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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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alten Peters=Kirche und hat man solchen mit einem niedrigen Gewölbe
überdeckt, auf dieses Gewölbe aber den ietzigen neuen Fuß-Boden geleget.
Man findet hier viele alte Begräbniße und andre ornamenta des alten
Gebäudes, welche hier mit beygesetzten Nachrichten aufbehalten werden.
An dem Begräbniß=monument Pabsts Bonifacii des VIIIten von weißen
Marmor ist wahr zu nehmen, daß er keine 3fache Crone, sondern
eine hohe, und mit einer einfachen Crone umgebene Mütze auf-
habe. Das Grab Kaysers Ottonis II siehet ietzo einem langen
mit Gypß überzogenen Back-Ofen gleich, weil man das Behältniß
des Kayserlichen Cörpers von rothem Porphyr hinweg genommen, und daraus
einen großen Tauf-Stein gemacht, welcher oben in der Kirche
in einer besondern magnifiquen Capelle zu sehen ist. Die Grab-
schrift lautet kurtz und gut also: Otto Secundus Imperator Augustus
der Grab-Stein Mauritii Grafens von Montfort, des großen
Verfolgers der Albigenser, enthält ein Eloge eben dieser seiner
vermeinten Helden-That. Ein Stück von dem Donations-Instru-
ment der Gräfin Mathildis ist hier auf einem weißen
Marmor-Stein zwar zu sehen, aber wegen der üblen Schrift
nicht zu lesen, so, daß man nicht wüste was es bedeuten
solte, wo nicht folgende leserliche Schrift auf einem besondern
Stein darüber gesetzet wäre: Fragmentum donationis Comtissae
Mathildis
1631 hic positum. Ein Bild von alter mosaique stellet
Petrum mit 3 Schlüßeln vor, welcher Umstand in einer gleich-
fals dabey gesetzten neuern Schrift sehr sorgfältig angemercket,
und zu verwundern ist, daß man diese Invention nicht schn-
eller gemacht, da sonst die geistliche Gewalt zu extendiren, auch
nicht die geringste Gelegenheit verabsäumet wird. Der Stein,
auf welchem die ehemaligen teutschen Kayser bey der hiesigen
Crönung gestanden oder gekniet, ist rund, von weißem Mar-
mor, und mit kleinen Rauten von rothem Porphys umgeben,
alles dieses aber nicht erhöhet, sondern dem übrigen Fuß-Boden
gleich. An einem weiß marmornen bas relief, welches zu
dem Grabe Pabsts Pauli II gehöret, siehet man die Schlange, welche
Adam und Eva verführet, mit einem Menschen-Gesicht vorge-
stellet. Das Grabmal des Römischen Consuls Junii Bassi, a la Romaine
von weißem Marmor gemacht, ist deswegen merckwürdig,
weil er kurtz vor seinem Absterben die christliche Religion ange-
nommen, daher er auch in der Inscription [unleserliches Material]Neop[unleserliches Material]tus genennet
wird. Die Cörper der Schwedischen Königin Christinae und der hiesigen
Englische Königin
ruhen auch in diesem Souterrain, und sind beyde in
ein Mauerwerck, iedoch an diversen Orten, eingeschloßen. Vielleicht
wird die letztere, wo sich anders dazu Geld Mittel finden, noch zur
Heiligen gemacht, und ist es mit der Capelle, welche ihr oben in der [unleserliches Material]Kirche
zugerichtet wird, vermutlich eben dahin angesehen. Wie man denn unter de

alten Peters=Kirche und hat man solchen mit einem niedrigen Gewölbe
überdeckt, auf dieses Gewölbe aber den ietzigen neuen Fuß-Boden geleget.
Man findet hier viele alte Begräbniße und andre ornamenta des alten
Gebäudes, welche hier mit beygesetzten Nachrichten aufbehalten werden.
