopfen<lb/> mit gedachtem † die Capellen-Thüre geöffnet, durch welche<lb/> die gantze Procession mit dem Pabst wieder hinein zog, um<lb/> der Meße beyzu wohnen, welche wir aber nicht abwarteten.<lb/> Die gantze theatralische Handlung würde demjenigen, was sie<lb/> vorstellen soll, nothwendig näher kommen, wenn der Pabst<lb/> zu einem hiesigen Stadt-Thor einritte, und die Cardinäle<lb/> ihr ohnediß überflüßiges und ihnen beschwerliches Umhängsel<lb/> dabey unterbreiteten. Wie aber die eine geistl: Comedie so<lb/> wenig, als die andre einen wahren Nutzen haben würde,<lb/> also bleibet einem nur mittelmäßig unterrichteten Zu-<lb/> schauer nichts übrig, als sich höchlich zu verwundern, wie es </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0703]
andern, und empfingen diese künstliche Oster-machinen aus der rechten
Hand des Pabsts, nachdem sie diese letztere vorher geküßet. Die
ihnen folgende Bischöffe in partibus küßeten vor dem Empfang
dem Pabst das rechte Knie, die Praelaten und geringere Clerisey aber
den Fuß. Den mehrmals schon erwehnten Msgr: Bouchet distin-
guirete der Pabst bey dieser Gelegenheit vor allen andern seines-
gleichen dadurch, daß er ihm, nach verrichteten Fuß-Kuß, auch die
Hand zu küßen gab. Währender dieser Austheilung stehet auf
ieder Seite neben dem Pabst ein Cardinal. Der zur lincken Hand
reichet ihm eine Palme nach der andern, der zur rechten Hand
aber verhindert mit Vorreckung des Armes, daß die langen Palmen
den Pabst nicht in das Gesichte schlagen, welches leicht geschehen
kan, wenn zumal alte zitterigte Leute solche in Empfang
nehmen, und den Thron wieder hinunter steigen. Nach
verrichteter Austheilung erhub sich der Pabst von seinem Thron,
und wurde auf dem gewöhnl: Lehn-Stuhl unter einem Baldachin
der Procession nachgetragen, welche die sämtl: hohe und niedere
Clerisey, mit ihren in der Hand habenden Palmen, zur Capelle
hinaus, und in der sogenannten Sala Regia herum macheten.
Auf einer Seite des Saals waren die cheveaux legers, u. auf
der andern die Schweitzer rangiret. So bald die Procession zur
Capelle hinaus war, wurde die Thür derselben zugemacht, und
nachdem der gantze Zug rund in dem Saal herum gewandert,
stellete sich der voran gehende † Träger vor dieselbe. Die Päbstl:
Sänger außerhalb im Saal, und die andre Parthie innerhalb der
Capellen ließen sich mit unterschiedenen antiphonen gegen
einander hören, und endl: wurde auf 3 maliges Anklopfen
mit gedachtem † die Capellen-Thüre geöffnet, durch welche
die gantze Procession mit dem Pabst wieder hinein zog, um
der Meße beyzu wohnen, welche wir aber nicht abwarteten.
Die gantze theatralische Handlung würde demjenigen, was sie
vorstellen soll, nothwendig näher kommen, wenn der Pabst
zu einem hiesigen Stadt-Thor einritte, und die Cardinäle
ihr ohnediß überflüßiges und ihnen beschwerliches Umhängsel
dabey unterbreiteten. Wie aber die eine geistl: Comedie so
wenig, als die andre einen wahren Nutzen haben würde,
also bleibet einem nur mittelmäßig unterrichteten Zu-
schauer nichts übrig, als sich höchlich zu verwundern, wie es
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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