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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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caracterisiret sey, bestärcket worden sind. Er erzehlete uns einen
Graf Reußen bey der Kayl: Crönung in Franckfurth gesprochen
zu haben, welches ohne Zweifel Ihro des IIIden Hln von Unter Graitz
Hochgrafl: Gnd: gewesen. Als wir vor etlichen Tagen in der
gewöhnln kleinen Abend-Gesellschafft bey der Princessin Borghese
waren, und Msgr. Thun sich gleichfals einfand, kam auch bald
nachher der Printz von Mansfeld, da denn die beyderseitige Con-
tenance sich so weit erstreckete, daß sie thaten, als ob keiner
den andern sähe, ohnerachtet sie wegen der ersten Gemahlin
des Printzen mit einander verwand sind: Dieser erzehlete
der Princessin Borghese etwas von dere Wienerischen music,
und gebrauchte sich des Ausdrucks alla nostra corte, corrigirete
sich aber sogleich wieder und sagte: alla corte de Vienna, wel-
ches Msgr. Thun gar wohl attendiret zu haben, durch seine
mine zu erkennen gab. Mehrere andere neue Bekant-
schafften werden in folgenden bey Gelegenheit vorkommen.

Gespeiset haben wir
zweymal bey dem Konige von Engelland, und einmal bey dem
Card: Tencin, in Gesellschafft des Printzen von Mansfeld, des
alten nunmehro von hier abgehenden Malthesischen Ambassa-
deurs Baron von Schade, des ietzigen neuen Ambassadeurs Tencin
und des Malthesischen Commandeurs de Pioulin, welcher letztere
in affairen seines Ordens 2 Jahr zu Wien gewesen, und
die Königin von Ungarn nicht gnug zu rühmen wuste.
Ferner sind wir einmal zur Tafel gewesen bey dem
Card: Staats-Secretario Valenti. Die MitGäste waren: Msgr.
de Thun, Msgr. Pacca ein gelehrter u. moderater Mann, der
ehemals schon gedachte Msgr. Gotward, Msgr. Cornaro und
ein alter Mann, welcher du cote gauche aus dem Hause
Gonzaga ist. Endl: sind wir auch bey dem Msgr. de Thun
zu Gaste gewesen. Die Tisch-Gesellschafft war: ein
junger Graf Erdödi aus Ungarn, dH. von Reventlau und
ein Kayl: Obrist-Lieutenant Nahmens Martini, aus dem
Braunschweigl: bürtig, welcher bey letztem Italiänil: Frieden als
Geisel denen Spaniern übergeben, bisdato aber gegen die
Spanil. Geiseln nicht ausgewechselt worden, und, weil er keine
Subsistentz gehabt, mit guter Art aus Sicilien entkommen.

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caracterisiret sey, bestärcket worden sind. Er erzehlete uns einen
Graf Reußen bey der Kayl: Crönung in Franckfurth gesprochen
zu haben, welches ohne Zweifel Ihro des IIIden Hln von Unter Graitz
Hochgrafl: Gnd: gewesen. Als wir vor etlichen Tagen in der
gewöhnln kleinen Abend-Gesellschafft bey der Princessin Borghese
waren, und Msgr. Thun sich gleichfals einfand, kam auch bald
nachher der Printz von Mansfeld, da denn die beyderseitige Con-
tenance sich so weit erstreckete, daß sie thaten, als ob keiner
den andern sähe, ohnerachtet sie wegen der ersten Gemahlin
des Printzen mit einander verwand sind: Dieser erzehlete
der Princessin Borghese etwas von dere Wienerischen music,
und gebrauchte sich des Ausdrucks alla nostra corte, corrigirete
sich aber sogleich wieder und sagte: alla corte de Vienna, wel-
ches Msgr. Thun gar wohl attendiret zu haben, durch seine
mine zu erkennen gab. Mehrere andere neue Bekant-
schafften werden in folgenden bey Gelegenheit vorkommen.

Gespeiset haben wir
zweymal bey dem Konige von Engelland, und einmal bey dem
Card: Tencin, in Gesellschafft des Printzen von Mansfeld, des
alten nunmehro von hier abgehenden Malthesischen Ambassa-
deurs Baron von Schade, des ietzigen neuen Ambassadeurs Tencin
und des Malthesischen Commandeurs de Pioulin, welcher letztere
in affairen seines Ordens 2 Jahr zu Wien gewesen, und
die Königin von Ungarn nicht gnug zu rühmen wuste.
Ferner sind wir einmal zur Tafel gewesen bey dem
Card: Staats-Secretario Valenti. Die MitGäste waren: Msgr.
de Thun, Msgr. Pacca ein gelehrter u. moderater Mann, der
ehemals schon gedachte Msgr. Gotward, Msgr. Cornaro und
ein alter Mann, welcher du coté gauche aus dem Hause
Gonzaga ist. Endl: sind wir auch bey dem Msgr. de Thun
zu Gaste gewesen. Die Tisch-Gesellschafft war: ein
junger Graf Erdödi aus Ungarn, dH. von Reventlau und
ein Kayl: Obrist-Lieutenant Nahmens Martini, aus dem
Braunschweigl: bürtig, welcher bey letztem Italiänil: Frieden als
Geisel denen Spaniern übergeben, bisdato aber gegen die
Spanil. Geiseln nicht ausgewechselt worden, und, weil er keine
Subsistentz gehabt, mit guter Art aus Sicilien entkommen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/688>, abgerufen am 23.11.2024.