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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und wider ein andermal 3 Waßer-Vögel, oder eine Art von Endten
glücklich verzehret habe. Es ist dieses dieselbe, welche mit ihren
4 Schwestern nicht ins Closter gewolt, auch durch ihre bewegliche
Vorstellungen, den König genöthiget, sie, gleich der ältesten
Schwester
, am Hofe zu behalten. Der Würtembergische Minister,
Monsieur Fesch taxirte den Schmuck dieser beyden Princessinnen,
denen er heute früh in ihrem Zimmer die Cour gemacht, auf
eine Million Livres. Es wurde aber dieser Calculus von
dem Sous-Introducteur auf 2 Millionen erhöhet, und son-
derlich ein Stein in Erwegung gezogen, welcher allein
200/m Livres gekostet. Nachdem endlich der König sich aus dem
Bette erhoben |: wovon dieses die marque ist, wenn die
eiserne Grille des innern Schloß-Hofes, welche sonst
nur halb offen stehet, gantz geöffnet wird:|: so verfügten
wir uns mit denen Introducteurs und anwesenden Mi-
nistris
in des Königs antichambre, musten aber auch
daselbst auf die Oeffnung des Schlaf-Zimmers noch 1/2 Stunde
warten, da wir denn Gelegenheit hatten, den Comte de
Baviere
, natürlicher Sohn des vorigen Chur-Fürsten, kennen
zu lernen. Bey Eröffnung gedachter Thure fanden wir
den König eben im Hände-Waschen begriffen, welches derge-
stalt sitzend geschiehet, daß ein Cammer-Diener vor ihm
kniet, und das verguldete Wasch-Becken auf des Königs
Schoße feste hält, ein zur Seite stehender Cammer-Diener aber
das Waßer aufgießet. Nach vollbrachtem Waschen stund der König
einen Augenblick auf, ließ sich den anhabenden gelben Schlafrock
mit silbernen Blumen, von dem Ober-Leibe abziehen und um den
Unterleib schlagen, setzte sich darauf wider nieder, und wurde ihm
das weiße Hembde über den Kopf hinunter, des schwartze aber zu
gleicher Zeit dergestalt geschickt heraufgezogen, daß man den bloßen
Leib wenig oder gar nicht sehen konte, worauf er den Stuhl und
Schlafrock quittirete, sich vor das Camin stellete, und nach ange-
legter übrigen Kleidung, welches dismal, der Czaarischen Trauer
wegen, Violet war, mit einem poudre-Mantel umgeben,
vor die Toilette setzte und daselbst die Haare accommodiren ließ.
Es bestehet aber diese Toilette in einem bloßen silbernen Spiegel,
welcher auf einem weiß bedeckten, mitten in die Stube geschobenen
Tische, vor dem König stehet, und zum Uberfluß, noch von einem
Gentil'homme gehalten wird. Sonst ist, außer einem kleinen silbernen

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und wider ein andermal 3 Waßer-Vögel, oder eine Art von Endten
glücklich verzehret habe. Es ist dieses dieselbe, welche mit ihren
4 Schwestern nicht ins Closter gewolt, auch durch ihre bewegliche
Vorstellungen, den König genöthiget, sie, gleich der ältesten
Schwester
, am Hofe zu behalten. Der Würtembergische Minister,
Monsieur Fesch taxirte den Schmuck dieser beyden Princessinnen,
denen er heute früh in ihrem Zimmer die Cour gemacht, auf
eine Million Livres. Es wurde aber dieser Calculus von
dem Sous-Introducteur auf 2 Millionen erhöhet, und son-
derlich ein Stein in Erwegung gezogen, welcher allein
200/m Livres gekostet. Nachdem endlich der König sich aus dem
Bette erhoben |: wovon dieses die marque ist, wenn die
eiserne Grille des innern Schloß-Hofes, welche sonst
nur halb offen stehet, gantz geöffnet wird:|: so verfügten
wir uns mit denen Introducteurs und anwesenden Mi-
nistris
in des Königs antichambre, musten aber auch
daselbst auf die Oeffnung des Schlaf-Zimmers noch ½ Stunde
warten, da wir denn Gelegenheit hatten, den Comte de
Baviére
, natürlicher Sohn des vorigen Chur-Fürsten, kennen
zu lernen. Bey Eröffnung gedachter Thure fanden wir
den König eben im Hände-Waschen begriffen, welches derge-
stalt sitzend geschiehet, daß ein Cammer-Diener vor ihm
kniet, und das verguldete Wasch-Becken auf des Königs
Schoße feste hält, ein zur Seite stehender Cammer-Diener aber
das Waßer aufgießet. Nach vollbrachtem Waschen stund der König
einen Augenblick auf, ließ sich den anhabenden gelben Schlafrock
mit silbernen Blumen, von dem Ober-Leibe abziehen und um den
Unterleib schlagen, setzte sich darauf wider nieder, und wurde ihm
das weiße Hembde über den Kopf hinunter, des schwartze aber zu
gleicher Zeit dergestalt geschickt heraufgezogen, daß man den bloßen
Leib wenig oder gar nicht sehen konte, worauf er den Stuhl und
Schlafrock quittirete, sich vor das Camin stellete, und nach ange-
legter übrigen Kleidung, welches dismal, der Czaarischen Trauer
wegen, Violet war, mit einem poudre-Mantel umgeben,
vor die Toilette setzte und daselbst die Haare accommodiren ließ.
