Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].318 Torre grega, welches 3 an der See-Küste, nach der Seite desBergs Vesuvii zu, gelegene Dörffer, oder vielmehr Flecken sind. Die Beschreibung von Portici bleibet ausgesetzet, bis wir noch einmal werden dort gewesen seyn, weil we- gen unverhoffter Ankunft des Königs, welcher seinen dortigen neuen Bau sehr fleißig besuchet, uns alles nur in höchsten Geschwindigkeit, manches aber gar nicht gezeiget werden konte. Der Königliche Zug bestund aus 3 sechsspännigen Carossen, in denen ersterer der König an fond, der Duca di Miranda aber rückwarts saß. Die Begleitung bestund in 8 Läuffern, etlichen reitenden Pagen und einem detachement von der garde du corps zu Pferde, welche letztere wohl beritten, und in blau, roth und Silber eben so gekleidet ist, als die Königlich Frantzösische Garde a cheval. Zu Resina ist dasjenige große Souterrain, darinn schon geraume 318 Torre grega, welches 3 an der See-Küste, nach der Seite desBergs Vesuvii zu, gelegene Dörffer, oder vielmehr Flecken sind. Die Beschreibung von Portici bleibet ausgesetzet, bis wir noch einmal werden dort gewesen seyn, weil we- gen unverhoffter Ankunft des Königs, welcher seinen dortigen neuen Bau sehr fleißig besuchet, uns alles nur in höchsten Geschwindigkeit, manches aber gar nicht gezeiget werden konte. Der Königliche Zug bestund aus 3 sechsspännigen Carossen, in denen ersterer der König an fond, der Duca di Miranda aber rückwarts saß. Die Begleitung bestund in 8 Läuffern, etlichen reitenden Pagen und einem detachement von der garde du corps zu Pferde, welche letztere wohl beritten, und in blau, roth und Silber eben so gekleidet ist, als die Königlich Frantzösische Garde à cheval. Zu Resina ist dasjenige große Souterrain, darinn schon geraume <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0650"/><fw type="folNum" place="top">318</fw><lb/> Torre grega, welches 3 an der See-Küste, nach der Seite des<lb/> Bergs Vesuvii zu, gelegene Dörffer, oder vielmehr Flecken<lb/> sind. Die Beschreibung von Portici bleibet ausgesetzet, bis<lb/> wir noch einmal werden dort gewesen seyn, weil we-<lb/> gen unverhoffter Ankunft des Königs, welcher seinen dortigen<lb/> neuen Bau sehr fleißig besuchet, uns alles nur in höchsten<lb/> Geschwindigkeit, manches aber gar nicht gezeiget werden konte.<lb/> Der <choice><abbr>königl:</abbr><expan>Königliche</expan></choice> Zug bestund aus 3 sechsspännigen Carossen, in<lb/> denen ersterer der König an fond, der Duca di Miranda aber<lb/> rückwarts saß. Die Begleitung bestund in 8 Läuffern,<lb/> etlichen reitenden Pagen und einem detachement von der<lb/> garde du corps zu Pferde, welche letztere wohl beritten, und<lb/> in blau, roth und Silber eben so gekleidet ist, als die <choice><abbr>königl:</abbr><expan>Königlich</expan></choice><lb/> Frantzösische Garde à cheval.</p><lb/> <p> Zu <hi rendition="#u">Resina</hi> ist dasjenige große Souterrain, darinn schon geraume<lb/> Jahre gegraben, und unter der Direction eines <choice><abbr>frantzöl:</abbr><expan>frantzösischen</expan></choice> Ingenieurs<lb/> von 18 Personen auf des Königs Kosten noch täglich gearbeitet<lb/> wird. So viel zuverläßige historische Nachrichten geben, kan<lb/> dieses Souterrain nichts anders seyn, als die ehemals hier ge-<lb/> standene schöne Stadt Herculea, welche ietzo wenigstens 70 Fuß<lb/> tief unter der Erde stecket. Ob dieselbe durch ein Erdbeben versuncken,<lb/> oder ob die Überdeckung durch einen aus dem Vesuvio ausge-<lb/> floßenen Feuer-Strohm geschehen, <add