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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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diese Nase sollen die Saracenen bey einem Einfall in
hiesige Gegend abgeschlagen, und ins Meer geworffen haben.
Als man neue, um dieser Verstümmelung abzuhelffen, Nasen
über Nasen gemacht, keine einige aber sich auf den Ort
paßen und befestigen laßen wollen, erinnern sich endlich
die Fischer zu Puzzuolo, daß sie schon zu verschiedenen
malen ein weißes Steingen in ihren Netzen mit aus
der See gezogen, solches aber, als vermeintlich unnütz,
immer wieder hinein geworffen, kommen also auf die Ge-
dancken, ob nicht dieses Steingen die verlohrene Nase seyn
möchte, welches denn auch bey dem nächsten Fisch-Zug, da
solches Stückgen abermal im Netz gefangen wird, sich
würcklich also befindet, und die Nase, so bald man sie
auf das Gesicht appliciret, sich von selbst ohne den geringsten
dabey gebrauchten Kitt dergestalt feste anschließet, als ob
sie niemals wäre separiret gewesen. Wie es möglich
sey, dergleichen Dinge zu glauben, ist um so viel weni-
ger zu begreiffen, da es sichtbarlich in die Augen fält,
daß diese praetendirte Wunder-Nase mit einer schwartzen
fast eines Meßer-Rückens dicken materie angeklebet sey,
welches schwartze auf dem weißen gewaltig absticht, und
diese unverschämte legende bey denenjenigen, die ihre Sinnen
gebrauchen dürffen, durch einen bloßen Blick zu Schanden
macht. In eben dieser Kirche sind 2 Löcher im Fuß-Boden
gelaßen, durch welche die in dieser gantzen Gegend sich
findende unterirdische Wärme, iedoch ohne sensiblen Dunst
heraus gehet, und die Kirche gleichsam heitzet. Im Closter
Garten siehet man eine große Cisterne, welche auf
einer großen Colonna gantz frey stehet, so daß man
rund umher gehen kan, gleichwol aber mit einem Ge-
wölbe überdecket ist. Man hat sich zu dieser Invention
genötiget gesehen, um dem Cisternen=Waßer die Communi-
cation mit dem schwefeligten und vitrioligten Erdreich
ab zu schneiden. Aus dem Closter nahmen wir unsern
Weg zu Fuß rechter Hand in das kleine Thal Solfatara
genannt. Das Thal selbst sowol, als die umliegenden Berge

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diese Nase sollen die Saracenen bey einem Einfall in
hiesige Gegend abgeschlagen, und ins Meer geworffen haben.
Als man neue, um dieser Verstümmelung abzuhelffen, Nasen
über Nasen gemacht, keine einige aber sich auf den Ort
paßen und befestigen laßen wollen, erinnern sich endlich
die Fischer zu Puzzuolo, daß sie schon zu verschiedenen
malen ein weißes Steingen in ihren Netzen mit aus
der See gezogen, solches aber, als vermeintlich unnütz,
immer wieder hinein geworffen, kommen also auf die Ge-
dancken, ob nicht dieses Steingen die verlohrene Nase seyn
möchte, welches denn auch bey dem nächsten Fisch-Zug, da
solches Stückgen abermal im Netz gefangen wird, sich
würcklich also befindet, und die Nase, so bald man sie
auf das Gesicht appliciret, sich von selbst ohne den geringsten
dabey gebrauchten Kitt dergestalt feste anschließet, als ob
sie niemals wäre separiret gewesen. Wie es möglich
sey, dergleichen Dinge zu glauben, ist um so viel weni-
ger zu begreiffen, da es sichtbarlich in die Augen fält,
daß diese praetendirte Wunder-Nase mit einer schwartzen
fast eines Meßer-Rückens dicken materie angeklebet sey,
welches schwartze auf dem weißen gewaltig absticht, und
diese unverschämte legende bey denenjenigen, die ihre Sinnen
gebrauchen dürffen, durch einen bloßen Blick zu Schanden
macht. In eben dieser Kirche sind 2 Löcher im Fuß-Boden
gelaßen, durch welche die in dieser gantzen Gegend sich
findende unterirdische Wärme, iedoch ohne sensiblen Dunst
heraus gehet, und die Kirche gleichsam heitzet. Im Closter
Garten siehet man eine große Cisterne, welche auf
einer großen Colonna gantz frey stehet, so daß man
rund umher gehen kan, gleichwol aber mit einem Ge-
wölbe überdecket ist. Man hat sich zu dieser Invention
genötiget gesehen, um dem Cisternen=Waßer die Communi-
cation mit dem schwefeligten und vitrioligten Erdreich
ab zu schneiden. Aus dem Closter nahmen wir unsern
Weg zu Fuß rechter Hand in das kleine Thal Solfatara
genannt. Das Thal selbst sowol, als die umliegenden Berge

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[0656] 321 diese Nase sollen die Saracenen bey einem Einfall in hiesige Gegend abgeschlagen, und ins Meer geworffen haben. Als man neue, um dieser Verstümmelung abzuhelffen, Nasen über Nasen gemacht, keine einige aber sich auf den Ort paßen und befestigen laßen wollen, erinnern sich endl: die Fischer zu Puzzuolo, daß sie schon zu verschiedenen malen ein weißes Steingen in ihren Netzen mit aus der See gezogen, solches aber, als vermeintlich unnütz, immer wieder hinein geworffen, kommen also auf die Ge- dancken, ob nicht dieses Steingen die verlohrene Nase seyn möchte, welches denn auch bey dem nächsten Fisch-Zug, da solches Stückgen abermal im Netz gefangen wird, sich würcklich also befindet, und die Nase, so bald man sie auf das Gesicht appliciret, sich von selbst ohne den geringsten dabey gebrauchten Kitt dergestalt feste anschließet, als ob sie niemals wäre separiret gewesen. Wie es möglich sey, dergleichen Dinge zu glauben, ist um so viel weni- ger zu begreiffen, da es sichtbarlich in die Augen fält, daß diese praetendirte Wunder-Nase mit einer schwartzen fast eines Meßer-Rückens dicken materie angeklebet sey, welches schwartze auf dem weißen gewaltig absticht, und diese unverschämte legende bey denenjenigen, die ihre Sinnen gebrauchen dürffen, durch einen bloßen Blick zu Schanden macht. In eben dieser Kirche sind 2 Löcher im Fuß-Boden gelaßen, durch welche die in dieser gantzen Gegend sich findende unterirdische Wärme, iedoch ohne sensiblen Dunst heraus gehet, und die Kirche gleichsam heitzet. Im Closter Garten siehet man eine große Cisterne, welche auf einer großen Colonna gantz frey stehet, so daß man rund umher gehen kan, gleichwol aber mit einem Ge- wölbe überdecket ist. Man hat sich zu dieser Invention genötiget gesehen, um dem Cisternen=Waßer die Communi- cation mit dem schwefeligten und vitrioligten Erdreich ab zu schneiden. Aus dem Closter nahmen wir unsern Weg zu Fuß rechter Hand in das kleine Thal Solfatara genannt. Das Thal selbst sowol, als die umliegenden Berge

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/656>, abgerufen am 27.11.2024.