An dem Begräbniß=monument Pabsts Bonifacii des VIIIten von weißen
Marmor ist wahr zu nehmen, daß er keine 3fache Crone, sondern
eine hohe, und mit einer einfachen Crone umgebene Mütze auf-
habe. Das Grab Kaysers Ottonis II siehet ietzo einem langen
mit Gypß überzogenen Back-Ofen gleich, weil man das Behältniß
des Kayserlichen Cörpers von rothem Porphyr hinweg genommen, und daraus
einen großen Tauf-Stein gemacht, welcher oben in der Kirche
in einer besondern magnifiquen Capelle zu sehen ist. Die Grab-
schrift lautet kurtz und gut also: Otto Secundus Imperator Augustus
der Grab-Stein Mauritii Grafens von Montfort, des großen
Verfolgers der Albigenser, enthält ein Eloge eben dieser seiner
vermeinten Helden-That. Ein Stück von dem Donations-Instru-
ment der Gräfin Mathildis ist hier auf einem weißen
Marmor-Stein zwar zu sehen, aber wegen der üblen Schrift
nicht zu lesen, so, daß man nicht wüste was es bedeuten
solte, wo nicht folgende leserliche Schrift auf einem besondern
Stein darüber gesetzet wäre: Fragmentum donationis Comtissae
Mathildis
1631 hic positum. Ein Bild von alter mosaique stellet
Petrum mit 3 Schlüßeln vor, welcher Umstand in einer gleich-
fals dabey gesetzten neuern Schrift sehr sorgfältig angemercket,
und zu verwundern ist, daß man diese Invention nicht schn-
eller gemacht, da sonst die geistliche Gewalt zu extendiren, auch
nicht die geringste Gelegenheit verabsäumet wird. Der Stein,
auf welchem die ehemaligen teutschen Kayser bey der hiesigen
Crönung gestanden oder gekniet, ist rund, von weißem Mar-
mor, und mit kleinen Rauten von rothem Porphys umgeben,
alles dieses aber nicht erhöhet, sondern dem übrigen Fuß-Boden
gleich. An einem weiß marmornen bas relief, welches zu
dem Grabe Pabsts Pauli II gehöret, siehet man die Schlange, welche
Adam und Eva verführet, mit einem Menschen-Gesicht vorge-
stellet. Das Grabmal des Römischen Consuls Junii Bassi, à la Romaine
von weißem Marmor gemacht, ist deswegen merckwürdig,
weil er kurtz vor seinem Absterben die christliche Religion ange-
nommen, daher er auch in der Inscription [unleserliches Material]Neop[unleserliches Material]tus genennet
wird. Die Cörper der Schwedischen Königin Christinae und der hiesigen
Englische Königin
ruhen auch in diesem Souterrain, und sind beyde in
ein Mauerwerck, iedoch an diversen Orten, eingeschloßen. Vielleicht
wird die letztere, wo sich anders dazu Geld Mittel finden, noch zur
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[0613] alten Peters=Kirche und hat man solchen mit einem niedrigen Gewölbe überdeckt, auf dieses Gewölbe aber den ietzigen neuen Fuß-Boden geleget. Man findet hier viele alte Begräbniße und andre ornamenta des alten Gebäudes, welche hier mit beygesetzten Nachrichten aufbehalten werden. An dem Begräbniß=monument Pabsts Bonifacii des VIIIten von weißen Marmor ist wahr zu nehmen, daß er keine 3fache Crone, sondern eine hohe, und mit einer einfachen Crone umgebene Mütze auf- habe. Das Grab Kaysers Ottonis II siehet ietzo einem langen mit Gypß überzogenen Back-Ofen gleich, weil man das Behältniß des kayl:n Cörpers von rothem Porphyr hinweg genommen, und daraus einen großen Tauf-Stein gemacht, welcher oben in der Kirche in einer besondern magnifiquen Capelle zu sehen ist. Die Grab- schrift lautet kurtz und gut also: Otto Secundus Imperator Augustus der Grab-Stein Mauritii Grafens von Montfort, des großen Verfolgers der Albigenser, enthält ein Eloge eben dieser seiner vermeinten Helden-That. Ein Stück von dem Donations-Instru- ment der Gräfin Mathildis ist hier auf einem weißen Marmor-Stein zwar zu sehen, aber wegen der üblen Schrift nicht zu lesen, so, daß man nicht wüste was es bedeuten solte, wo nicht folgende leserliche Schrift auf einem besondern Stein darüber gesetzet wäre: Fragmentum donationis Comtissae Mathildis 1631 hic positum. Ein Bild von alter mosaique stellet Petrum mit 3 Schlüßeln vor, welcher Umstand in einer gleich- fals dabey gesetzten neuern Schrift sehr sorgfältig angemercket, und zu verwundern ist, daß man diese Invention nicht schn- eller gemacht, da sonst die geistl: Gewalt zu extendiren, auch nicht die geringste Gelegenheit verabsäumet wird. Der Stein, auf welchem die ehemaligen teutschen Kayser bey der hiesigen Crönung gestanden oder gekniet, ist rund, von weißem Mar- mor, und mit kleinen Rauten von rothem Porphys umgeben, alles dieses aber nicht erhöhet, sondern dem übrigen Fuß-Boden gleich. An einem weiß marmornen bas relief, welches zu dem Grabe Pabsts Pauli II gehöret, siehet man die Schlange, welche Adam und Eva verführet, mit einem Menschen-Gesicht vorge- stellet. Das Grabmal des Röml: Consuls Junii Bassi, à la Romaine von weißem Marmor gemacht, ist deswegen merckwürdig, weil er kurtz vor seinem Absterben die christl. Religion ange- nommen, daher er auch in der Inscription Neop_ tus genennet wird. Die Cörper der Schwedl:n Königin Christinae und der hiesigen Engl: Königin ruhen auch in diesem Souterrain, u. sind beyde in ein Mauerwerck, iedoch an diversen Orten, eingeschloßen. Vielleicht wird die letztere, wo sich anders dazu Geld Mittel finden, noch zur Heiligen gemacht, u. ist es mit der Capelle, welche ihr oben in der Kirche zugerichtet wird, vermutlich eben dahin angesehen. Wie man denn unter de

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/613>, abgerufen am 17.09.2024.