Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].292 Figuren, unter welchen uns ein Sphynx die bekanteste war, sind auchzum Theil auf gewiße gelb, roth und blau ausgemahlte Felder gesetzet, wie man auch heute zu Tage an denen Gipß-Decken zu thun pfleget. Die Grab-Stäten selbst sind theils in der Haupt-Mauer mit gewölbten Schwibbögen angebracht, theils sind dazu besondre Vorlagen mit einem Frontispicio verfertiget, unter welchen Vorlagen die Schwibbögen eben so, wie in der Haupt-Mauer beschaffen sind. Auf der Fläche unter diesen Schwibbögen stehen die Urnen in gewißer Symmetrie eingemauret, so daß die Oeffnungen derer Urnen der Fläche eben so gleich sind, als die eingemaurten Töpfe in einen Küchen-Herd. Uber iedweder solcher Grb-Stäte ist ein nicht großer 4 eckter Mar- mor-Stein mit der Inscription, wovon folgende hier Platz finden mögen: L. Arruntius Anaclectus Sibi, filio, conjugi fecit. ** D. M. Arruntiae Florae Niceros contubernali Suae B. M. fecit et sibi posterisque suis. Die curioseste unter allen, lautet also: D. M. Successi Primicenia Soror fecit fratri bene merenti et piissimo Her. VII annis ego lamentale peregi nunc rapior tenebris et tegit ossa lapis desine Soror me iam flere Sepulcro hoc etiam multis Regibus ora tulit. Denen Liebhabern der Latinitaet wird die anatomie dieser Grabschrifft und sonderlich die Scansion derer darinn vorkommenden Verse überlaßen, als welche letztern, wie das übrige, mit lauter initial-Buchstaben in einem Context, auch ohne Unterscheidungs-Zeichen auf dem Stein zu sehen sind. Daß übrigens dieses Begräbniß ein Sepulcrum familiare des Arruntischen Geschlechts und derer libertorum deßelben gewesen, bezeiget der über dem Eingang noch vorhandene Mar- mor-Stein, auf welchem mit seiner Aufschrifft: LIBERT. ET FAMILIAE L. ARRVNT| L. F. ...TER. Vor etlichen Wochen hat man in eben diesem Weinberge noch ein anderes dergleichen Begräbniß-Gewölbe entdecket, welches aber doch nur in einem eintzigen 4eckten und ziemlich hohen Gewölbe bestehet. In der gantzen Mauer sind auf allen Seiten kleine Schwibbögen neben und über einander, in deren iedweden eine bis 2 Urnen auf die Weise eingemauret sind, wie bey dem vorigen Begräbniß erwehnet worden. Es geben diese kleine Nichen das Ansehen eines Tauben-Schlags, und werden dergleichen Gräber deswegen Columbaria genennet. Die unter iedweder Niche auf einem schmalen in die Mauer gesetzten Marmor-Stein befindlichen Grabschrifften ent- halten nur die bloßen Nahmen Zum Exempel Lucretius Celsus | | Lucretia Vitalis. ** M. Aquilius Mena. ** C. Julius Augusti L. L. Priamus et Babbia K. Parhalia coniunx. 292 Figuren, unter welchen uns ein Sphynx die bekanteste war, sind auchzum Theil auf gewiße gelb, roth und blau ausgemahlte Felder gesetzet, wie man auch heute zu Tage an denen Gipß-Decken zu thun pfleget. Die Grab-Stäten selbst sind theils in der Haupt-Mauer mit gewölbten Schwibbögen angebracht, theils sind dazu besondre Vorlagen mit einem Frontispicio verfertiget, unter welchen Vorlagen die Schwibbögen eben so, wie in der Haupt-Mauer beschaffen sind. Auf der Fläche unter diesen Schwibbögen stehen die Urnen in gewißer Symmetrie eingemauret, so daß die Oeffnungen derer Urnen der Fläche eben so gleich sind, als die eingemaurten Töpfe in einen Küchen-Herd. Uber iedweder solcher Grb-Stäte ist ein nicht großer 4 eckter Mar- mor-Stein mit der Inscription, wovon folgende hier Platz finden mögen: L. Arruntius Anaclectus Sibi, filio, conjugi fecit. ** D. M. Arruntiae Florae Niceros contubernali Suae B. M. fecit et sibi posterisque suis. Die curioseste unter allen, lautet also: D. M. Successi Primicenia Soror fecit fratri bene merenti et piissimo Her. VII annis ego lamentale peregi nunc rapior tenebris et tegit ossa lapis desine Soror me iam flere Sepulcro hoc etiam multis Regibus ora tulit. Denen Liebhabern der Latinitaet wird die anatomie dieser Grabschrifft und sonderlich die Scansion derer darinn vorkommenden Verse überlaßen, als welche