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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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nicht anders, als ob ein großer Strohm zwischen Steinen und
Klippen hindurch flöße. Wenn der Berg sich entzündet, so
ist leich zu erachten, daß das Feuer und die materie, so zu
sagen, aus allen solchen Löchern heraus breche, und die bocca
oder der Graben alsdenn einem hohen Ofen vollkommen gleich
sey. Wie denn auch bey solchen Entzündungen nothwendig man-
che Oeffnungen vergrößert, manche hingegen zugedecket, und
durch die geschmoltzene materie viele Tiefen ausgefüllet und
erhöhet, viele Höhen hingegen in Tiefen verwandelt werden,
welche Umstände denn die obberühreten Veränderungen des
Berges zu Wege bringen. Nachdem wir auf unserm er-
wählten Platz die inwendige bisher beschriebene Beschaffenheit
der bocca genugsam betrachtet, und die Versuchung, vollend
gantz hinunter zu steigen, um so leichter überwunden,
da unsre Führer uns versicherten, daß zwar nicht die Ent-
zündungen, wohl aber die Erschütterungen des Berges sich
unverhofft zu ereignen pflegten, und folglich durch herun-
terfallende Steine oder Schutt man unten in der Tiefe leicht
Schaden nehmen könne: So nahmen wir unsern
Rückweg wieder nach dem Rande des Grabens hinauf,
und von da den Berg hinunter bis an den Ort, da wir
unsre Esel zurück gelaßen, woselbst der von Resina aus
mitgenommene rothe Wein nebst etwas Brodt und Wurst
uns und unsern Führern anstatt einer vorläuffigen
Mittags-Mahlzeit wohl zu statten kam. Der Wein
wurde vor Lacrymae ausgegeben, als welche Sorte an dem
Fuß des Vesuvii wächset, wie denn in dieser untern
Gegend des Berges alles, was die Feuer Ströhme übrig ge-
laßen, mit Wein-Bergen bis nach der See hinunter
bebauet ist. Es gehet aber mit diesen Thränen wie mit
dem Tokayer, und sind die veritablen nur in geringer
quantitaet, und, wie wir berichtet worden, nur in der
Kellerey des Königs vorhanden, der davon presente machet.
Bey dieser Collation examinirten wir unsre Bauren, wie
ihnen wegen der beständig von dem Berge zu besorgen-
den Gefahr zu muthe sey, da denn ihre Antwort war: questo

nicht anders, als ob ein großer Strohm zwischen Steinen und
Klippen hindurch flöße. Wenn der Berg sich entzündet, so
ist leich zu erachten, daß das Feuer und die materie, so zu
sagen, aus allen solchen Löchern heraus breche, und die bocca
oder der Graben alsdenn einem hohen Ofen vollkommen gleich
sey. Wie denn auch bey solchen Entzündungen nothwendig man-
che Oeffnungen vergrößert, manche hingegen zugedecket, und
durch die geschmoltzene materie viele Tiefen ausgefüllet und
erhöhet, viele Höhen hingegen in Tiefen verwandelt werden,
welche Umstände denn die obberühreten Veränderungen des
Berges zu Wege bringen. Nachdem wir auf unserm er-
wählten Platz die inwendige bisher beschriebene Beschaffenheit
der bocca genugsam betrachtet, und die Versuchung, vollend
gantz hinunter zu steigen, um so leichter überwunden,
da unsre Führer uns versicherten, daß zwar nicht die Ent-
zündungen, wohl aber die Erschütterungen des Berges sich
unverhofft zu ereignen pflegten, und folglich durch herun-
terfallende Steine oder Schutt man unten in der Tiefe leicht
Schaden nehmen könne: So nahmen wir unsern
Rückweg wieder nach dem Rande des Grabens hinauf,
und von da den Berg hinunter bis an den Ort, da wir
unsre Esel zurück gelaßen, woselbst der von Resina aus
mitgenommene rothe Wein nebst etwas Brodt und Wurst
uns und unsern Führern anstatt einer vorläuffigen
Mittags-Mahlzeit wohl zu statten kam. Der Wein
wurde vor Lacrymae ausgegeben, als welche Sorte an dem
Fuß des Vesuvii wächset, wie denn in dieser untern
Gegend des Berges alles, was die Feuer Ströhme übrig ge-
laßen, mit Wein-Bergen bis nach der See hinunter
bebauet ist. Es gehet aber mit diesen Thränen wie mit
dem Tokayer, und sind die veritablen nur in geringer
quantitaet, und, wie wir berichtet worden, nur in der
Kellerey des Königs vorhanden, der davon presente machet.
Bey dieser Collation examinirten wir unsre Bauren, wie
ihnen wegen der beständig von dem Berge zu besorgen-
den Gefahr zu muthe sey, da denn ihre Antwort war: questo

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[0669] nicht anders, als ob ein großer Strohm zwischen Steinen und Klippen hindurch flöße. Wenn der Berg sich entzündet, so ist leich zu erachten, daß das Feuer und die materie, so zu sagen, aus allen solchen Löchern heraus breche, und die bocca oder der Graben alsdenn einem hohen Ofen vollkommen gleich sey. Wie denn auch bey solchen Entzündungen nothwendig man- che Oeffnungen vergrößert, manche hingegen zugedecket, und durch die geschmoltzene materie viele Tiefen ausgefüllet und erhöhet, viele Höhen hingegen in Tiefen verwandelt werden, welche Umstände denn die obberühreten Veränderungen des Berges zu Wege bringen. Nachdem wir auf unserm er- wählten Platz die inwendige bisher beschriebene Beschaffenheit der bocca genugsam betrachtet, und die Versuchung, vollend gantz hinunter zu steigen, um so leichter überwunden, da unsre Führer uns versicherten, daß zwar nicht die Ent- zündungen, wohl aber die Erschütterungen des Berges sich unverhofft zu ereignen pflegten, und folglich durch herun- terfallende Steine oder Schutt man unten in der Tiefe leicht Schaden nehmen könne: So nahmen wir unsern Rückweg wieder nach dem Rande des Grabens hinauf, und von da den Berg hinunter bis an den Ort, da wir unsre Esel zurück gelaßen, woselbst der von Resina aus mitgenommene rothe Wein nebst etwas Brodt und Wurst uns und unsern Führern anstatt einer vorläuffigen Mittags-Mahlzeit wohl zu statten kam. Der Wein wurde vor Lacrymae ausgegeben, als welche Sorte an dem Fuß des Vesuvii wächset, wie denn in dieser untern Gegend des Berges alles, was die Feuer Ströhme übrig ge- laßen, mit Wein-Bergen bis nach der See hinunter bebauet ist. Es gehet aber mit diesen Thränen wie mit dem Tokayer, und sind die veritablen nur in geringer quantitaet, und, wie wir berichtet worden, nur in der Kellerey des Königs vorhanden, der davon presente machet. Bey dieser Collation examinirten wir unsre Bauren, wie ihnen wegen der beständig von dem Berge zu besorgen- den Gefahr zu muthe sey, da denn ihre Antwort war: questo

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/669>, abgerufen am 27.11.2024.