place="superlinear">ist nicht ausgemacht,<add place="superlinear"> </add></add>das letzte aber daher wahr-<lb/> scheinlicher, weil alle Balcken, die man hin <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wieder in<lb/> dem unterirdischen Gemäuer stecken findet, verbrannt sind,<lb/> doch ist die materie, welche alles dichte ausgefüllet und<lb/> gleichsam zugeschwemmet hat, weder sonderlich hart, noch<lb/> vielweniger metallisch, sondern siehet einem mit Erde ver-<lb/> mischten groben Sande, oder Tuf gantz ähnlich. Die zwey<lb/> Haupt-Gebäude, welche man gantz, und darinn eine Menge<lb/> der schönsten Statuen von Marmor und bronce auch Ge-<lb/> mählde und mosaique gefunden, sind ein tempel, und<lb/> ein amphitheatrum. Jenen hat man, nach herausgenommenen<lb/> Statuen, wieder zugeschüttet, daß also davon nichts mehr<lb/> sichtbar ist: hingegen continuiret man mit Ausführung<lb/> der Erde aus dem amphitheatro, fördert aber doch solche nicht<lb/> herauf zu Tage, sondern bringet sie zu Erspahrung der<lb/> Kosten unten an solche Orte, welche schon durchsuchet sind, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0650]
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Torre grega, welches 3 an der See-Küste, nach der Seite des
Bergs Vesuvii zu, gelegene Dörffer, oder vielmehr Flecken
sind. Die Beschreibung von Portici bleibet ausgesetzet, bis
wir noch einmal werden dort gewesen seyn, weil we-
gen unverhoffter Ankunft des Königs, welcher seinen dortigen
neuen Bau sehr fleißig besuchet, uns alles nur in höchsten
Geschwindigkeit, manches aber gar nicht gezeiget werden konte.
Der königl: Zug bestund aus 3 sechsspännigen Carossen, in
denen ersterer der König an fond, der Duca di Miranda aber
rückwarts saß. Die Begleitung bestund in 8 Läuffern,
etlichen reitenden Pagen und einem detachement von der
garde du corps zu Pferde, welche letztere wohl beritten, und
in blau, roth und Silber eben so gekleidet ist, als die königl:
Frantzösische Garde à cheval.
Zu Resina ist dasjenige große Souterrain, darinn schon geraume
Jahre gegraben, und unter der Direction eines frantzöl: Ingenieurs
von 18 Personen auf des Königs Kosten noch täglich gearbeitet
wird. So viel zuverläßige historische Nachrichten geben, kan
dieses Souterrain nichts anders seyn, als die ehemals hier ge-
standene schöne Stadt Herculea, welche ietzo wenigstens 70 Fuß
tief unter der Erde stecket. Ob dieselbe durch ein Erdbeben versuncken,
oder ob die Überdeckung durch einen aus dem Vesuvio ausge-
floßenen Feuer-Strohm geschehen, ist nicht ausgemacht, das letzte aber daher wahr-
scheinlicher, weil alle Balcken, die man hin u. wieder in
dem unterirdischen Gemäuer stecken findet, verbrannt sind,
doch ist die materie, welche alles dichte ausgefüllet und
gleichsam zugeschwemmet hat, weder sonderlich hart, noch
vielweniger metallisch, sondern siehet einem mit Erde ver-
mischten groben Sande, oder Tuf gantz ähnlich. Die zwey
Haupt-Gebäude, welche man gantz, und darinn eine Menge
der schönsten Statuen von Marmor und bronce auch Ge-
mählde und mosaique gefunden, sind ein tempel, und
ein amphitheatrum. Jenen hat man, nach herausgenommenen
Statuen, wieder zugeschüttet, daß also davon nichts mehr
sichtbar ist: hingegen continuiret man mit Ausführung
der Erde aus dem amphitheatro, fördert aber doch solche nicht
herauf zu Tage, sondern bringet sie zu Erspahrung der
Kosten unten an solche Orte, welche schon durchsuchet sind,
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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