Es bestehet aber diese Toilette in einem bloßen silbernen Spiegel,
welcher auf einem weiß bedeckten, mitten in die Stube geschobenen
Tische, vor dem König stehet, und zum Uberfluß, noch von einem
Gentil’homme gehalten wird. Sonst ist, außer einem kleinen silbernen

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[0070] 30 und wider ein andermal 3 Waßer-Vögel, oder eine Art von Endten glücklich verzehret habe. Es ist dieses dieselbe, welche mit ihren 4 Schwestern nicht ins Closter gewolt, auch durch ihre bewegliche Vorstellungen, den König genöthiget, sie, gleich der ältesten Schwester, am Hofe zu behalten. Der Würtembergl: Minister, Mr. Fesch taxirte den Schmuck dieser beyden Princessinnen, denen er heute früh in ihrem Zimmer die Cour gemacht, auf eine Million Livres. Es wurde aber dieser Calculus von dem Sous-Introducteur auf 2 Millionen erhöhet, und son- derlich ein Stein in Erwegung gezogen, welcher allein 200/m Livres gekostet. Nachdem endl: der König sich aus dem Bette erhoben |: wovon dieses die marque ist, wenn die eiserne Grille des innern Schloß-Hofes, welche sonst nur halb offen stehet, gantz geöffnet wird:|: so verfügten wir uns mit denen Introducteurs und anwesenden Mi- nistris in des Königs antichambre, musten aber auch daselbst auf die Oeffnung des Schlaf-Zimmers noch ½ Stunde warten, da wir denn Gelegenheit hatten, den Comte de Baviére, natürl:er Sohn des vorigen Chur-Fürsten, kennen zu lernen. Bey Eröffnung gedachter Thure fanden wir den König eben im Hände-Waschen begriffen, welches derge- stalt sitzend geschiehet, daß ein Cammer-Diener vor ihm kniet, und das verguldete Wasch-Becken auf des Königs Schoße feste hält, ein zur Seite stehender Cammer-Diener aber das Waßer aufgießet. Nach vollbrachtem Waschen stund der König einen Augenblick auf, ließ sich den anhabenden gelben Schlafrock mit silbernen Blumen, von dem Ober-Leibe abziehen und um den Unterleib schlagen, setzte sich darauf wider nieder, und wurde ihm das weiße Hembde über den Kopf hinunter, des schwartze aber zu gleicher Zeit dergestalt geschickt heraufgezogen, daß man den bloßen Leib wenig oder gar nicht sehen konte, worauf er den Stuhl und Schlafrock quittirete, sich vor das Camin stellete, und nach ange- legter übrigen Kleidung, welches dismal, der Czaarischen Trauer wegen, Violet war, mit einem poudre-Mantel umgeben, vor die Toilette setzte und daselbst die Haare accommodiren ließ. Es bestehet aber diese Toilette in einem bloßen silbernen Spiegel, welcher auf einem weiß bedeckten, mitten in die Stube geschobenen Tische, vor dem König stehet, und zum Uberfluß, noch von einem Gentil’homme gehalten wird. Sonst ist, außer einem kleinen silbernen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/70>, abgerufen am 27.11.2024.