letztern, wie das übrige, mit lauter initial-Buchstaben in einem Context, auch ohne Unterscheidungs-Zeichen auf dem Stein zu sehen sind. Daß übrigens dieses Begräbniß ein Sepulcrum familiare des Arruntischen Geschlechts und derer libertorum deßelben gewesen, bezeiget der über dem Eingang noch vorhandene Mar- mor-Stein, auf welchem mit seiner Aufschrifft: LIBERT. ET FAMILIAE L. ARRVNT| L. F. ...TER. Vor etlichen Wochen hat man in eben diesem Weinberge noch ein anderes dergleichen Begräbniß-Gewölbe entdecket, welches aber doch nur in einem eintzigen 4eckten und ziemlich hohen Gewölbe bestehet. In der gantzen Mauer sind auf allen Seiten kleine Schwibbögen neben und über einander, in deren iedweden eine bis 2 Urnen auf die Weise eingemauret sind, wie bey dem vorigen Begräbniß erwehnet worden. Es geben diese kleine Nichen das Ansehen eines Tauben-Schlags, und werden dergleichen Gräber deswegen Columbaria genennet. Die unter iedweder Niche auf einem schmalen in die Mauer gesetzten Marmor-Stein befindlichen Grabschrifften ent- halten nur die bloßen Nahmen Zum Exempel Lucretius Celsus | | Lucretia Vitalis. ** M. Aquilius Mena. ** C. Julius Augusti L. L. Priamus et Babbia K. 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Figuren, unter welchen uns ein Sphynx die bekanteste war, sind auch
zum Theil auf gewiße gelb, roth und blau ausgemahlte Felder gesetzet,
wie man auch heute zu Tage an denen Gipß-Decken zu thun pfleget.
Die Grab-Stäten selbst sind theils in der Haupt-Mauer mit gewölbten
Schwibbögen angebracht, theils sind dazu besondre Vorlagen mit einem
Frontispicio verfertiget, unter welchen Vorlagen die Schwibbögen
eben so, wie in der Haupt-Mauer beschaffen sind. Auf der Fläche
unter diesen Schwibbögen stehen die Urnen in gewißer Symmetrie
eingemauret, so daß die Oeffnungen derer Urnen der Fläche eben
so gleich sind, als die eingemaurten Töpfe in einen Küchen-Herd.
Uber iedweder solcher Grb-Stäte ist ein nicht großer 4 eckter Mar-
mor-Stein mit der Inscription, wovon folgende hier Platz finden mögen:
L. Arruntius Anaclectus Sibi, filio, conjugi fecit.
**
D. M. Arruntiae Florae Niceros contubernali Suae B. M.
fecit et sibi posterisque suis.
Die curioseste unter allen, lautet also:
D. M. Successi Primicenia Soror fecit fratri bene merenti
et piissimo Her. VII annis ego lamentale peregi nunc
rapior tenebris et tegit ossa lapis desine Soror me iam
flere Sepulcro hoc etiam multis Regibus ora tulit.
Denen Liebhabern der Latinitaet wird die anatomie dieser Grabschrifft
und sonderlich die Scansion derer darinn vorkommenden Verse überlaßen,
als welche letztern, wie das übrige, mit lauter initial-Buchstaben
in einem Context, auch ohne Unterscheidungs-Zeichen auf dem Stein
zu sehen sind. Daß übrigens dieses Begräbniß ein Sepulcrum
familiare des Arruntischen Geschlechts und derer libertorum deßelben
gewesen, bezeiget der über dem Eingang noch vorhandene Mar-
mor-Stein, mit seiner Aufschrifft:
LIBERT. ET FAMILIAE L. ARRVNT| L. F. ...TER.
Vor etlichen Wochen hat man in eben diesem Weinberge noch ein
anderes dergl: Begräbniß-Gewölbe entdecket, welches aber doch nur
in einem eintzigen 4eckten und ziemlich hohen Gewölbe bestehet.
In der gantzen Mauer sind auf allen Seiten kleine Schwibbögen
neben und über einander, in deren iedweden eine bis 2 Urnen
auf die Weise eingemauret sind, wie bey dem vorigen Begräbniß
erwehnet worden. Es geben diese kleine Nichen das Ansehen eines
Tauben-Schlags, und werden dergl: Gräber deswegen Columbaria
genennet. Die unter iedweder Niche auf einem schmalen in
die Mauer gesetzten Marmor-Stein befindl: Grabschrifften ent-
halten nur die bloßen Nahmen Z. E.
Lucretius Celsus | | Lucretia Vitalis.
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M. Aquilius Mena.
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C. Julius Augusti L. L. Priamus et Babbia K. Parhalia coniunx.
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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